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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht
Autoren: Andrew Hathaway
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unverdächtig, durch die leeren Straßen. Und doch glich sie einer auf Mord programmierten Bestie.
    Zum Morden verflucht!
    Aus starren Augen suchte sie die Straßen, die Seitengassen, die Vorgärten ab, um einen Menschen zu entdecken, dessen Leben sie auslöschen konnte.
    Von Gwendolin hatte Jane gehört, daß die Einwohner von Oxford Frühaufsteher waren, aber an diesem Morgen zeigte sich niemand. Bis Jane auf ihrer schrecklichen Wanderung durch die Straßen plötzlich vor den Mauern eines mächtigen Gebäudes stand.
    Das College!
    Aus der Pförtnerloge fiel Licht. Leise ging Jane Haskill näher.
    Annabel Caldwell wohnte am anderen Ende von Oxford. Sie war in der Nacht ebenfalls mit dem Autobus zu dem kleinen Wäldchen gekommen und mußte jetzt quer durch die Stadt zu Fuß gehen. Taxi wagte sie keines zu nehmen. Es war daher bereits sechs Uhr, als sie das Haus erreichte, in dem sie bis zum vergangenen Abend gemeinsam mit ihrer Mutter gewohnt hatte.
    Seit sie ihren Wagen gekauft hatte, war sie nicht mehr viel zu Fuß gegangen. Unter normalen Umständen hätte sie die weite Strecke, die sie zurückgelegt hatte, sehr ermüdet, aber sie fühlte sich noch genauso frisch wie zu Beginn des Marsches. Dennoch stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie die Haustür hinter sich schloß.
    Tiefe Stille herrschte in den Räumen. Jetzt wohnte sie hier allein. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihrem hübschen Gesicht, als sie an den heftigen Streit mit ihrer Mutter dachte, der den Herzinfarkt ausgelöst hatte. Annabel Caldwell wußte sehr gut, daß die Leute aus der Nachbarschaft ihr die Schuld am Tod ihrer Mutter gaben, aber das konnte sie nicht mehr berühren. Skrupel und Hemmungen. hatte sie unter dem zwingenden Blick Dr. Emersons abgelegt.
    Sie setzte sich auf den Ledersessel neben dem niedrigen Marmortisch und dachte nach. Sie hatte den Auftrag erhalten, einen Fußgänger mit ihrem Wagen zu überfahren, wobei es gleichgültig war, ob sie ihn tötete oder nicht. Annabel zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch spielerisch zur Decke.
    Sie war eine gute Autofahrerin, und in der Garage stand ein rassiger Sportwagen. Es würde nicht schwer sein, den Auftrag auszuführen. Doch dann fiel ihr eine Schwierigkeit ein, die Dr. Emerson offenbar nicht bedacht hatte. Wenn sich ein Zeuge die Nummer ihres Wagens merkte, bekam sie Ärger mit der Polizei, und den wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Sie mußte in jeder Hinsicht völlige Bewegungsfreiheit haben, um dem Meister dienen zu können.
    Die Zigarette hatte sie zur Hälfte aufgeraucht, zerstieß sie im Aschenbecher und verließ rasch das Haus. Sie umrundete das Gebäude und öffnete die Tür der Garage. Da stand der Wagen, auf den sie so stolz war und für den sie hatte hart sparen und schuften müssen. Er war blankgeputzt und sehr gut gepflegt. Annabel bückte sich, nahm eine Handvoll Gartenerde auf und verrieb sie auf dem Nummernschild. Prüfend trat sie zurück und nickte befriedigt. Niemand würde das Kennzeichen lesen können.
    Das Gartentor stand immer weit offen, so daß sie es nicht erst aufschließen mußte, als sie den Sportwagen im Rückwärtsgang hinaus auf die Straße rollen ließ. Der Motor war noch kalt, und Annabel trat ein paarmal das' Gaspedal durch, legte den ersten Gang ein und fuhr los. Sie genoß den Wind, der ihr die Haare zerzauste. Es war kühl in dem offenen Fahrzeug, aber sie fühlte es nicht. Wild auflachend trat sie das Gaspedal immer weiter durch, bis der Sportwagen mit röhrendem Motor durch die sich langsam belebenden Straßen raste. Geschickt wich sie zwei Autos aus, denen sie die Vorfahrt genommen hatte, und bog in eine einsame Allee ab. Sie wollte keine Zeugen bei dem Unfall, den sie absichtlich herbeiführen mußte.
    Die Bäume flogen förmlich an Annabel vorbei, und sie mußte sich dazu zwingen, auf die Bremse zu steigen, da sonst vielleicht die Besatzung eines Streifenwagens der Polizei auf sie aufmerksam geworden wäre und sie gestoppt hätte.
    Da vorn war ein Fußweg, der sich auf der anderen Straßenseite fortsetzte. Der Zebrastreifen war so schlecht angebracht, daß ein Passant ein herankommendes Auto erst im letzten Augenblick sehen konnte. Schon oft war es Annabel passiert, daß sie vor diesem Zebrastreifen eine Notbremsung machen mußte, weil jemand zu schnell und zu unvorsichtig auf die Straße gestiegen war.
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen erkannte sie, daß sich diese Stelle am besten für die
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