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Zum Heiraten verfuehrt

Zum Heiraten verfuehrt

Titel: Zum Heiraten verfuehrt
Autoren: Penny Jordan
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Kampf gegen den Schmutz stören zu lassen, weil sie die Zeit nutzen wollte, solange die Zwillinge in der Schule waren. Aber was blieb ihr anderes übrig? Mit einem unwirschen Stöhnen richtete sie sich auf und strich sich mit beiden Händen die weichen blonden Locken aus dem Gesicht, bevor sie zur Eingangstür des Hauses ging, das sie mit ihren beiden älteren Schwestern und ihren Zwillingssöhnen bewohnte. Dort angelangt riss sie die Tür auf.
    „Also wirklich, ich …“ Der Rest ihres Satzes blieb ihr im Hals stecken, als sie sah, wer da auf ihrer Schwelle stand.
    Schock, Ungläubigkeit, Angst, Wut, Panik und noch etwas, das sie in der Eile nicht zuordnen konnte, explodierten mit so einer ungeheuren Wucht in ihr, dass sie ganz weiche Knie bekam.
    Natürlich war seine Kleidung – im Unterschied zu ihrer eigenen – von auserlesener Eleganz. Der dunkle Geschäftsanzug war garantiert nicht von der Stange, das hellblaue Hemd gestärkt und makellos gebügelt, während sie eine alte Jeans und ein ausgeleiertes T-Shirt trug. Obwohl es natürlich völlig egal war, wie sie aussah. Sie wollte ihn schließlich nicht beeindrucken, oder? Und erst recht hatte sie keinen Grund, sich zu wünschen, dass er sie begehrenswert fand.
    Die Jahre schienen spurlos an ihm vorübergegangen zu sein. Sein Gesicht war unverändert, dieses Gesicht, von dem sie erst in ihren Träumen und später in ihren Albträumen verfolgt worden war. Genau genommen sah er sogar noch aufregender, noch männlicher aus als in ihrer Erinnerung, die bernsteinfarbenen Augen, die sie einst so fasziniert hatten, immer noch genauso zwingend.
    Die Überraschung, die ihr für einen Moment die Sprache geraubt hatte, verwandelte sich in Angst. Instinktiv versuchte Ruby, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, um nicht nur ihn als Person, sondern auch alles, wofür er stand, aus ihrer Welt auszuschließen. Aber Sander war schneller. Er stellte einen Fuß zwischen die Tür, und einen Augenblick später war er im Haus. Ruby erkannte mit Schrecken, dass sie mit ihm in dem kleinen Vorraum, in dem es nach Putzmitteln roch, gefangen war.
    Nach Putzmitteln und seinem – Sanders – Duft, den der Putzmittelgeruch nicht überdecken konnte … Ruby spürte, wie sich ihr die Nackenhaare aufstellten, sie bekam eine Gänsehaut. Das war lachhaft, absolut lachhaft. Sander bedeutete ihr nichts, genauso wenig wie sie selbst ihm in jener Nacht etwas bedeutet hatte … Aber darüber sollte sie jetzt wirklich nicht nachdenken. Sie musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, nicht auf das, was irgendwann einmal gewesen war – und sich an das Versprechen halten, das sie den Zwillingen bei ihrer Geburt gegeben hatte: dass sie ihre Vergangenheit hinter sich lassen würde.
    Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass diese Vergangenheit sie einholen könnte, doch genau das war jetzt passiert.
    „Was willst du hier?“, fragte sie schroff.
    Auch wenn sein Mund mit dieser schön geformten Oberlippe und der vollen Unterlippe rein ästhetisch gesehen das Versprechen von Sinnlichkeit perfekt einlöste, hatte doch der Blick, den er ihr zuwarf, ganz und gar nichts Sinnliches. Und seine Worte waren so eisig wie die Luft an jenem Wintermorgen, an dem er sie vor diesem Hotel in ein Taxi gesetzt hatte.
    „Die Antwort kennst du, da bin ich mir ganz sicher“, sagte er in einem Englisch, das genauso flüssig und akzentfrei war, wie sie es in Erinnerung hatte. „Ich will meine Söhne.“
    „ Deine Söhne?“ Es gab nichts, womit er Ruby mehr gegen sich hätte aufbringen können. Ihr normalerweise blasses Gesicht errötete vor Entrüstung, und ihre blaugrünen Augen sprühten Funken.
    Es war mehr als sechs Jahre her, seit dieser Mann sie mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt benutzt und weggeworfen hatte wie ein altes Taschentuch. Wie ein billiges, aus einer spontanen Laune heraus gekauftes Kleidungsstück, das sich bei genauerem Hinsehen als unbrauchbar erwiesen hatte. O ja, natürlich war ihr klar, dass sie für das, was in jener Nacht passiert war, niemand anders als sich selbst verantwortlich machen konnte. Immerhin war sie es ja gewesen, die mit ihm – beschwipst oder nicht – geflirtet hatte, ganz egal was für Entschuldigungen sie für ihr peinliches Benehmen auch im Nachhinein finden mochte. Jawohl, sie schämte sich für ihr Verhalten, aber für das Ergebnis in Gestalt ihrer wunderschönen, heiß geliebten Söhne schämte sie sich ganz bestimmt nicht. Für die
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