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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition)
Autoren: Arne Dahl
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Hubschrauber erzählt hat. Vorher nicht. Ich hatte nicht mal in Erwägung gezogen, dass Vera uns hereingelegt hat.«
    »Warte mal!«, rief Hjelm aus. »Er hat etwas Wichtiges gesagt.«
    »Versuch dich zu erinnern«, forderte Söderstedt ihn auf.
    »Noch drei Stunden lang«, sagte Hjelm. »Ich habe auf die Uhr geschaut. Es war zehn Minuten vor fünf. Und jetzt ist es?«
    »Fünf vor halb sechs«, antwortete Söderstedt mit dem Blick auf sein Handgelenk.
    »Dann meinte er also bis um zwanzig Uhr. Bis Punkt acht.«
    »Du musst versuchen, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen«, beharrte Söderstedt. »Du bist immerhin der Chef. Und was bedeutet ›noch drei Stunden lang‹?«
    »Es geht um die Firma auf Capraia, die noch drei Stunden lang betrieben wird. So hat W es zumindest gesagt. Das heißt, jetzt noch zweieinhalb. Wir benötigen einen Hubschrauber.«
    »Die Franzosen sind bereits unterwegs«, entgegnete Söderstedt. »Aber was willst du damit sagen?«
    »W ist einige Tage auf Capraia herumgelaufen, bevor er Roman Vacek ermordet hat. In dieser Zeit hat er eine Bombe mit Zeitschaltuhr im Labor angebracht. So muss es gewesen sein.«
    »Verdammt. Und was befindet sich in der Firma?«
    »Du weißt ja, was sie produzieren«, antwortete Hjelm. »Wir haben es zwar nie ausgesprochen, aber wir wissen, worum es geht. Sie erschaffen, wovon alle die ganze Zeit träumen. Je schwächer die Gesellschaft ist, desto stärker ist der Traum. Und unsere Gesellschaft ist im Augenblick ziemlich schwach.«
    »Du meinst, dass diese Firma ...?«
    »Ja«, antwortete Hjelm. »Sie erschafft knallharte Alphatiere. Offenbar ist man zunehmend der Ansicht, dass Psychopathen genau das sind, was die Welt braucht.«
    »Und wir brauchen einen Hubschrauber«, ergänzte Arto Söderstedt.
    »Hab ich ja gesagt«, meinte Paul Hjelm.
    Sie gingen hinaus. Söderstedt stützte Hjelm auf den ersten Metern, bis er allein zurechtkam.
    Draußen hatte die Dämmerung zwar noch nicht vollständig eingesetzt, aber sie kündigte sich bereits an. Balodis und Kowalewski versammelten die Legionäre, die an Händen und Füßen professionell gefesselt waren. Die beiden winkten ihrem Chef nur kurz zu.
    Hjelm warf einen Blick zum Himmel hinauf, wo W verschwunden war. Besser so als tot, dachte er. Der Gedanke erstaunte ihn zwar, aber dennoch war es sicher besser, wenn W lebte. Denn W hatte bestimmt geplant, zuerst die drei Personen auf dem Sofa zu töten und dann die Waffe gegen sich selbst zu richten. Damit er ›der Forschung‹ niemals mehr nützlich sein würde. Doch Vera hatte es verhindert. Sie war bewusst hergekommen, um Menschenleben zu retten. Sie war eine beeindruckende Frau.
    Aber woher hatte sie das Geld, um privat einen Hubschrauber zu chartern? Sie hat als Sozialarbeiterin in Kaliningrad gearbeitet und konnte es sich leisten, privat einen Hubschrauber zu chartern? Irgendetwas stimmte da nicht.
    Hjelms Gedankengang wurde schließlich von dem Knattern zweier Hubschrauber unterbrochen. Es waren größere Modelle. Sie landeten beeindruckend nahe nebeneinander auf dem gut getarnten Landeplatz unten am Wasser. Hjelm und Söderstedt gingen dorthin. Am Eingangstor standen Beyer und Bouhaddi, die damit beschäftigt waren, den Kopf des Wachmanns aus den Gitterstäben zu befreien. Als Bouhaddi etwas stärker zog, stöhnte er auf. Sobald sie ihn herausgezogen hatten, fesselten sie umgehend seine Hände und Füße.
    »Willst du mit nach Capraia kommen?«, fragte Hjelm im Vorbeigehen. Bouhaddi schaute mit leuchtendem Blick auf.
    Hjelm und Söderstedt gingen zu den bauchigen Hubschraubern hinunter, deren Rotorblätter langsam in ein sachte kreisendes Gleiten übergingen.
    Kurze Zeit später hatte der Rotor des einen wieder volle Fahrt aufgenommen. Als Letzte sprang Corine Bouhaddi an Bord des Hubschraubers. Er entfernte sich langsam von Massicottes und Barnworths Zwillingspalästen, von Morsiglia, von Haute-Corse und von Korsika, bis unter ihnen nur noch das Azurblau des sich in alle Richtungen ausdehnenden Mittelmeers zu sehen war. Erneut wurde Paul Hjelm von dem Gefühl erfasst, dass er durch die Weltgeschichte irrte. Es war extrem merkwürdig.
    Genau in dem Moment, als eine schwache Rauchsäule am Horizont sichtbar wurde, drang ein Piepen durch das Dröhnen im Innenraum des Hubschraubers, zwar schwach, aber eindringlich. Laima Balodis wühlte in den Taschen ihrer Kleidung und fischte schließlich ein Handy heraus, das sie mit gewisser Skepsis betrachtete, bis ihre Miene
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