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Titel: Zugriff
Autoren: E Pallay
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also vorauszusehen. Im Klartext bedeutete das: Der Zugriff würde aller Voraussicht nach » in der Bewegung« stattfinden, also nachdem sich die Bande in Richtung Norden auf den Weg gemacht hatte und die Verkehrssituation einen Zugriff ohne Gefährdung anderer Autofahrer und Passanten zuließ. Eine heikle Geschichte.
    Unser damaliger Kommandoführer erläuterte uns bei seiner Rückkehr von der großen Einsatzbesprechung das Strategiekonzept. Die Wohnung in Trudering wurde bereits seit den Vormittagsstunden von Kräften des Mobilen Einsatzkommandos ( MEK ) überwacht, das für solche Observierungen zuständig ist. Neue Erkenntnisse gab es nicht, wohl aber die Bestätigung, dass wir die Bande wirklich im Auto stellen sollten. Auf Münchner Stadtgebiet. Damit sie nicht entwischten, wurden vorsorglich Straßensperren auf den Autobahnzubringern nach Nürnberg und Stuttgart vorbereitet. » Und nun zur Einteilung der Kräfte«, beendete unser Chef seine Instruktionen.
    Zwei Gruppen postierten sich an den Autobahnzufahrten, eine übernahm den Zugriff – ebenjene, die von vornherein für die Aktion abgestellt worden war – und die vier t e hielt sich zur Unterstützung und Absicherung bereit. Meine Leute und ich. Dass es keine einfache Sache würde, ahnten wir alle, doch niemand von uns hätte sich vorzustellen vermocht, was da auf uns zukam.
    Wir fuhren also zum Einsatzgebiet in der Nähe der Wohnung, wo sich die Bande treffen wollte. Natürlich waren wir, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, ganz normal gekleidet, jeder trug seine privaten Klamotten, die Schutzweste gut versteckt unter Pullovern oder Jacken. Da wir zudem zivile Pkws und Kombis benutzten, waren wir als Polizisten nicht erkennbar. Um Anwohner in dieser relativ ruhigen Wohngegend erst gar nicht auf uns aufmerksam zu machen, änderten wir unregelmäßig unsere Positionen, und genauso hielt es die andere Gruppe. So unauffällig wie möglich, lautete die Devise.
    Das Warten begann. Über Stunden gab es keine neuen Informationen. In einer solchen Situation bestand die Gefahr, dass sich allzu schnell ein Gefühl von Routine breitmachte und die Konzentration nachließ. Trotzdem glaubten wir weiter daran, dass das Ganoventreffen stattfinden würde, denn die Hinweise stammten aus einer sicheren Quelle. Und wirklich schreckte uns am späten Nachmittag ein Funkspruch des Mobilen Einsatzkommandos auf, das großräumig das Gebiet observierte: » Zwei Verdächtige, wahrscheinlich der 22-jährige Hans Z. und der 25-jährige Bert S., betreten mit großen Taschen die Wohnung von Wilhelm P.« Die Bandenmitglieder waren beim Raubdezernat bestens bekannt. Besonders Wilhelm P., der etwa 50-jährige Hintermann, der die Diebestouren seiner jungen Spießgesellen koordinierte. Jetzt fehlten noch drei. Als kurz darauf das Eintreffen des 20-jährigen Anton B. gemeldet wurde, stieg die Spannung. » Also doch«, sagte ich zu meinen Leuten. » Da tut sich definitiv was.« Es dauerte nicht lange, und Frank G., ein 21-jähriger Franzose, fuhr mit seinem Peugeot vor, während der 19-jährige Richard E. erst eintraf, als es bereits dämmerte. Wie die anderen schleppte auch er eine große Tasche ins Haus.
    Wir waren vorbereitet, fieberten dem Aufbruch der Bande und damit unserem Einsatz entgegen. Aber erneut verrannen die Minuten, ohne dass sich etwas rührte. Selbst am Funkgerät herrschte Totenstille – keine Meldung über Täterbewegungen, keine neuen Erkenntnisse, nichts. Lediglich unser Kommandoführer fragte einmal bei allen Gruppen nach, ob die Funkverbindung noch stünde. Offensichtlich fand er die Geschichte ebenfalls irgendwie verdächtig, doch es war die Ruhe vor dem Sturm.
    Plötzlich meldete das MEK , dass zwei Bandenmitglieder das Haus verließen. Es ging los. Das waren die Momente, in denen alle den Adrenalinausstoß spürten, den Nervenkitzel und auch die Gefahr. Dann die Entwarnung: Statt ihr Auto startklar zu machen, gingen die beiden Ganoven in die nahe gelegene Gaststätte. Vermutlich um sich mit Reiseproviant einzudecken. Nicht weiter aufregend also. Nur hatten drei Männer der Zugriffsgruppe die gleiche Idee. Bei uns war es nämlich eine Standardregel, dass eine hungrige Einheit nur die Hälfte wert sei, und deshalb sorgten wir immer für reichlich Verpflegung. Wir hatten unsere gleich mitgebracht. Die Kollegen hatten das wohl versäumt, und dadurch war eine fatale Situation entstanden.
    Sobald ich diese Mitteilung über Funk erhielt, setzte ich vorsichtshalber
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