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Zur Hoelle mit den Hexen

Titel: Zur Hoelle mit den Hexen
Autoren: Ursel Scheffler
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eine Regenwolke und steuert geradewegs auf ihren Dachgarten zu.
    Â»Jetzt haben wir uns ein Abendessen verdient!«, sagt sie zu Titus und streift an der Eingangstür die Schuhe von den Füßen, ehe sie das blaue Haus betritt.
    Als Erstes schüttet sie Trockenfutter in Titus’ Napf.
    Â»Ich hätte lieber Rollmops«, mault Titus.
    Â»Tut mir Leid. Hab ich nicht. Und ein Rollmopsherbeizauberspruch fällt mir so schnell nicht ein. Bin viiiiel zu müüüde!«
    Flora reckt die Arme und gähnt herzhaft.
    Â»Du hast wohl das Hexen schon total verlernt?«, motzt Titus.
    Â»Vielleicht hast du Recht«, sagt Flora nachdenklich. Sie steht auf und holt ein Glas Buttermilch. Dann kocht sie sich eine Sauerampfersuppe. Wenig später sitzt sie an dem kleinen grasgrünen Gartentisch neben den drei mächtigen Sonnenblumen, die aus einem mit Erde gefüllten Regenfass wachsen. Aber es will ihr nicht so recht schmecken. Der Besuch dieses seltsamen Vertreters liegt ihr im Magen.
    Â»Ich werde Henna anrufen«, sagt Flora zu Titus und springt auf. »Vielleicht können wir heute Abend zusammen ins Kino gehen? Im Hölli läuft ein himmlischer Film!«
    Aber da fällt ihr ein, dass das Kino in der Höllenstraße ist. Und da wohnt auch dieser unsympathische Lefiz. Schon hat sie keine Lust mehr auf Kino.
    In diesem Augenblick klingelt das Telefon. Auf einen Wink von Flora kommt es herangeschwebt. Es ist eines von den bequemen, luftleichten, drahtlosen Delta-1-Hexen-telefonen. Flora drückt auf den phosphorgrünen Knopf, der die Verbindung herstellt.
    Â»Hier Henna Rubinstein«, meldet sich eine dunkle, sympathische Frauenstimme.
    Â»Henna? Du? Das ist Gedankenzauberei! Gerade wollte ich dich auch anrufen!«
    Titus macht eine Katzengrimasse, rümpft die Nase, faucht verächtlich und verzieht sich in den farngrünen Blumenkorb mit dem Moospolster, der auf der anderen Seite des Dachgartens steht. Jetzt ist er wieder unsichtbar. Und stinksauer. Wenn Flora mit Henna telefoniert, dauert das meist stundenlang. Und es ist ein Gekichere und Gequietsche, unterbrochen von tausend Ahs und Ohs. Flora bemerkt dann überhaupt nicht, dass er auch noch da ist.
    So ist es auch diesmal. Titus kann ja nicht ahnen, dass das ausgedehnte Telefongespräch der beiden »zauberhaften« Damen sein Leben entscheidend verändern wird …
    Â»Florakindchen! Es war der totale Stress heute«, stöhnt Henna. »Bei mir ging es zu wie im Bienenkorb! Der ganze Frisiersalon war voller Kundinnen. Da kam so ein Ätz-Typ. Gesicht wie ein Sauerampfer. Du weißt schon: einer von der Sorte, die morgens mit Essig gurgeln und dann abends heimlich zum Lachen in den Keller schleichen. Er wollte mir tausend Schönheitsmittelchen und chemische Haarfärbewässerchen verkaufen. Ich hab ihm gesagt, dass ich nur noch natürliche Farben verwende, weil das gesünder ist, und dass er sich sein Giftzeugs ans Käppchen stecken kann - er trug so eine komische Baskenmütze.«
    Â»Das ist er«, murmelt Flora.
    Â»Und dann wollte er mir Haarwuchsmittel, Schuppenspray, Warzensalbe, Pickelcreme und sonst was andrehen. Da hab ich ihm gesagt, dass das alles nichts taugt und dass man höchstens die Krätze davon bekommt.«
    Â»Das hast du wirklich gesagt?«, ruft Flora erstaunt.
    Â»Warum nicht?«, grinst Henna. »Ich hab einmal so ein Haarwuchsmittel bei einer Kundin ausprobiert. Die hat überall rote Flecken bekommen!«
    Â»Und was hat der Typ geantwortet?«
    Â»Dass er nächste Woche wiederkommt und dass ich bis dahin meine Meinung ändern soll. Er hat mir seine komische Geschäftskarte in die Hand gedrückt.«
    Â»Hast du sie noch?«
    Â»Nein, die hab ich vor Wut gleich in den Papierkorb geschmissen. Ich hab sie gar nicht angeschaut. Schließlich hatte ich den Laden voller Kunden.«
    Â»Henna, ich muss mit dir reden«, flüstert Flora. »Und zwar nicht am Telefon. Das ist zu gefährlich. Und ehe ich komme, holst du diese Geschäftskarte aus dem Papierkorb und siehst sie dir genau an.«
    Â»Oh Frau, du machst einem ja ganz schön Angst. Wie schnell kannst du kommen?«
    Â»Schnell wie der Wind«, verspricht Flora und legt den Hörer auf. »Komm, Titus, wir fahren zu Henna!«
    Murrend bewegt sich Titus aus dem Körbchen. Er dehnt und reckt sich nach Katerart.
    Â»Nur nichts überstürzen«, brummt er.
    Â»Na, komm
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