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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher
Autoren: Heidi Hohner
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gesagt hat, dass die Ziegelsteine bei ihm auf dem Bau saftiger sind. Und ich, ich tät halt sagen, dass er schon ein rechter Ruach [37] ist. Aber genau deswegen steht er jetzt wahrscheinlich so super da. Und das mit der Familie, das wird schon stimmen, warum haben sie denn das Haus auf der Insel behalten für den Michi, obwohl sie nach Marquartstein umgezogen sind? Vielleicht hat er jetzt einfach seinen Kragen voll gekriegt, und jetzt is ihm fad in seiner Villa. Er wird’s halt machen, weil der Michi dich gern mag.«
    »Stimmt. Was wär denn, wenn wir an ihn verkaufen?«
    »Was verkaufen?«
    Desinteressiert und total verwirrt steht mein Vater da, schaut mich treuherzig an und hat einfach keinen Plan. Er wird mir mit dieser Entscheidung nicht helfen, im Gegenteil, mit dem ist einfach etwas nicht in Ordnung.
    Tu nichts Unüberlegtes, hat David mich gewarnt. Und genau deswegen hat Kati-der-Chef sofort eine unbändige Lust, etwas Unüberlegtes zu tun. »Gut. Dann geh ich jetzt zum Hias und sag ihm, ich warte noch bis zu meinem Geburtstag, auf dem reden wir mit der Fränzi, weil die muss ja auch Bescheid wissen, und dann geb ich dem Hias grünes Licht. Und dann sind wir auf einen Schlag unsere Sorgen los.« Und dann füge ich noch hinzu: »Und ab da sind wir nicht mehr Eigentümer, sondern Pächter. Und du wirst den Unterschied wahrscheinlich noch nicht einmal merken.«
    Es klingt wirklich nach einer Lösung, die fast zu schön ist, um wahr zu sein, und ich gehe zurück zu einem verlegen herumstehenden Michi-Mike und einem vor Jovialität glühenden Hias.
    »Ich überleg es mir«, sage ich, »und an meinem Geburtstag sag ich euch Bescheid. Ich muss nur noch die Fränzi einweihen.«
    »Wirst schon sehen, Kati, bald ist alles eine gmahde Wiesn. Und jetzt …«, er haut Michi-Mike in die Seite, dass dem fast die schnittige Sportlerbrille von der Nase rutscht, »… jetzt hat der Michi eine Überraschung für dich. Michi, steh ned so damisch rum, gib ihr den Ring und frags! Bleib da, Kati, der Michi macht dir einen Antrag, auf geht’s!«

»Mike, du kannst das Kondom wieder wegtun. Ich kann nicht. Aber danke für den Geburtstagskaffee!«
    »Wieso willst du immer noch ned mit mir vögeln? Wir sind doch jetzt verlobt!«
    Michi-Mike steckt mit knallrotem Kopf ein kleines Päckchen zurück unters Kopfkissen. »Auch ned zum Geburtstag? Nur eine ganz kleine Nummer?«
    Er tut mir schon ein bisschen leid, wie er da sehr früh und sehr nervös auf der Bettkante sitzt, aber ich kann mir beim besten Willen gerade nicht vorstellen, mich von ihm missionieren zu lassen. Es ist schließlich mein Geburtstag und nicht seiner.
    »Tut mir leid, Mike. Liegt nicht an dir.«
    »Woran dann? Hat’s dir der Toblerone-Ritter so gut besorgt, dass ich jetzt nimmer gut genug bin?«
    »Aber nein, natürlich nicht«, lüge ich, ohne mit der Wimper zu zucken, denn ich finde es selbst nicht besonders optimal, dass ich im Moment so gar keinen Körperkontakt mit dem Michi ertragen kann. Wird schon werden, rede ich mir ein. Genau genommen bin ich ja inzwischen fest davon überzeugt, dass alles gut werden wird. Jetzt, wo ich eingesehen habe, wo ich hingehöre. Heute Nachmittag kommt meine Schwester, heute Abend wird es eine letzte Party geben in unserem Fischereigarten, danach werde ich dem Hias sagen, dass ich sein Angebot annehme, der kümmert sich sofort um die Baugenehmigung, dann kommen die Baumaschinen, mein Vater und ich ziehen in der Zeit zu Michi-Mike, der besorgt mir zur Überbrückung einen Job im Outdoorcenter, und ab nächstem Frühjahr kann ich dann mit der Fischerei weitermachen. Wenn mein Vater bis dahin kein Pflegefall ist.
    »Ich brauch einfach noch ein bisschen Zeit!«
    Der Michi-Mike gibt sich einen Ruck.
    »Mei, wer nicht will, der hat schon. Aber dann stehst jetzt auf, weil ich nämlich eine Geburtstagsüberraschung für dich habe.«
    Mit einem breiten Grinsen fischt er das Kondom wieder aus seinem Versteck und schiebt es in die Hosentasche. »Und die ist fast so gut wie Sex. Danach bis du so high, wirst sehen, da geht was!«
    »Sicher«, antworte ich nicht besonders überzeugt, gehe ins Bad, um mich anzuziehen, ein Weißwurst-Brezen-Bier-Picknick im Grünen vor Augen. Was sonst könnte mein neuer Verlobter vorhaben? Egal, es gibt schlimmere Arten, seinen Geburtstag zu beginnen.
    Zehn Minuten später ziehe ich Michi-Mike am Dampfersteg vorbei, weil ich dort schon von Weitem ein Pärchen mit Hund warten sehe, der Mann in weißem Hemd
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