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Zukunftsmenue

Zukunftsmenue

Titel: Zukunftsmenue
Autoren: Sarah Wiener
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sein. Primär geht es also nicht um das Verbraucherinteresse, sondern um eine langfristige Bienengesundheit.
    Bild 46
    Bienen beim Wabenbau unter natürlichen Bedingungen, also ohne eingebrachte Mittelwände. Die Natur hat ihre eigenen, bewährten Bauprinzipien.
    Jetzt kann man überall hören, es gebe ein großes Bienensterben. Woran liegt das? Und warum wäre es eine Katastrophe, wenn die Biene verschwindet?

    Die Biene hat eine zentrale Funktion im Ökosystem, sie ist nicht ersetzbar. Etwa ein Drittel der menschlichen Ernährung ist von der Bestäubung durch die Honigbienen abhängig. Auch für Wildpflanzen aller Art ist das von Bedeutung. Vielleicht mal ein Beispiel: Werden Schlehenbüsche nicht bestäubt, wachsen keine Beeren. Dann haben Vögel kein Futter. Gibt es weniger Vögel, wirkt sich das auf die gesamte Nahrungskette im Tierreich aus. Guckt man sich allein diese ökologische Seite an, ist die Biene wirtschaftlich gesehen das drittwichtigste Tier für uns, gleich nach der Kuh und dem Schwein. Aber jetzt mal zum Bienensterben. Im Vordergrund steht zweifellos der Befall mit der Varroamilbe, das ist ein Parasit aus Asien und somit ein Globalisierungsproblem.

    Der Bienenwissenschaftler Professor Friedrich Ruttner hat sie Ende der 1970er Jahre auf Bienen aus Pakistan, die er zu wissenschaftlichen Zwecken importiert hat, nach Deutschland eingeschleppt. Mit im Gepäck waren diese Milben, die unsere westliche Honigbiene nicht kennt, folglich konnte sie sich auch nicht dagegen wehren. Die Völker gehen an der Milbe früher oder später zugrunde. Durch die Varroamilbe haben wir bundesweit wiederholt 30 bis 50 Prozent der Völker verloren. Man überlege sich mal, was es bedeuten würde, wenn heute die Hälfte der Kühe tot im Stall liegen würde. Da würde ein Aufschrei durch die Republik gehen. Bei uns Imkern hat das niemanden interessiert, bis 2009 in den USA zum ersten Mal flächendeckend ein Bienensterben auftrat. Die meisten nordamerikanischen Staaten waren betroffen mit Völkerverlusten zwischen 50 und 80 Prozent. Die erste Meldung, die dazu in Europa kam, stand im Handelsblatt. Warum? Weil infolgedessen auf dem Weltmarkt die Preise für verschiedene Gemüse- und Obstsorten in die Höhe schnellten. An diesem Beispiel sieht man, welchen Stellenwert die Natur in unserer Gesellschaft hat – einen
rein wirtschaftlichen. Wir wachen erst auf, wenn die gravierenden ökonomischen Konsequenzen uns alle betreffen.

    Aber die Varroamilbe ist doch bestimmt nicht der einzige Grund für das Verschwinden der Bienen …

    Natürlich nicht. Aber genau diese Themen werden von entsprechenden Lobbyisten ständig vertuscht. Es geht um die Auswirkungen von Pestiziden in der Landwirtschaft, genauer gesagt um Insektizide. Es gibt eine neue Generation von Wirkstoffen – wasserlösliche Nervengifte, die in vielen landwirtschaftlichen Kulturen regelmäßig flächendeckend eingesetzt werden. Der Normalbürger macht sich keinen Begriff davon, mit welcher Selbstverständlichkeit heute die Vergiftung und Zerstörung der Umwelt von unseren landwirtschaftlichen Beratungsstellen gefördert und empfohlen wird! Und das alles nur, um kurzfristige betriebswirtschaftliche Effekte zu erzielen.

    Aber es wird doch immer behauptet, dass Pestizide computergestewert so genau dosiert und punktuell eingesetzt werden, dass wir viel weniger verbrauchen als noch vor zwanzig Jahren …

    Ja, solche Behauptungen dienen der Verbrauchertäuschung und der Beruhigung der Landwirte, die das zum Teil auch glauben. Die Einsatzmenge pro Hektar ist zwar geringer, aber da diese Nervengifte Tausende Male wirksamer sind als das einst so umstrittene und längst vom Markt genommene DDT, braucht man entsprechend weniger. Zum Beispiel der viel verwendete umstrittene Wirkstoff Imidacloprid ist 7.300-mal so giftig. Gesünder ist das nun wirklich nicht. Tatsache ist auch: Pestizide sammeln sich im Grundwasser an und gelangen so in alle Lebensmittel.

    Glyphosat ist eines der bekanntesten Allround-Pestizide, ein Herbizid, also ein Unkrautvernichtungsmittel, das gerne als Pflanzenschutzmittel bezeichnet wird und überall auf der Welt eingesetzt wird.

    Genau. Das als Pflanzenschutzmittel zu bezeichnen ist absurd. Es ist ein Pflanzentöter und es tötet natürlich auch Bodenlebewesen. Wir haben neue Studien aus den USA von Professor Matthew Huber, der an der Purdure University in Idaho schon seit vielen Jahren Pflanzenkrankheiten behandelt. Dem sind in Nordamerika zunehmend neue
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