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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes
Autoren: Britta Orlowski
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aufspüren, was sie quälte, musste sie ihre Gedanken ordnen. Und das tat weh. Vor Kurzem noch hatte sie in St. Elwine gewohnt, einem kleinen Küstenstädtchen in Maryland, USA. Sie hatte im Garten gewerkelt, mit den Blumen gesprochen und war ihrer Arbeit nachgegangen. Jetzt war alles anders gekommen. Gut, ihren Job, das Verfassen von Texten für Bildbände oder Gartenzeitungen, konnte sie wunderbar dank der modernen Technik von Deutschland aus erledigen.
    Aus alter Gewohnheit wollte sie in einen geliebten Tagtraum flüchten. Früher funktionierte das sehr gut. Sie schlüpfte einfach in die weibliche Hauptrolle in einer berühmten Hollywoodromanze und spann ein bisschen vor sich hin. Audrey Hepburns Part in Ein Herz und eine Krone kam ihr gerade recht.
    Gemeinsam stand sie mit Gregory Peck vor dem Mund der Wahrheit in Rom und wagte nicht, die Hand hineinzustecken. Sie hatte Gregory etwas vorgeflunkert – nur ein bisschen. Über ihre Herkunft – er wusste nicht, dass sie eigentlich aus Deutschland stammte.
    Mist, es gelang ihr nur zum Teil, sich Gregorys Gesicht vorzustellen. Lediglich den traurigen Blick, als er begriff, dass die Prinzessin für ihn auf immer verloren war.
    Komm schon, Gregory, mach es mir nicht so schwer.
    Das konnte sie vergessen. Mr. Peck sandte ihr keine Signale, der Blödmann. Stattdessen verwandelten sich seine Züge in die eines anderen Mannes. Schon sah sie silbergraue statt brauner Augen auf sich gerichtet und diesen Mund, der herrliche Dinge mit ihr angestellt hatte.
    Die Erinnerung versetzte ihr einen Stich. Bedachte man, dass alles vollkommen unverfänglich begonnen hatte, saß sie in einem ziemlichen Dilemma. Sie erinnerte sich, wie sie beide gemeinsam in einem Gartencenter gewesen waren. Er nahm einen Blumentopf und zeigte auf den Aufkleber: Pflanzen nicht zum Verzehr geeignet. »Mhm, und ich wollte mich gerade durch die Petunien, Verbenen, Begonien oder was auch immer futtern«, brummte er ernst. Lachend hatte sie ihn in Richtung der Blumenerdesäcke gezogen.
    Ein gefühltes ganzes Leben lag zwischen dieser Begegnung und dem heutigen Tag. Sie konnte ihm schlecht Vorwürfe machen, er hatte sie ausdrücklich gewarnt, sich nicht mit ihm einzulassen – immerhin.
    In ihrer grenzenlosen Naivität hatte sie ihm nicht geglaubt. Eine ganz und gar schlechte Angewohnheit. Auch die damaligen Ratschläge ihrer Familie hatte sie in den Wind geschlagen und prompt ihre Quittung bekommen.
    Was ihr Leben in den USA anging, tappten ihre Eltern in Deutschland lange im Dunkeln. Wieder zurück, schenkte sie ihnen endlich reinen Wein ein und sprach die Wahrheit offen aus – jedenfalls den größten Teil davon. Doch bis zum jetzigen Zeitpunkt hatten ihre Eltern keinen Schimmer von ihm – ihrem Mr. Right. Normalerweise überspielte Floriane im Umgang mit Männern ihre Nervosität mit Quasselei. Bei ihm jedoch war alles anders. Eigentlich hätte sie das sofort alarmieren sollen. Leider hatte sie nicht aufgepasst – wieder einmal. Und nun war es zu spät. Etwas in ihr war kaputt gegangen.

1. Kapitel
     
     
     
    » M ir ist, als hätte ich mein gesamtes Leben nur an dich gedacht.«
    Flos Herz schlug Purzelbäume. »Du hattest doch Julia.«
    Nach ihrem Einwand sah er sie merkwürdig verzagt an. »Wir haben zusammen gearbeitet und der Film wurde zum Kassenschlager – das ist alles .« Richard Geres Blick ruhte noch immer auf ihr. Sacht senkte er seine Lippen und traf ihren Mund. Sein Kuss ließ sie alles ringsum vergessen. Flo sank gegen ihn, überließ ihm die Führung, spürte seine Wärme, seine Stärke, seine Männlichkeit. Als er irgendwann den Kuss beendete, überfiel sie ein beinahe überwältigendes Verlustgefühl. Sofort schlang sie ihre Arme um seinen Hals.
    »Ich bin ja da, Flo. Ich werde immer für dich da sein.«
    Sie wollte ihm gern glauben, aber sie war ein gebranntes Kind.
    Seine tiefe, eindringliche Stimme berührte sie fast noch mehr als seine Worte es taten. »Du machst dir stets zu viele Gedanken.«
    Woher wusste dieser Mann das nur? Alle anderen Menschen ließen sich leicht von ihrer witzigen, fidelen Fassade täuschen. Er nicht.
    Seine Hände öffneten geschickt die Knöpfe ihrer Bluse. Schon berührten sie ihre Brüste. Die zärtliche Leidenschaft, die sich in seinen Augen widerspiegelte, entfachte ein Feuer in ihr. »Es ist nur …«, stammelte sie. »Hollywood.«
    »Vergiss Hollywood. Es ist lediglich ein Job. Mein wahres Leben findet hier statt, mit dir.«
    Seine Worte
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