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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang
Autoren: Erwin Kohl
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Durch die Warenannahme gingen die beiden nach draußen. Vor der Tür stand ein weißer Vectra.
    »Die Schlüssel, los!«
    Stecken, rief jemand aus dem Lager. Jetzt war die vorläufig letzte Gelegenheit, sie aufzuhalten, überlegte Josh-ua. Zwei SEK-Beamte lagen inzwischen auf dem Dach in Stellung. Nora sah sie nicht. Für einen kurzen Moment musste sie die Waffe von Jacks Kopf nehmen, der jetzt hinter dem Lenkrad saß. Einen Augenblick, den sie brauchte, um die hintere Türe zu öffnen. Einen Augenblick zu viel. Zwei Kugeln zerfetzten ihre Knie. Nora schrie auf und fiel zu Boden. Sie war Profi genug, um zu wissen, dass eine falsche Bewegung ihren sicheren Tod bedeuten würde. Langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht hob sie den Arm, der die Pistole hielt.
    »Waffe fallen lassen!«, schrien sie vom Dach und zielten auf sie.
    Nora hob den Arm weiter und richtete ihre Pistole auf einen der Kollegen auf dem Dach. Der Mann hatte keine andere Wahl. Die Kugel durchschlug Noras Stirn.

31
    Die Stimmung auf dem Revier war bedrückt. Der Fall war abgeschlossen, aber keinem der Anwesenden war nach Jubeln zumute. Calvin Baker wurde ebenfalls verhaftet. Er stritt bislang alles ab. König wollte zunächst keinerlei Aussagen machen. Als Ludger Rahn und Georg Kaiser ihn nach einem umfassenden Geständnis schwer belasteten, gab er alles zu. Ihm war zweimal eine Berufung zum Richter verwehrt worden. Beide Male waren Kollegen mit, wie er meinte, schlechteren Qualifikationen, aber besseren Beziehungen, bevorzugt worden. Diese Stacheln nagten beständig an seiner ehrgeizigen Seele. Kaiser und Rahn hatten die Familie Schändler in Königs Auftrag umgebracht. Auf Till Groding sollten diese Taten abgewälzt werden. Hellström hatte die Beweise manipuliert. Als Joshua zu verstehen gab, dass er nicht an den Täter Groding glaubte, wurde König nervös und beauftragte Ansgar Skopje per E-Mail mit der Ermordung Grodings. Skopje wiederum wurde, nachdem er aussteigen wollte, von Norman Hellström ermordet. Dieser legte ebenfalls ein Geständnis ab.
    Am Abend fand man König tot in seiner Zelle. Wie sich später herausstellte, starb er an einer Strychninvergiftung. Er musste das Gift in einer Kapsel die ganze Zeit im Mund gehabt haben. Die Schmach, möglicherweise genau von dem Mann verurteilt zu werden, der ihm damals vorgezogen wurde, wollte er nicht ertragen.

    Viktor lud alle Kollegen zu einer kleinen Feier in sein Gartenhaus ein. Jack und Joshua gingen noch kurz in die Kantine.
    »Nachdem Nora nicht mehr bei uns ist, wird ja jetzt ein Platz in meinem Büro frei.«
    Joshua hatte an diese Möglichkeit noch gar nicht gedacht. Die Vorstellung gefiel ihm. Anscheinend war es doch kein so langweiliger Bürojob und Janine würde ohnehin begeistert sein. Er hatte sie vorhin angerufen und vom Abschluss des Falles berichtet. Joshua hatte nun eine Woche Urlaub und sie nahmen sich vor, erstmal die Tage gemeinsam zu verbringen und über alles zu reden. Sie sagte ihm, dass sie ihn vermisse. Diese Worte hallten immer noch wie ein tausendfaches Echo in seinem Unterbewusstsein nach. Ihre Anmerkungen, er solle es sich nicht so leicht vorstellen und dass noch einige Dinge geklärt werden müssten, vergaß er in seiner Euphorie.
    »Träumst du?«
    »Entschuldigung. Meinst du, ich könnte den Posten bekommen?«
    »Auf jeden Fall. Mein Chef war jedenfalls begeistert von deiner Arbeit.«
    In diesem Moment trat Elsing zu ihnen an den Tisch. Als sie ihn zunächst nicht bemerkten, räusperte er sich.
    »Ach, der Herr Elsing. Was führt Sie her?«
    Joshua blieb betont förmlich.
    »Ähem, Winnie reicht. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich war wohl vorübergehend blind.«
    Joshua staunte. Mit einer Armbewegung deutete er ihm an, sich an den Tisch zu setzen. Elsing konnte nichts nachgewiesen werden. Gegen ihn wurde nur ermittelt, weil König ihn belastete. Elsing konnte aber glaubhaft machen, dass er dem Staatsanwalt in naivem Glauben gefolgt war, ohne das geringste Wissen über seine Machenschaften zu haben.
    »Angenommen. Wenn du es wieder gutmachen willst, schreibe mir eine entsprechende Beurteilung fürs LKA.«
    »Du willst also wirklich gehen?«, seine Trauer darüber klang echt, »ich würde meinen besten Mann verlieren. Aber ich werde dir keine Steine in den Weg legen.«

    Viktor hatte zwei Schränke auf den Rasen gestellt, um auch für die Kollegen vom LKA Platz zu haben. Ein großes Fass Bier war angestochen, daneben stand ein riesiger Topf mit
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