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Zutritt verboten

Zutritt verboten

Titel: Zutritt verboten
Autoren: K.H. Scheer
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denken?“
    „Klar“, behauptete der rechte Schädel. „Ich habe auch mein eigenes Herz, und das ist ganz gut so. Ihr seht müde aus. Haben sie euch lange befragt?“
    Ich nickte und winkte ihm dann zu. Leiser rief er uns nach: „Wir sehen uns ja noch, wie? Übermorgen geht der Transport ab. Vielleicht kommen wir zusammen in eine Kabine.“
    Der zweiköpfige Mutant blieb zurück. Der eine Wächter sah uns ernst an, der andere lächelte spöttisch.
    „Na, der hat euch wohl beeindruckt, wie? Das sind kluge Burschen, die zwei. Paßt nur auf! Man kann lauthals brüllen, wenn sie sich streiten. Die haben nämlich beide Einfluß auf den Körper.“
    Die Tür schloß sich klirrend, und wir ließen uns auf die recht bequemen Betten sinken. Der Raum war klein aber sauber.
    „Junge, Junge“, flüsterte Hannibal. „Das hat mir noch in der Sammlung gefehlt! Was sollen wir mit dem anfangen?“
    „Mit denen“, korrigierte ich. „Das sind zwei selbständige Gehirne in zwei selbständigen Köpfen auf einem Körper. Wenn die positive Geisteseigenschaften entwickelt haben, erleben wir noch einige Überraschungen.“
    „Unterlagen anfordern“, hauchte er. „Wie ist das nun mit der Nachrichtenverbindung?“
    Ja, das wußte ich auch noch nicht. Gerade das wollte mir nicht gefallen! Wo blieb die unheimlich präzise funktionierende GWA-Maschinerie? Oder hatte sich der Alte auf vorbereitende Aufgaben beschränkt und uns persönlich dem russischen Geheimdienst überlassen?
    Ich hatte noch nicht einmal meinen Mikrosender im Oberschenkel sitzen. Wir waren bar einer jeden Spezialausrüstung. Wie sollten wir die bekommen?
    „Ein gesunder Schlaf dürfte die beste Lösung sein“, meinte der Kleine diplomatisch. „Singt er noch?“
    Ja – er sang noch, dieser seltsame Torby, dessen Mutter damals ihren Urlaub im sommerlichen Sibirien hatte verbringen wollen.
     
4. KAPITEL
     
    Die beiden Wachen blieben zurück. Neben dem untersetzten, kahlköpfigen Marschall stand ein junger Offizier mit den Schnüren eines Adjutanten. Er legte dem Befehlshaber der 8. Armee einige Berichte vor.
    „Vor der roten Linie stehenbleiben“, ordnete der Adju an. Wir taten es, da wir längst die silbrigen Kontakte bemerkt hatten. Wahrscheinlich eine tödliche Stromsperre.
    Die Herren hatten sich also gesichert.
    Draußen, weit hinter den sichtbaren Baumwipfeln, brandeten Lärmkaskaden auf. Ein atomares Triebwerk begann donnernd zu laufen. Wahrscheinlich brachten sie die starken Gleichrichtungs-Schirmfelder der Plasmadüsen auf Spannung. Das war immer so.
    Die Töne wurden schriller. Tausend Hunde schienen zu jaulen, und da verzog der Kommandierende das Gesicht.
    „Widerlich“, fauchte er. „Schließen Sie schon das Fenster.“
    Der Leutnant flitzte, und ich bemerkter das seltsame Funkeln in Hannibals Augen. Dieser Marschall Potrinskij schien die sehr hohen Schwingungen tatsächlich schlecht vertragen zu können.
    Er hüstelte, als der Lärm verklang. Die tiefen Töne schienen ihn nicht zu beeindrucken. Außerdem hatten sie die Strommeiler nun gut ausjustiert. Sie liefen ruhig und gleichmäßig. Es hörte sich so an, als bereiteten sie einen dicken Raumbrummer zum Start vor. Wir wußten längst, daß es in der Nähe einen kleineren Raumhafen gab. Er war aber ausschließlich den speziellen Erfordernissen der Abschußarmee vorbehalten.
    „Wieso sind Sie unempfindlich gegen jede Art der Willensbeeinflussung?“ fragte der Marschall plötzlich. Er besaß eine tiefe, volltönende Stimme. – Ich registrierte überrascht, daß er uns mit „Sie“ ansprach.
    „Das wissen wir selbst nicht. Wahrscheinlich eine Folge der Umwelt, in der wir bisher lebten.“
    Er nickte sachlich und blätterte weiter.
    „Infrarot können Sie wahrnehmen“, murmelte er mehr zu sich selbst. „Überraschend hohe Intelligenzquote. Haben Sie wissenschaftliche Kenntnisse?“
    „Soweit sie uns von unserem Vater vermittelt werden konnten, ja.“
    „Sie sprechen von Major von Essen, ehemals Kommandeur eines Waldforts?“
    „Jawohl, Marschall.“
    „Ihre Angaben stimmen. Es gab dort einen Balten mit dem gleichen Namen. Wir haben die Unterlagen vom Armee-Personalamt angefordert. Es tut mir leid um Ihren Vater.“
    Er sah kurz auf und nickte uns zu. Zehn Minuten lang sprach er kein Wort. Wir standen wie auf glühenden Stahlplatten. Was mochte hinter dem kahlen Schädel des Mannes ablaufen, der überhaupt kein Mann im Sinne des Wortes war? Was mochte das denebische Intelligenzgehirn
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