Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
schaute verträumt auf die sich deutlich vor dem Nachthimmel abzeichnenden Masten der Desirée , die an ihrem Anker im Mondlicht schaukelte. Sie hoffte, daß Kit Braddock morgen siegen würde, obwohl es dazu vermutlich kaum ihrer guten Wünsche bedurfte. Alle rechneten damit, daß die Desirée dieses Jahr den Pokal holen würde. Plötzlich lächelte sie in die mondbeschienene Nacht, als ihr die Erkenntnis dämmerte, daß sie zum ersten Mal in diesem Monat nicht unter dem Bann von Melancholie stand.
    Priscilla hatte sich einen bemerkenswerten jungen Mann gesucht.

3
    Die Gäste des Prinzen von Wales versammelten sich am nächsten Morgen um elf Uhr auf der Victoria und Albert, seiner bevorzugten Residenz, wenn er in Cowes weilte. Die Rennsegler würden um die Mittagsstunde an den Needles erwartet, von wo es auf die Ziellinie zuging. Die Gäste des Prinzen hatten auf den Decks der Victoria und Albert einen perfekten Logenplatz – sie brauchten nur von den Frühstückstischen aufzublicken, die man unter den gestreiften Markisen aufgestellt hatte.
    »Wie gut, daß wir einen Tisch gefunden haben, der vor diesem entsetzlichen Wind geschützt steht!« meinte Charlotte Pembroke, Gräfin Ansley, mit einer gereizten Handbewegung auf die aufgewühlte, aber von der Sonne beschienene See.
    »Da wir uns auf dem Wasser befinden, läßt sich das nur schwer vermeiden«, erwiderte Angela mit einem leisen Lächeln über Charlottes erfolglosen Versuch, die Georgetterüsche am Ausschnitt ihrer Tochter unter den heftigen Windstößen zu glätten.
    »Das hat wenig Zweck, Maman, und meine Frisur ist auch dahin«, klagte Priscilla und steckte eine kastanienfarbene Locke zurecht, die sich aus ihrer modisch hochgesteckten Frisur gelöst hatte. »Und diese schreckliche Sonne auf meiner Haut ...« beschwerte sie sich, als stünde es in der Gewalt ihrer Mutter, die Sonnenstrahlen zu zähmen.
    »Wir brauchen nicht mehr lang hier zu sitzen, mein Schatz. Die Segler sollen gegen Mittag auftauchen, und dann können wir unter Deck gehen und uns vor diesem entsetzlichen Wetter schützen.«
    Angela war zwar schon seit Jahren mit Charlotte befreundet, aber sie staunte immer noch über deren mütterliche Besorgtheit. Und was das Wetter anging, so hätte der Morgen kaum schöner sein können: Ein klarblauer Himmel über dem funkelnden Meer mit einer warmen, angenehmen Brise. »Warum geht ihr nicht nach unten, wenn das für euch angenehmer ist?« schlug Angela freundlich vor. »Ihr braucht mir keine Gesellschaft zu leisten.«
    »Wir dürfen doch das Finish der Desirée nicht versäumen!« Charlotte zog über dem Rand ihrer Teetasse nachdrücklich die Brauen hoch.
    »Kit würde mir das nie verzeihen«, hauchte Priscilla.
    »Es ist so charmant, wie er Prissy verehrt.« Charlotte trug den selbstgefälligen Gesichtsausdruck einer Mutter zur Schau, die für die Tochter einen sehr begehrenswerten Junggesellen eingefangen hat.
    »Er schickt mir die prachtvollsten Buketts. Riesige Körbe voll Blumen – aber die Amerikaner sind ja immer so großzügig, und er ist sehr reich.«
    »Vierzig Millionen im Jahr«, sagte Charlotte. Der Adel betrachtete zwar Geld als vulgär und nicht der Aufmerksamkeit wert, aber die finanziellen Verhältnisse waren dennoch ein ständiges Gesprächsthema: Wer Geld hatte und wer nicht, wer etwas zu erwarten und wer geschickt ein Vermögen erworben hatte ...
    »Und obwohl Kits Vermögen aus eigenen Geschäften entstammt – aus seinen Kohlegruben und Reedereien«, bemerkte Priscilla affektiert, »und er keinen Adelstitel hat, meint Maman trotzdem, daß ich ihn heiraten darf, wenn ich will. Ich finde, eine Hochzeit zu Weihnachten wäre das größte. Ich könnte Samt und Hermelin mit Brillanten als Schneeflocken tragen – Kits Reederei fährt auch für die südafrikanischen Diamantengruben«, bemerkte sie selbstgefällig. »Und natürlich die Brüsseler Spitzen von Großmama, die alle Pembroke-Bräute tragen ...«
    »Wynmere ist so schön im Schnee.« Lady Ansley betonte diese Worte so dramatisch, daß Angela von ihrem Hummer in Sahnesoße aufblickte. »Die unberührte Landschaft sieht aus wie aus dem Märchen. Absolut perfekt für ein junges Liebespaar!«
    »Hat Mr. Braddock dir denn einen Heiratsantrag gemacht?« fragte Angela, deren Einschätzung von Kit Braddock sich von der der Pembrokes deutlich unterschied. Idyllische Vorstellungen von Ergebenheit und junger Liebe paßten für sie nicht ganz ins Bild des abenteuerlichen Mr.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher