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Zuckermond

Zuckermond

Titel: Zuckermond
Autoren: Astrid Martini
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gehen lassen können, weil er sie ebenso sehr liebte wie sie ihn? Sie seufzte leise, während stille Tränen ihre Wangen hinabliefen. Sie hatte Seiten an Leonard entdeckt, die sie niemals für möglich gehalten hätte und leider hatte sie nicht verhindern können, dass er sich jeden Tag ein bisschen mehr in ihr Herz geschlichen hatte. Sie liebte diesen faszinierenden Mann von ganzem Herzen und wünschte sich sehnlichst, er möge ihre Gefühle erwidern und sie bitten, bei ihm zu bleiben. Verstohlen wischte sie sich weitere Tränen aus den Augenwinkeln, schluckte den Kloß hinunter, der wie ein Geschwür in ihrem Hals saß und atmete tief und entschlossen durch. Bewahre Haltung, Mädel. Heulen nutzt auch nichts. Er ist ein Callboy, du hast deine Rechnung beglichen und morgen wird er wie gewohnt seinem Geschäft nachgehen. Doch sie konnte nicht verhindern, dass ihr erneut die Tränen aus den Augen schossen. Diesmal von unglücklichem Schluchzen begleitet. Damit weckte sie Leonard. „Guten Morgen, Engelchen. Hast du gut geschlafen? Hey, du weinst ja! Was ist los?“ „Ach, nichts.“ „Das sieht mir aber ganz und gar nicht danach aus.“ „Stimmt ja auch nicht, aber…“ Sie brach ab, straffte die Schultern und zwang sich, ihm fest in die Augen zu blicken. „Es stimmt mich lediglich ein wenig traurig, dass unsere Zeit nun vorbei ist. Ich hatte zu Beginn zwar nicht damit gerechnet, dass mir das etwas ausmacht – im Gegenteil – aber nun ist es so.“ Leonard griff nachdenklich nach ihrem Skizzenblock. „Schenkst du mir diese Skizze, wenn du sie nicht mehr brauchst?“, versuchte er vom Thema abzulenken. Er hielt ihr die Zeichnung hin, die sein Haus und den malerischen Weg zum nahe gelegenen Grünewaldpark zeigte. „Klar. Wenn du willst dupliziere ich sie und dann kannst du sie jetzt schon haben. Dann musst du nicht warten, bis ich sie auf Leinwand gebannt habe.“ Helenas Stimme schwankte, denn noch immer kämpfte sie mit ihren Tränen und einem Chaos an Gefühlen. „Das wäre wirklich schön.“ Leonard lächelte ihr liebevoll zu. Es berührte ihn, dass sie wegen ihm weinte, aber es machte ihm auch Angst. Unsagbare Angst. Denn auf Gefühlsduseleien hatte er sich nicht eingestellt. Sie waren ihm eigentlich auch viel zu kompliziert und passten einfach nicht in seine Welt. „Kannst du dir eigentlich irgendwann einmal vorstellen, deinen Job als Callboy an den Nagel zu hängen oder machst du so lange weiter, wie du Kundschaft haben wirst?“ Diese Frage war Helena spontan herausgerutscht und nun wartete sie erschrocken auf seine Reaktion. Leonard schaute ihr mit unergründlichem, aber sehr ernstem Blick in die Augen. „Mein Beruf ist mein Leben. Klar, ich habe mittlerweile genug Geld verdient und könnte von daher endgültig damit aufhören, aber ich wüsste nicht warum. Geld stinkt nicht und wenn ich mir meinen exklusiven Lebensstandard bis ins hohe Alter erhalten will, dann wäre es dumm, nicht mitzunehmen, was ich mitnehmen kann. Ich könnte zwar in meinen gelernten Beruf, Fotograf, arbeiten, aber dazu fehlt mir ehrlich gesagt der Antrieb. Und auch der Grund.“ „Und was wäre, wenn du einmal einer Frau begegnen würdest, in die du dich ernsthaft verliebst?“ „Liebe gehört nicht zu meinem Lebensplan. Von daher stellt sich diese Frage erst gar nicht.“ „Aber was wäre wenn?“ Helena ließ nicht locker. „Eine Frau, die mich liebt und mich wirklich haben möchte, muss mich so nehmen, wie ich bin.“ „Aber du kannst doch von keiner Frau verlangen, dass sie dich mit anderen Frauen teilt, wenn auch nur beruflich. Also, ich würde damit auf gar keinen Fall klar kommen.“ „Ich verlange so etwas ja auch von niemandem. Wir haben über Eventualitäten gesprochen und ich habe dir lediglich eine ehrliche Antwort gegeben. Und eine Frau, die mich unbedingt will, wird eben damit leben müssen, dass ich als Callboy arbeite.“ „Werde ich dich ebenfalls als Callboy buchen müssen, wenn ich dich wieder einmal sehen will?“ „Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns wieder sehen. Selbstverständlich ganz privat. Du bist irgendwie anders als die Frauen, die ich bisher kennen gelernt habe. Erfrischend anders und es würde mir sehr gefallen, wenn wir uns hier und da treffen.“ Helena kam nicht dazu ihm zu antworten, denn das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Überlegungen. Sie fischte nach ihrer Handtasche und kramte nach dem Handy. „Denhoven!“ Leonard beobachtete sie, während sie immer wieder
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