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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)
Autoren: Daniela Herbst
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viel sei jedoch verraten: Ja, ich wurde zum Vampir, als ich mich mit meinen Kumpels volllaufen ließ, und darauf hoffte, eine der Dorfschlampen abzuschleppen.
     
    Aber zurück auf Anfang ...
    Es dämmerte ein Samstagabend wie jeder andere herauf. Manch glänzende Münze in den Taschen pilgerten wir zum Grünen Eber und freuten uns auf vergnügliche Stunden hirnloser Muse. Wir, damit sind die fünf Musketiere Jörn, Thies, Henri, der Typ dessen Name ich vergessen habe, und meine Wenigkeit gemeint. Eine Handvoll wackere Idioten auf dem Weg in die Verdammnis.
    Na, objektiv betrachtet bestieg nur einer den Zug ins Fegefeuer. Die übrigen Vier führten ihr kümmerliches Leben ungebrochen fort. Bei meiner schwarzen Seele, manchmal vermisse ich diese Versager! Tagediebe und Schmarotzer, nichtsdestoweniger Männer von einzigartigen Fähigkeiten.
    Jörn beispielsweise brachte durchaus die nötigen Voraussetzungen mit, um ein großer Poet zu werden. So prägte er den bei uns allen sehr beliebten Ausspruch: »Geiles Weib nimm mich gleich oder ich komme in zehn Minuten wieder!« Bevor er sein Talent entfalten konnte, starb er allerdings mit sechsundzwanzig unter ungeklärten Umständen; eine rostige Nagelfeile in der Brust. Laut Meinung der zuständigen Beamten hatte er sie sich mit größter Wahrscheinlichkeit selbst in den Torso gerammt, als er unglücklich gestürzt war.
    Thies schaffte es, gleichzeitig zu rülpsen, sich am Hintern zu kratzen und dabei die Augen zu verdrehen wie ein Auerochse in der Brunftzeit. Darüber hinaus gibt es über ihn wenig zu berichten.
    Henri wurde später der neue Friedhofswärter und trug maßgeblich dazu bei, dass ich endlich die Befürchtungen meines Vaters verstehen konnte. Erwärmte sich auch sonst keine Frau mit einem Fünkchen Selbstachtung für diesen Bastard - meine Mutter tat es. Und zwar ein ums andere Mal. Eigentlich hat mich das nie großartig gestört. Ich mochte weder meinen offiziellen Erzeuger noch den Brutkasten, aus dem ich einst schlüpfte. Und was Henri anging, so genügte es, dass er mit seinen Schweinereien rechtzeitig fertig war, um mit uns einen heben zu gehen. Ich habe ihn letztendlich trotzdem umgebracht.
    Der ominöse Vierte zählte in die Kategorie hirnloser Hüne . Ich persönlich sah ihn immer in der Rolle des Eunuchen in einem arabischen Harem, verfügte aber über genügend Selbsterhaltungstrieb, ihm meine Idee nicht mitzuteilen. Millie, die blonde Tochter des Hufschmieds, dagegen besaß wohl nicht meine Weitsicht. Zumindest nicht, als sie sich mit ihm ins Hinterzimmer des Ebers zurückzog und ihm scheinbar genau dies an den Kopf warf. Am nächsten Morgen fand man sie in einer Gasse. Ihr Genick war gebrochen und der Hüne bis zu seinem Lebensende Gefangener im städtischen Hamburger Gefängnis. Sprich, bis er gehängt wurde.
     
    Wie bereits mehrfach erwähnt, dümpelte ich also durch eine trostlose Welt; und bei diesem Hintergrund ist man in der Wahl seiner Freunde nicht übermäßig anspruchsvoll. Hauptsache jemand sagt dir, wann du besoffen genug bist, um dich später an nichts mehr zu erinnern und führt ebenfalls ein beschissenes Leben, damit du dir nicht wie ein erbärmlicher Außenseiter vorkommst. Genau deshalb trafen wir uns regelmäßig und ertränkten unsere Gehirnzellen in widerlichem Fusel.
    Ich weiß, ich schweife wieder ab. Doch jetzt werde ich endgültig zum Punkt kommen. Versprochen. Der 24. Juni 1653 …
    An jenem schicksalhaften Abend saßen wir wieder einmal im Grünen Eber beisammen, erzählten uns schmutzige Witze und versuchten angestrengt, die abscheuliche Nüchternheit in Bier und weinähnlichem Spülwasser zu ersäufen.
    Alles war wie in den Tagen, Wochen und Jahren zuvor: Die Eingangstür hing schief in den Angeln. Der Tresen schimmerte sanft im matten Grau-Braun des sich kontinuierlich verbreitenden Schimmels. Der Wirt trug sein gutes Sonntagshemd (das er in Ermangelung weiterer Hemden auch von Montag bis Samstag ungewaschen um seinen Wanst schnürte). Und Marie, die dralle Bedienung, belehrte in regelmäßigen Abständen die Gäste, dass sie zum Kotzen bitte nach draußen gehen sollten. Es gab nicht das geringste Anzeichen, das mich vor der nahenden Gefahr hätte warnen können.
    Nun, das eine oder andere Zeichen wäre schon erkennbar gewesen ...
    Als wir an diesem Abend die Kaschemme betraten, schlug uns beispielsweise ein merkwürdiger Geruch nach Moder mit einem leichten Hauch von Verwesung ins Gesicht. Indes beunruhigte uns das
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