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Zuhause in deinen Armen

Zuhause in deinen Armen

Titel: Zuhause in deinen Armen
Autoren: Sara Wood
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Gesicht. Morgans leise Stimme, sein gequälter Gesichtsausdruck ... Vielleicht war der Zustand ihres Vaters noch kritischer, als er zugeben wollte.
    Plötzlich begann sich alles um sie her zu drehen. Sie griff blind nach einem Halt, fand den Stuhl und sank darauf.
    "Nein", flüsterte sie. "0 nein."
    Tränen stürzten ihr aus den Augen. Wie ein verlassenes Kind legte sie die Arme um sich und wiegte sich hin und her. Noch nie hatte sie eine so abgrundtiefe Verzweiflung empfunden. Warum war sie nicht früher nach England gekommen? Jetzt war es vielleicht schon zu spät, und ihr Vater starb, ohne dass sie ihn wieder gesehen hatte.
    Sie hätte schon vor Monaten kommen können, aber Ken hatte behauptet, sie in der Agentur nicht entbehren zu können. Dann waren ihre Briefe verschwunden -
    vielleicht durch einen Irrtum der Post, vielleicht aber auch durch Morgans Eingreifen. Und Ken hatte ihr eingeredet, das Schweigen ihres Vaters sei der Beweis dafür, dass er seine Meinung geändert habe!
    "Armer Daddy", schluchzte sie. "Wäre ich doch da gewesen. Wie gern hätte ich dich betreut ..."
    Sie fühlte plötzlich ein weiches Taschentuch in ihrer Hand und drückte es auf ihre Augen. Morgan, dachte sie wieder. Wenn er nun an allem schuld war?
    Wenn er ihre Briefe unterschlagen hatte, um eine Versöhnung mit ihrem Vater zu verhindern?
    Entschlossen ließ sie das Taschentuch sinken. "Ich muss Sie das fragen, Morgan. Haben Sie meine Briefe unterschlagen?"
    "Nein", antwortete er, mehr gereizt als gekränkt. "Dazu hätte ich gar keine Gelegenheit gehabt. Ich wohne erst seit wenigen Wochen in ,Great Luscombe Hall'."
    Jodie nickte. Also waren ihre Briefe verloren gegangen, und Morgans feindseliger Empfang erklärte sich damit von selbst. Er wusste, dass ihr Vater an sie geschrieben hatte und sehnsüchtig auf eine Antwort wartete. Als keine kam, mussten beide sie wegen ihrer scheinbaren Gefühlskälte gehasst haben.
    Aber sie war nicht gefühlskalt! Sie liebte ihren Vater, mehr als alles auf der Welt. Wie sehr hatte sie sich auf das Wiedersehen gefreut, und plötzlich türmten sich unüberwindliche Hindernisse vor ihr auf.
    Ihr armer Vater. Lebensgefährlich erkrankt, ohne seine liebende Tochter zur Seite zu haben. Plötzlich wurden Jodie die Arme zu schwer. Sie ließ sie auf den Tisch sinken und legte den Kopf darauf, um ungestört weinen zu können. Ihr Schmerz war so groß, dass sie glaubte, nie wieder aufhören zu können. Erst als ihr die Brust wehtat und ihr Hals so rau war, dass sie kaum noch schlucken konnte, ließ das krampfhafte Schluchzen allmählich nach.
    Irgendwo in der Nähe ertönte ein knackendes Geräusch, als würde jemand einen Lautsprecher einschalten.
    "Entschuldigung", sagte Morgan, "ich muss gehen." Er schob seinen Stuhl zurück und verließ raschen Schritts die Küche, als könnte er das Weinen nicht länger ertragen.
    "Bleiben Sie!" Jodie fürchtete sich davor, mit ihrem Schmerz allein zu sein, aber Morgans Gestalt zerfloss vor ihrem tränennassen Blick.
    Wie grausam er sie behandelte! Nicht den Hauch eines Zweifels billigte er ihr zu. Für ihn war sie eine Lügnerin, die gekommen war, um einem todkranken Mann die Ruhe zu rauben.
    Morgan kannte Matt und sorgte sich um ihn, aber das war nicht sein alleiniges Vorrecht. Sie selbst, seine Tochter, durfte sich ebenfalls um ihn sorgen!
    Außerdem war sie erschöpft, allein und in einem fremden Land. Warum wollte er nicht begreifen, was dieses Wiedersehen für sie bedeutete?
    Jodie hämmerte mit beiden Fäusten auf den Tisch. Warum waren viele Männer bloß so selbstsüchtig? Warum kümmerten sie sich so wenig um die Nöte anderer Menschen?
    Zorn und Entrüstung kamen wie bitteres Gift in ihr hoch und ließen sie aufs Neue ihre ausweglose Situation empfinden. Wie sie diesen Morgan Peralta hasste! Wie sie seine Unmenschlichkeit verabscheute!
    Wieder schlug die Verzweiflung wie eine dunkle Woge über ihr zusammen.
    Sie war allein, das wusste sie jetzt. Ganz allein.

4. KAPITEL
    Morgan wusste nicht mehr, wie er aus der Küche gekommen war. Er stopfte den Babywecker tiefer in die Tasche und versuchte, sich über seine Gefühle klar zu werden.
    Es war schlimm gewesen - viel schlimmer, als er gedacht hatte. Im Hinausgehen hatte er eine Flasche aus dem Kühlschrank genommen und automatisch nach dem Wärmer gegriffen. Beides trug er jetzt ins Wohnzimmer, wo Jack in seiner Wiege lag und leise vor sich hin wimmerte.
    "Du hast ein gutes Zeitgefühl", sagte er leise. "Gleich bist
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