Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes
Autoren: Britta Orlowski
Vom Netzwerk:
wischte den Tisch ab.
    »Was soll das heißen?« Marc ließ sie keinen Moment aus den Augen.
    »Genau das, was ich gesagt habe.« Sie sprach wie eine nachsichtige Mutter zu ihrem nörgelnden Kind.
    »Woher weißt du das?«
    »Was spielt denn das für eine Rolle?« Jetzt klang sie genervt.
    »Ein Besuch bei der engelsgleichen Jenny.« Der Frau seines Vaters. Seine Stimme troff vor Sarkasmus.
    »Und wenn schon. Ich habe es satt, immer wieder die gleiche Diskussion zu führen. Entweder du akzeptierst endlich die Tatsache, oder …«
    »Oder was?«
    »Oder du lässt es bleiben.«
    »Genau.«
    »Dann eben nicht.«
    Marc drückte auf den Knopf des Weckers, noch bevor dieser ein Signal von sich gab. Er war ohnehin seit zwei Stunden wach. Seine Gedanken kreisten um die Bemerkung, die Amy gestern wie nebenbei fallen gelassen hatte.
    Er stand auf und ging vorsichtig aus dem Schlafzimmer. Leise, wie er es jeden Morgen tat, um Amy nicht aufzuwecken. Er fragte sich indes, ob es ihm heute nicht eher darum ging, nicht mit ihr reden zu müssen.
    Bevor er zur Arbeit fuhr, lief er seine übliche Runde zum alten Hafen hinunter. Er konzentrierte sich auf einen ausgewogenen Laufrhythmus und seine Atmung, und schon begann sich seine Anspannung zu legen. Der Wind spielte mit seinem Haar.
    Im Büro herrschte die übliche Hektik. Die Telefone läuteten ununterbrochen. Seine Sekretärin gab ihm entsprechende Handzeichen, für welchen Anrufer er lieber nicht zu sprechen sein sollte. Die Frau war einfach eine Perle und kannte ihn viel zu gut. Dieser Gedanke erschreckte ihn.
    Er bearbeitete am PC die Baupläne für ein Hotel in New York. Man brachte ihm eine Nachricht: »Mr. Tanner möchte, dass Sie die Rohrdimensionen für das Bürogebäude in Baltimore nochmals prüfen. Es gab vor Gericht offenbar einen Vergleich und …«
    »Schon gut, ich mach’s. Es wird aber noch etwas warten müssen.«
    Wieder läutete das Telefon.
    »Marc, guten Morgen, mein Lieber.«
    Seine Mutter hatte ihm gerade noch gefehlt.
    »Ich bin mir nicht sicher, wann hast du gesagt, wolltest du vorbeikommen? Ich habe ein paar kleine Reparaturen am Haus. Nichts Wichtiges, aber du kennst mich ja. Ich möchte gern, dass es erledigt ist. Wenn du keine Zeit hast, kannst du es mir ruhig sagen.«
    Marc sah sie vor sich, wie sie sich nervös eine Strähne ihres aschblonden Haares hinter das Ohr strich. Er wusste genau, dass er keinen Termin mit ihr vereinbart hatte. Das tat er nie. »Ist dir Samstagvormittag recht?« Er fügte sich in das Unvermeidliche.
    »Das passt mir ausgezeichnet.« Ihrer Stimme war ein Lächeln anzuhören.
    Nun, wenn sie sich so sehr darüber freute, hatte es auch was Schönes, dachte er schuldbewusst.
    »Du hast sicher viel zu tun. Ich will dich nicht länger von der Arbeit abhalten.«
    »Ja, stimmt.«
    »Bis dann, mein Junge.«
    »Ja, bis Samstag.«
    »Samstag – da wollen wir doch ins Konzert. Schon vergessen?« Sein ältester Freund und Geschäftspartner stand im Türrahmen und beobachtete ihn.
    »Bis zum Abend bin ich fertig. Es war Mom.«
    »Verstehe.«
    Die Sekretärin rief nach Josh. Der wandte sich halb um. »Lassen Sie sich die Nummer geben, ich rufe zurück.«
    Marc arbeitete weiter.
    »Die Rohrdimensionen von …«
    »Ich weiß Bescheid. Sobald ich Zeit habe, werde ich diesen Mist zum vierten Mal prüfen.«
    »Tut mir leid, ich stehe genauso unter Druck. Bis elf Uhr erwarten die Auftraggeber eine Antwort.«
    »Verfluchter Mist.« Marc schlug auf den Tisch. »Ich kümmere mich darum«, blaffte er und fuhr sich durch das Haar.
    »Schon kapiert.« Josh bedeutete ihm, dass er ihn nicht weiter bedrängen würde.
    Auf Marc war Verlass, auch wenn sein Temperament hin und wieder mit ihm durchging. Er würde sich gleich an den Auftrag machen, wenn auch zähneknirschend.
    Josh streckte ihm die Handflächen entgegen, als Zeichen, dass er sich ergab, und verschwand in seinem Büro.
    Was war nur los in seinem Leben? Er hatte ein problematisches Verhältnis zu seiner Mutter, mit Amy war er offenbar in eine Sackgasse geraten und darüber, wie er zu seinem Vater stand, mochte er erst gar nicht nachdenken.
    Beim Mittagessen in Julies Diner trafen Josh und er auf Angelina. Joshs Schwester führte zusammen mit ihrem Mann eine erfolgreiche Immobilienfirma. Oft genug profitierten Tanner & Cumberland Construction und Rickman Immobilien voneinander, indem sie sich gegenseitig ihre Kunden empfahlen.
    »Hallo, ihr beiden. An meinem Tisch ist noch reichlich Platz. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher