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Zukunftsmenue

Zukunftsmenue

Titel: Zukunftsmenue
Autoren: Sarah Wiener
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neuen Getreidesorten erfordern den großflächigen Anbau, um wirtschaftlich effizient zu sein. Infolgedessen mussten Bauern, die nur kleine Äcker bewirtschafteten, weichen. Sie wanderten in Städte ab und landeten in Elendsvierteln. Oder sie fällten Bäume in den tropischen Wäldern und vermehrten so die Anbaufläche. Die Lebensmittelproduktion wurde also nicht nur durch verbesserte Technologie gesteigert, sondern auch durch die Gewinnung größerer Nutzflächen – indem Regenwälder und Savannen zerstört wurden. Laut dem »Spiegel«-Artikel »Die immergrüne Revolution« (vom 20.9.2010) häufen sich die Warnzeichen für negative Folgen der Grünen Revolution. So fielen in Russland im Sommer 2010 Millionen Hektar Getreide-Monokulturen der Dürre und Bränden zum Opfer. Und warum? Weil Moore trockengelegt worden waren. Zudem stellt uns der Klimawandel vor weitere Herausforderungen, denn durch ihn drohen künftig häufiger extreme Wetterlagen wie Dürren oder Überschwemmungen.
    Hans-Heinrich Bass, Professor für internationale Wirtschaft an der Hochschule Bremen und Direktor des dortigen Institute for Transport and Development, fordert sogar eine »Grüne Renaissance«. Er sagt: »Die Erträge moderner organischer Landwirtschaft können auch in den Tropen ähnlich hoch sein wie die in der konventionell modernisierten Landwirtschaft. Das zeigten Studien der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in Uganda und Tansania. Zudem ist die organische Landwirtschaft nachhaltig. Sie verbraucht und verschmutzt weniger Wasser, erhält die Bodenfruchtbarkeit und kommt ohne teure synthetische Dünger, Insektizide oder Pestizide aus.«

    Erträge steigern, Kosten und Arbeit einsparen – Anzeigen aus dem »Landwirtschaftlichen Wochenblatt« 1956-1959 propagieren eine simple, verlockende Botschaft. Über Risiken und Folgeschäden wurde damals kaum nachgedacht.

    WAS WIE WÄCHST
    Konventioneller Anbau hat sich Mitte des 19. Jahrhunderts aus der traditionellen Landwirtschaft entwickelt. Durch Fortschritte in der Forschung und im Zuge der Technisierung fand man heraus, wie man Böden durch Dünger fruchtbarer machen und den Anbau durch den Einsatz von Insektiziden und Fungiziden sowie Maschinen großflächiger und somit produktiver gestalten kann. Es kommt zu Monokulturen oder zwei- bis dreijährigen Fruchtfolgen. Bei der chemischen Bekämpfung von tierischen und pflanzlichen »Schädlingen« bilden sich Rückstände in den Anbauprodukten, im Boden und im Grundwasser.

    Integrierter Anbau verbindet die biologische und konventionelle Wirtschaftsweise. Chemische Mittel kommen erst zum Einsatz, wenn der einzelne Schädling ausgemacht wurde und alternative Mittel zur Bekämpfung erfolglos waren. Ebenso werden bei der Düngung exakt berechnete Mengen in minimaler Dosis verwendet.

    Biologisch-dynamische Landbewirtschaftung fußt auf der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners und verzichtet auf den Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger, um die Belastungen für Natur und Anbauprodukt zu vermeiden. Zudem wird auf einen vielseitigen Fruchtwechsel geachtet. Frühestens alle fünf Jahre wird die gleiche Pflanze auf einem Acker angebaut. So wird einer einseitigen Bodennutzung und damit auch einer Mineral- und Nährstoffauslaugung vorgebeugt. Die Produktivität des biologischen Anbaus ist etwas geringer als bei anderen Anbaumethoden.

    Organisch-biologische Bewirtschaftung wurde 1951 entwickelt und basiert auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Auch dieser ökologische Landbau kommt ohne Pestizide und Kunstdünger aus. Anders als bei den vorgenannten Bewirtschaftungsweisen wird der Boden nicht gepflügt, sondern lediglich gelockert, um die verschiedenen Bodenschichten mit ihrer eigenen Bodenfauna und -flora nicht »durcheinanderzubringen«.
    Bild 26

    Der Preis für die Millionen geretteter Menschenleben ist hoch. Dabei ist der Hunger offenbar kein Problem der Produktion von Lebensmitteln, sondern vor allem ihrer Verteilung. Der Gegenentwurf, so betonen viele Wissenschaftler, darunter auch der Agrarwissenschaftler und Vorstandsvorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix zu Löwenstein, kann nur eine ökologisch verträgliche, kleinbäuerliche Landwirtschaft mit dem Ziel einer weltweit gesicherten Ernährungslage sein.

    Doch auch die noch vorhandenen kleinbäuerlichen Strukturen werden zerstört. Weltweit kaufen Agrarinvestoren Land auf, bauen auf Tausenden Hektar Monokulturen von Mais an – oder
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