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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang
Autoren: Erwin Kohl
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auf den Parkplatz des Institutes. Nur drei Fahrzeuge standen dort. Nora entsicherte ihre Waffe und steckte sie ins Schulterhalfter.
    »So gefährlich wird es schon nicht werden. Wir benutzen übrigens den Seiteneingang dort drüben. Den Schlüssel müsste ich haben.«
    »Man kann nie wissen.«
    Während Nora vorging, zog Joshua das Handy aus seiner Jeansjacke. Es war eingeschaltet. Er stellte es auf Vibration um. Als es sofort vibrierte, hielt er es zunächst für eine Bestätigung des Gerätes. Beim zweiten Mal drückte er die Empfangstaste. Es war Kalle. Der Empfang wurde durch lautes Rauschen gestört.
    »Ich verfolge einen schwarzen Cadillac. Er ist auf die Firma Schändler zugelassen. König sitzt auf dem Beifahrersitz. Sie scheinen in Richtung Autobahn zu fahren.«
    Hatte Kalle doch Recht gehabt mit seiner Vermutung, schoss es ihm durch den Kopf. Was hatte König vor? Wohin wollte er? Nora stand schon an der Eingangstür und winkte ihm zu.
    »Davon hat Nora mir gar nichts gesagt.«
    Für eine Sekunde war nur monotones Rauschen zu hören.
    »Wieso sollte sie auch?«
    »Du hast sie doch gerade eben angerufen.«
    »Nein, habe ich nicht. Ich muss Schluss machen, … die … Verbindung … wird schlechter …«
    Grübelnd steckte er das Handy ein. Nora hatte ihn angelogen. Wem hatte sie Bescheid gegeben? Seine Gedanken kreisten wie die Sitzschalen eines Kettenkarussells in seinem Hirn, während er langsamen Schrittes zu seiner Kollegin lief. Wenn das eine Falle war, musste er jetzt sofort reagieren. Jack hätte irgendwas bemerken müssen, war er am Ende auch …? Die Zeit für Überlegungen war nicht mehr da. Er stand einen Schritt hinter Nora, als er seine Pistole aus dem Halfter zog und sie Nora in den Rücken drückte.
    »Die Hände auf den Rücken!«
    Nora wollte sich umdrehen, als er den Lauf fester in ihren Rücken drückte und sie anschrie.
    »Wird’s bald?«
    »Sag mal, spinnst du jetzt?«, langsam befolgte sie seine Anweisung. Er legte ihr Handschellen an und drehte sie mit einem Ruck um.
    »Das wird dir Leid tun«, zischte sie ihm zu.
    Joshua nahm ihre Waffe an sich und zog ihr Handy aus der Gürteltasche. Eine innere Unsicherheit überkam ihn. Er fand keine Erklärung dafür. Wenn er sich irrte, wird sie seine Entschuldigung annehmen, war er sicher.
    »Wer hat dich vorhin angerufen?«
    »Kalle, verdammt noch mal.«
    »Nein, ich habe ihn gefragt.«
    Sie sah zu Boden.
    »Scheiße. Ich kann es dir erklären. Mach mich los und wir reden in Ruhe darüber. Wir stehen doch auf derselben Seite.«
    »Da bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    Nachdem der sechste Schlüssel endlich passte, schob er sie durch die offene Tür hinein. Er durchsuchte ihr Handy nach dem Verzeichnis der eingegangenen Anrufe und drückte beim letzten auf ›Rückruf‹. Nach fünf Freizeichen meldete sich die Mailbox von Engelbert König. Warum hatte sie ihm nicht gesagt, dass der Anruf von König kam. Es konnte nur einen Grund geben. König konnte also jeden Augenblick hier auftauchen. Joshua dachte an die Monitore im Foyer und hoffte inständig, unerkannt zu bleiben. Viel Zeit blieb ihm jetzt nicht mehr.
    »Joshua, du machst einen großen Fehler. Glaub mir, ihr habt keine Chance. Schließ dich uns an. Noch ist es nicht zu spät. Du bekommst einen Superposten, kannst ihn dir aussuchen. Denk doch mal an deine Familie. Willst du sie wirklich aufgeben? Willst du, dass deine Frau dich für immer verlässt. Du bist erledigt, wenn du dich gegen uns stellst.«
    Sie konnte Joshua mit ihren verzweifelten Überredungsbemühungen nicht erreichen. Er sah sich um. Sie standen mitten auf einem langen Flur. Die übermäßige Anzahl von Neonröhren erleuchtete ihn taghell. Hier konnten sie nicht bleiben. Er schubste sie vor sich her und versuchte gleichzeitig, sich zu orientieren. An der nächsten Kreuzung erkannte er den Gang, an dem das Büro von Bönisch lag. Er glaubte, Schritte hinter sich zu hören. Wenig später standen sie vor der verschlossenen Bürotür. Hektisch probierte er einen Schlüssel nach dem anderen aus. Nora begann zu schreien. Reflexartig schlug er ihr ins Gesicht. Augenblicklich verstummte sie. Blitzschnell schloss er die Tür hinter sich und schmiss seine Kollegin auf einen der Stühle. Joshua hechtete zum Schreibtisch. Jede seiner Bewegungen war von Hektik geprägt. Er öffnete das Schließfach am Schreibtisch und sah hinein. Es befanden sich neben einigen Ordnern mehrere CDs darin. Joshua zog sie heraus und las die
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