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Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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dann mit weiteren Einladungen bombardierte, bis sie schließlich doch nachgeben und annehmen würde. Ihre Freundschaft, die sie leichten Herzens nach der Schule hatten einschlafen lassen, mußte erneuert werden. Und heute war Melissa nicht weniger einschüchternd als mit fünfzehn. Wenn sie sich überhaupt verändert hatte, dann grenzte ihre damalige Herrschsucht heute an eine Art Absolutismus, und Melissa hatte Polly immer schon dazu gebracht, haargenau das zu tun, was sie ihr suggerierte.
    Aber auch wenn die Jahre Melissas Charaktereigenschaften verstärkten, bei ihrem Sinn für Stil und Geschmack hatten sie versagt. Die üppige Langeweile in Melissas Salon konnte Pollys depressive Stimmung keineswegs aufhellen – im Gegenteil. Alles sah aus wie in Schöner Wohnen und war unerbittlich in Beige gehalten. Im Bemühen, sich auf keinen Fall eine Entgleisung zu leisten, war es Melissa gelungen, überhaupt keinen eigenen Geschmack vorzuweisen. Zu keinem einzigen Bild, keinem Möbelstück oder Kunstobjekt schien die Hausherrin eine persönliche Beziehung zu haben. Auf diese Weise brauchte Melissa wenigstens keine Angst zu haben, daß ihre Vorlieben kritisiert wurden.
    Selbst die bildschöne reinrassige Perserkatze, die hastig aus der Schußlinie gescheucht worden war – »in der kritischen Zeit, wagen wir es nicht , sie aus dem Haus zu lassen. Wir haben einen ausgezeichneten Zuchtkater aufgetan und hoffen auf einen zahlreichen Wurf mit allen Rassemerkmalen« –, sogar dieses edle Tier also hatte man wegen der goldschimmernden Fellfärbung ausgesucht und nicht um seiner Persönlichkeit willen. Es war, als hätte ein Innenarchitekt »Georgianischer Cotswold-Stil« in seinen Computer getippt und alles, was das Elektronenhirn zu diesem Stichwort ausspuckte, unbesehen beherzigt. Die Katze war nur eines der unvermeidlichen Accessoires.
    Ein rauhes Lachen erhob sich über das zivilisierte Murmeln. Ein großer Mann im Dinnerjackett ergötzte zwei Damen mit einer Anekdote, die er selbst unglaublich witzig fand. Entweder registrierte er nicht, daß seine Zuhörerinnen nicht in sein Lachen einstimmten, oder es war ihm gleichgültig. Jedenfalls versuchten die beiden Damen die Tatsache, daß sie mit ihren Gedanken meilenweit entfernt waren, höflich zu verstecken.
    »Und in welcher Lesestufe ist Freddy jetzt?« Polly mochte kinderlos sein, aber den Jargon kannte sie.
    »Nun, seit er in Boreham angefangen hat ...«
    Polly fixierte den Blick auf Freddys Mutter. Boreham war offensichtlich ein wichtiger Meilenstein, der Zenit der erzieherischen Einrichtungen für Fünfjährige. Das System kam Polly lächerlich vor, aber da Melissa strahlend, mit gelegentlichem Nicken nach verschiedenen Seiten und geschäftig auf dem Parkett klappernden Absätzen auf sie zukam, setzte sie versuchsweise eine äußerst interessierte Miene auf, um Melissas schauerliche Mission zu unterlaufen.
    Doch diese Freundin besaß die volle Energie und Entschlossenheit einer jungen, hübschen Scharfrichterin, und da Polly noch immer von Schüttelfrost geplagt wurde – mit wahrscheinlich mehr als 38,5 Fieber –, war nicht anzunehmen, daß ihr genügend Kraft für eine wie immer geartete Notwehr blieb.
    »Polly!« Melissa erreichte ihr angepeiltes Ziel und ergriff ohne Umschweife Pollys Arm. »Louise verzeiht mir bestimmt, wenn dich ihr entziehe. Da ist jemand, den du unbedingt kennenlernen mußt.«
    »Melissa, ich fühle mich wirklich nicht ...«
    Melissas Griff wurde fester. Ihr steifer Rücken – von einer Spitzenbluse und einem nüchternen BH verhüllt – ermahnte Polly, sich am Riemen zu reißen und sich nicht wie ein Waschlappen aufzuführen.
    »Er unterhält sich mit Thalia Bradley«, informierte Melissa sie über die Schulter hinweg. »Sie tut so viel für wohltätige Zwecke.«
    Aus der Entfernung hätte man für möglich halten können, daß Thalia Bradleys Wohltätigkeit auf Kosten ehrlich arbeitender Mädchen ging. Doch bei näherem Hinsehen erkannte Polly, daß sie eine richtige Schönheit war und vermutlich auch noch echten Charme hatte. Sie schwebte auf dem schmalen Grat zwischen gutem Geschmack und Sex und schaffte es, beidem gerecht zu werden. Ihr weiches Seidenchiffonkleid war auf eine Art drapiert, die viele Frauen unförmig und fett hätte aussehen lassen, und hatte wahrscheinlich mehr Geld gekostet, als Polly in den letzten fünf Jahren für Klamotten ausgeben konnte. Ihr goldenes Haar wellte sich um ein herzförmiges Gesicht mit winzigem
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