Zutritt verboten
Potrinskij! Das hatten wir schon vor fünf Jahren in der Sonderschulung der GWA gepaukt. Zur Zeit waren Plasmatriebwerke akut, aber das durfte ich nicht wissen.
Er winkte nach zehn Minuten ab.
„Danke, es genügt. Ihr Bruder ist ebenfalls beschlagen?“
„Ich habe mich mehr um rein praktische Dinge gekümmert“, erklärte der Zwerg. „Wir hatten da einige alte Buschpanzer im Fort. Ich hätte die Triebwerke reparieren können, aber die Uranstäbe in den Reaktoren wollten nicht mehr. Ich nehme an, daß die Anreicherung an U-235 Kernen nicht mehr einwandfrei war. Trotzdem strahlte das Zeug ganz gehörig.“
Er sagte nichts mehr, unterzeichnete dafür eine vorbereitete Urkunde und fügte handschriftlich etwas hinzu. Dann übergab er die Akte dem Adjutanten. Er lehnte sich weit in dem Arbeitssessel zurück und musterte uns erneut.
„Ich halte besonders Sie für einen vernünftigen Mann, Essen. Sie werden deshalb verstehen, daß ich Sie und Ihren Bruder nicht in die verseuchten Wälder zurückschicken darf. Die wilden Mutanten vermehren sich erschreckend. Früher hatten wir einmal angenommen, der radioaktiven Verseuchungen müßte unbedingt die Sterilität folgen. Das scheint nicht so zu sein. Es werden im Gegenteil immer neue Monster geboren. Sie sind hochwertige Ausnahmefälle. Trotzdem können wir Sie nicht in die menschliche Gesellschaft einordnen, da Sie nun einmal über geistige Gaben verfügen, die unter den Völkern erhebliche Unruhen auslösen könnten. Verstehen Sie das?“
Ich nickte stumpf. Hannibal sagte nichts.
„Wir müssen also dafür sorgen, daß Leute von Ihrer Art aus den Wäldern und ebenso von der Erde verschwinden. Es geht nicht an, wenn wir hier Lager errichten. Besonders die positiven Mutanten von Ihrer Klasse könnten sehr leicht Fluchtmöglichkeiten finden, und dann hätten wir das Chaos. Wir haben deshalb auf dem Mond großzügige und weiträumige Unterkünfte errichtet, die ausschließlich Ihnen vorbehalten bleiben. Es tut mir leid, Essen, aber ich muß Sie mit dem nächsten Transportschiff zum Mondlager schicken.“
„Sehr fein“, flüsterte ich blaß. „Und dann?“
„Dann können Sie leben, arbeiten oder sonst etwas tun. Wir sind an der Kohlenstoff-Katastrophe schuldig gewesen, also haben wir als Staat für sie zu sorgen. Sie können sogar ein positiv mutiertes Mädchen heiraten, nur werden Sie keine Söhne haben. Das müssen Sie auch verstehen.“
Seine Worte klangen mehr als vernünftig. Wenn er ein wirklicher Mensch gewesen wäre, hätte ich ihm nur beipflichten können. Schließlich hatte ich die Monstren des Urwaldes erlebt. Die durften sich einfach nicht fortpflanzen.
Da war nur ein kleiner Haken bei der ganzen Sache! Als Deneber sprach er todsicher nicht im Interesse der Menschheit.
„Ich verstehe auch das“, nickte ich müde.
„Anerkennenswert. Sie können schließlich nichts dafür. Da Sie so vernünftig sind und die Sachlage sehr genau kennen, biete ich Ihnen den Posten eines Aufsehers an. Jemand muß da oben dasein, der mit scharfen Sinnen über jene negativen Kreaturen wacht, die wir zwangsläufig auch zum Mond bringen müssen. Ein neues Gesetz verbietet den Abschuß. Wir müssen uns danach richten. Nun haben wir die Erfahrung gemacht, daß normale Menschen nicht als Wachen geeignet sind. Das können nur positive Mutanten mit geschärften oder nichtmenschlichen Sinnen. Es ist also so, daß wir weitestgehend auf normale menschliche Wachen verzichten. Damit haben Sie eine Aufgabe, die Sie sicherlich befriedigen wird. Sie erhalten elektrische Schockwaffen, mit denen Sie betäuben können. Wollen Sie das?“
Ich sah den Kleinen an. Da hatte der Marschall genau das ausgesprochen, was unser positronisches Riesengehirn als Wahrscheinlichkeitswert ausgerechnet hatte. Natürlich wurde versucht, klardenkende Menschen dort oben auszuschalten. Was verbarg sich hinter diesen so großartig getarnten und wundervoll erklärbaren Plänen?
Es war alles zu logisch, zu sauber durchdacht! Es gab nirgends einen Angriffspunkt, und jeder vernünftige Mensch mußte sich von selbst sagen, daß die Methode der Bewachung absolut stichhaltig und sogar rechtlich einwandfrei wäre.
„Ja, unter diesen Umständen werden wir wohl mitmachen“, sagte ich zögernd. „Was meinst du, Kleiner?“
„Ich denke, daß wir es nicht besser treffen können?“
„Schön – ich danke Ihnen. Sie werden dem menschlichen Kommandeur der Monsterstationen natürlich unterstellt sein, desgleichen
Weitere Kostenlose Bücher