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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht
Autoren: Andrew Hathaway
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wie er es tat, und der Klang seiner Stimme drang tief in ihr Innerstes und löschte mit hypnotischer Wirkung ihren Willen, ihre Hemmungen und ihre moralischen Bedenken aus, so daß sie seine Vorlesung als neuer Mensch verließ.
    Das alles kam Jane in den wenigen Augenblicken zum Bewußtsein, die Dr. Emerson jetzt in dem unterirdischen Gewölbe – weit nach Mitternacht – benötigte, um von dem Altar auf sie zuzutreten und sie an der Schulter zu berühren. Der Druck seiner Finger brannte wie glühendes Eisen auf der nackten Haut, daß Jane gequält wimmernd zurückweichen wollte.
    »Jane, komm mit mir! Der Meister wartet!«
    Dem unwiderstehlichen Befehl folgend, erhob sich Jane Haskill von dem feuchten Boden des Gewölbes und näherte sich mit schleppenden Schritten dem schwarzen Altar.
    »Leg dich auf den Altar, Jane!« zischte Dr. Emerson in ihr Ohr. »Der Satan wird Besitz von dir ergreifen, er wird sich mit dir vereinigen.«
    Janes Körper glitt auf die schwarze Fläche, losgelöst von ihrem Geist und ihrem Willen. Ihr Verstand wehrte sich, wurde aber von einer Woge teuflischer Lust am Bösen weggeschwemmt.
    Für einen kurzen Moment öffnete sie die Augen, sah über sich ein wildes, dämonisches Gesicht.
    Dann schien sie in ein Glutmeer zu fallen, das sie verschlang.
    »Eigentlich sollte ich mich freuen.« Gwendolin Haskill stieß ein bitteres Lachen aus. »Jetzt ist eingetreten, was ich mir immer gewünscht habe. Meine kleine Schwester ist selbständig geworden und braucht mich nicht mehr. « Mit einem harten Ruck stellte sie das Glas Sherry auf den Tisch in ihrem Wohnzimmer zurück. » Aber ich kann mich nicht freuen«, setzte sie flüsternd hinzu.
    »Gwen, bitte! « Peter Bower sah seine Freundin flehend an. »Hör auf, dich selbst verrückt zu machen.« Er senkte schuldbewußt den Blick. »Gut, ich sehe ein, daß Jane sich etwas plötzlich und – sagen wir — unter seltsamen Umständen selbständig gemacht hat, aber das ist nun wirklich kein Grund, daß du dich nervlich ruinierst.«
    »Ist es nicht?« Gwendolins Stimme wurde schrill vor verhaltener Angst und Wut. »Ein solcher Wandel innerhalb einer Stunde? Aus einem netten Mädchen wird ein eiskaltes Biest?« Leiser fuhr sie fort: »Und du weißt sehr gut, was noch geschehen ist.«
    »Jetzt ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt für eine Eifersuchtsszene«, wehrte sich Peter, noch ehe sie einen Vorwurf ausgesprochen hatte. Gleich darauf merkte er, daß er sich falsch verhalten hatte, wurde rot und schwieg.
    Stille senkte sich über den Raum. Draußen fuhr ein Auto vorbei. Die Uhr auf dem Kaminsims schlug dreimal.
    »Wo sie nur bleibt!« Gwendolin sprang von dem Sessel hoch und begann, unruhig im Zimmer auf und ab zu wandern. Peters Augen folgten ihr nervös.
    »Setz dich hin, Gwen!« bat der junge Mann. »Du machst mich mit deinem Herumlaufen noch verrückt.«
    »Wo sie nur bleibt! « wiederholte Gwendolin, als hätte er nichts gesagt. »Ich muß zur Polizei.«
    »Polizei?« Peter richtete sich steil auf. »Bist du übergeschnappt? Jane amüsiert sich irgendwo, und du willst gleich zur Polizei laufen? Weißt du überhaupt, was du dem Mädchen damit antust? Morgen spricht das ganze College davon, wenn du etwas unternimmst. Also bleib vernünftig und setze dich, bitte, wieder nieder!«
    »Ich soll nichts unternehmen?« Gwendolin starrte ihren
    Freund fassungslos an. »Einen anderen Rat hast du nicht für mich? Habe ich dich dazu mitten in der Nacht angerufen und gebeten, zu mir zu kommen?«
    Der junge Mann stand auf, ging auf die Erregte zu und faßte sie an den Armen. »Wenn du zur Polizei gehst und sagst, deine zwanzigjährige Schwester wäre die erste Nacht in ihrem Leben noch nicht nach Hause gekommen, wirst du ausgelacht. Glaube mir doch. Was meinst du, wie viele aufgeregte Angehörige Tag für Tag zur Polizei laufen, weil irgendein Familienmitglied die Bevormundung satt hat und eine Nacht durchmacht?«
    Er drängte das Mädchen zu dem kleinen Schreibtisch und drückte es sanft auf den Drehstuhl nieder.
    »Ich gehe in die Küche und hole Tee«, sagte Peter und zwang sich zu einem Lächeln. »Bleib sitzen und entspanne dich. Hast du noch Zigaretten im Haus?«
    »In der Diele, in meiner Handtasche«, antwortete Gwendolin schwach.
    Peter verließ das Zimmer. Sie hörte ihn in der Diele kramen, dann klickte sein Feuerzeug, und er ging weiter in die Miniaturküche, deren Fenster nach hinten in den Garten von der Größe einer Streichholzschachtel
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