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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde
Autoren: Marcia Muller
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Gegend
herumtreibt. Außerdem hätte ich gern ein bisschen Gesellschaft.«
    Sie hatte mich sofort durchschaut und
grinste. »Ralph kann Ihnen Gesellschaft leisten. Und Allie liegt unter dem
Sofa. Ich habe noch zu arbeiten.« Sie gab mir den Kater und ging nach Hause.
    Ich wartete, bis sie in ihrer Haustür
verschwunden war, und betrat meine Diele. Riegelte ab, schaltete die
Alarmanlage wieder ein und blieb im dunklen Flur stehen, bis Ralphie sich
beruhigt hatte.
    Dominguez ist auf eine Konfrontation
aus. Bald. Er könnte wiederkommen.
    Nein. Nicht jetzt. Nicht hier.
    Krallen klickten auf dem Holzboden.
Alice strich miauend an meinen Beinen entlang. Ich schaltete das Licht ein und
setzte Ralph ab. Beide Katzen sausten in die Küche zu ihren Näpfen. Im
Wohnzimmer blinkte der Anrufbeantworter. Vier Nachrichten.
    Mutter Nummer eins: »Sharon, ruf mich
bitte an. Ich mache mir Sorgen.«
    Ich auch, Ma.
    Halbschwester Robin: »Hey, ich bin
nächsten Monat in der Gegend, würde mir gern was in Berkeley suchen. Wäre es
unverschämt, wenn ich solange bei dir wohne?«
    Ganz und gar nicht, Robbie.
    Patrick: »Ich konnte dich im Büro nicht
erreichen, daher mein Anruf. Ich habe das Haus in der Precita Street fast den
ganzen Abend über bewacht, dann kam die Familie, die dort wohnt, nach Hause.
Dominguez’ Freund hat es ihnen vor neun Monaten untervermietet und keine
Nachsendeadresse hinterlassen. Das überprüfe ich morgen.«
    Danke, Patrick.
    Hy: »Die Sache mit dem Klienten wird
wieder kritisch, ich muss nach La Jolla. Die Überwachung hat nichts ergeben,
vermutlich tut sich auch nichts mehr. Sorry, dass ich dich gerade jetzt im
Stich lassen muss, McCone. Wir reden, wenn ich zurück bin.«
    Mach schnell, Ripinsky. Ich brauche
dich.
    Kurz vor Mitternacht, aber ich wollte
nicht schlafen. Mick oder Craig konnten jederzeit anrufen. Ich ging in die
Küche, spielte mit dem Gedanken an ein Glas Wein und verwarf ihn wieder. Ich
war so müde, dass das kleinste bisschen Alkohol mir den Rest gegeben hätte.
Schließlich setzte ich mich an den Tisch und fing an, nach eigenen Regeln eine
Patience zu legen.
    Vor ein paar Jahren hatte mir ein Zeuge
gezeigt, wie man rückwärts spielt und ein paar Regeln einbaut, die mehr
Geschick als Glück erfordern. Danach hatte ich eigene Regeln hinzugefügt, die
es noch spannender machten.
    Ich gebe zu, ich gewinne ziemlich oft.
    Mischen, abheben, geben. Rot auf
Schwarz, Zehn auf Neun, König nach oben... Der Rhythmus wirkte entspannend,
meine Gedanken begannen abzuschweifen. War um diese Zeit wirklich noch mit
brauchbaren Informationen zu rechnen? Vielleicht sollte ich doch ein paar
Stunden schlafen —
    Das Telefon klingelte. Ich ließ die
Karten fallen, ging ins Wohnzimmer und hob ab.
    »Sharon? Ray Rios, Olompali State
Park.«
    »Ja, Ray, was ist los?«
    Aufgrund seines Akzents und der
schlechten Verbindung konnte ich ihn kaum verstehen. »Könnten Sie das bitte
wiederholen?«
    »Tut mir leid — mein Handy funktioniert
hier nicht so gut. Ich hätte ja nicht so spät angerufen, aber Sie wollen es
sicher wissen. Ich habe Dan Jeffers gefunden, er versteckt sich in einem der
Kühlräume bei der Scheune. Er hat richtig Angst. Der Typ, der Scott Wagner
getötet hat, stöberte Dan in einem Haus in der Stadt auf und hat ihn
windelweich geprügelt.«
    »Sind Sie jetzt bei ihm?«
    »Draußen. Er soll mich nicht hören,
sonst haut er ab.«
    »Bleiben Sie da, ich komme.«
    »Okay. Das Tor vor der Zufahrtsstraße
wird bei Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen. Fahren Sie einfach rechts
vorbei. Nach Mitternacht zeigt sich hier keine Streife mehr. Kommen Sie einfach
in die Scheune.«
    »Ich bin schon unterwegs.«
     
    Verstärkung. Ich brauche Verstärkung.
Dan Jeffers ist ein ausgelaugter Junkie, der wohl nur sich selbst gefährlich
werden kann, aber war ein abgeschiedener Ort, und ich habe Ray Rios nur einmal
getroffen. Kann ich ihm wirklich vertrauen?
    Ich versuchte es bei Adah und Craig zu
Hause. Hinterließ beiden eine Nachricht, dass sie mir so bald wie möglich in
den Park nachkommen sollten. Craigs Handy hatte noch immer keinen Empfang. Adah
war nicht im Dienst.
    Ich überlegte, ob ich Mick und
Charlotte anrufen sollte, ließ es aber bleiben. Sie waren heute Nacht ziemlich
durcheinander, außerdem gehörte er zur Familie und sie womöglich auch bald — daher
hatte ich die beiden trotz aller Proteste meist mit Schreibtischarbeit und
Recherche eingedeckt.
    Patrick Neilan besaß kein Handy und
hatte mir
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