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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah
Autoren: Heidi Hassenmüller
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beiden nie wieder.”
    Gaby hatte versucht, sich zu entspannen. Es war jajetzt vorbei. Aber immer wieder sah sie Hubert und Patty aus dem Schlafzimmer nach unten kommen. Sie hatten ihr ‘Geburtstagsgeschenk’ ausgepackt. Patty hatte rosige Wangen und roch nach ihm. Er hatte sich ein neues Glas Wein eingeschenkt. “Jetzt wäre noch etwas zu essen recht”, hatte er augenzwinkemd zu Gaby gesagt. Sie hatte sich übergeben müssen.
    Sie dachte an das letzte Geschäftsessen. “Schloß Hartenstein hat eine jahrhundertealte Tradition, es ist mit Abstand das beste Restaurant in der Umgebung”, hatte Hubert ihr auf der Hinfahrt erklärt. “Heute abend wirst du die wichtigsten Männer unserer Firma kennenlernen. Und natürlich ihre Frauen. Die Frauen sind oft noch wichtiger”, hatte er ein wenig spöttisch lächelnd hinzugefügt. “Sie bestimmen, wer dazu gehört oder nicht.” — “Dazu gehört?” Gaby suchte in ihrer Handtasche nach einer Magentablette. Der Martini, den sie vor dem Wegfahren noch mit Hubert getrunken hatte, war ihr schlecht bekommen. Sodbrennen. Sodbrennen und Kopfschmerzen. Hoffentlich nicht wieder Migräne. Vielleicht ist es bes-ser, wenn ich gleich ein Zäpfchen nehme. Sie mußte fit sein. Hubert mußte stolz auf sie sein können. Das hatte er ihr beim Martini gesagt. Ich will stolz auf dich sein. Meine junge, hübsche Frau. Der kleine Bauch steht dir gut. Macht dich so sexy. Sie sah das Flackern in seinen Augen. Er begehrte sie. Sie mehr als jede andere. Und er begriff sie.

    “Du fühlst dich doch hoffentlich gut?” Hubert sah sie besorgt von der Seite an. “So ein Geschäftsessen ist sehr wichtig. Früher hat man sogar die Frauen vor der Beförderung des Mannes zum ‘Probeessen’ eingeladen. Die Zeiten sind natürlich längst vorbei. Aber unterschätzen darf man die Repräsentationspflichten nicht.” Er tätschelte zärtlich ihren Arm. “Das kommt davon, wenn man einen wichtigen Mann heiratet.” In ihrem Kopf begann es zu hämmern. Sie kontrollierte ihr Aussehen im Autospiegel. Man sah ihr die Kopfschmerzen noch nicht an. Nur was man sah, das zählte. Die Schwangerschaft stand ihr gut. Sie hatte etwas vollere Wangen bekommen. Auch einen volleren Busen. Eine richtige kleine Frau, hatte Hubert letzte Nacht gesagt. Alles war gut.
    Sie kamen etwas zu spät. Gaby wäre gern etwas früher gegangen, aber Hubert hatte gesagt, er wolle noch gemütlich einen Martini mit ihr trinken. Er war so lieb zu ihr.
    Ein schwarzgekleideter Oberkellner, mit gestärkter Hemdbrust und ein wenig Pomade im Haar, nahm ihr den Mantel ab. Ihre Knie zitterten. Sie fröstelte. Die jahrhundertealte Eichentür hielt Hubert vor ihr auf. “Auf in die Höhle des Löwen”, flüsterte er ihr zu. Der runde, festlich gedeckte Tisch schien unendlich weit entfernt. Sie sah alle Gesichter sich ihr zuwenden. Die Unterhaltung verstummte. Die dicken Bohlen unter ihren Füßen knarrten. Sie fühlte sich auf einmal schrecklich plump mit ihrem Fünf-Monate-Bauch, dem zu weiten Hängerkleid und der üppigen Lockenpracht. “Da kommt mir keine Schere dran”, hatte Hubert gestern noch gescherzt. “ Du kannst doch nicht an meinem Liebsten herumschnippeln lassen.” Gaby sah zu den wichtigen Frauen der wichtigen Männer. In Sekundenschnelle, wie mit dem Zeitraffer, nahm sie die Bilder in sich auf. Schlank, gepflegt, vornehm, aus jeder parfümierten Pore atmete ihre gute Erziehung, die ordentliche Kinderstube, dies Mit-sich-und-der-Welt-eins-Sein. Sie standen alle so hoch über ihr. Der Tisch schien sich immer weiter zu entfernen, schwebte empor, die dicken Bohlen wölbten sich wie gefräßige Krokodile unter ihr, schnappten nach ihren Füßen. Sie zitterte am ganzen Körper, ihre Beine knickten unter ihr weg, hilflos streckte sie die Hand nach Hubert. “Mir wird schlecht. Ich kann nicht...” Sie brach ab, klammerte sich an seinen starken Arm. “Ist ja gut.” Er legte einen Arm fest um ihre Schultern, mit dem anderen führte er sie zu dem freien Platz. Als sie saß, schloß sie gequält einen Augenblick die Augen. Es war mucksmäuschenstill am Tisch. “Tut mir leid”, hörte sie Hubert sagen. “Gaby ist nicht ganz wohl. Ich glaube, der Kreislauf.” Ein begreifendes Gemurmel. Natürlich, der Kreislauf. So etwas konnte schon einmal geschehen. “Außerdem ist sie schwanger. Wir bekommen ein Kind.” Glückwünsche von allen Seiten. Ein Kind, wie wunderbar.
    Elf war sie, als ihr Halbbruder Mark geboren wurde. In der Nacht vor
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