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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin
Autoren: Bruce Sterling
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Dutzend weibliche und männliche Flügler. Sobald sie losgelassen werden, paaren sie sich und gründen eigene Nester. Ich werde sie Ihnen gleich zeigen.« Sie stockte. »Wir kommen jetzt in einen der Schwammgärten.«
    Einer der jungen Sprungschwänze veränderte unauffällig seine Lage. Er hing mit den Vorderläufen im Pelz des Tunnelers und fing an, die Hosenaufschläge Afriels zu benagen. Afriel versetzte ihm einen kräftigen Tritt, worauf er zurückwich und seine Stielaugen einzog.
    Kurz darauf waren sie in einer zweiten Kammer, die viel größer als die erste war. Die gesamten Wände, die Decke und der Fußboden waren von dichten Schwämmen überwuchert. Die häufigste Art war aufgedunsen zu faßähnlichen Kuppeln mit dichten, vielarmigen Wucherungen und spaghettiknäueligen Auswüchsen, die sich lautlos in der streng riechenden Luft bewegten. Einige dieser ›Fässer‹ lagen inmitten von Staubwolken aus blassen, ausgestoßenen Sporen.
    »Sehen Sie diese Klumpen unter den Schwämmen! Ob das der Nährboden ist?« fragte Mirny.
    »Ja.«
    »Ich bin nicht sicher, ob es sich um eine Pflanzenart oder um einen biochemisch komplizierten Matsch handelt«, sagte sie. »Es wächst im Sonnenlicht an der Außenseite des Asteroiden. Eine Nahrungsquelle, die im nackten Raum wächst! Stellen Sie sich vor, welchen Wert dieses Zeug bei uns zu Hause in den Ringen haben würde.«
    »Man kann den Wert gar nicht in Worte fassen«, sagte Afriel.
    »Es ist allein völlig ungenießbar«, sagte sie. »Ich habe versucht, ein kleines Stückchen zu essen. Es war, als ob man versuchte, Plastik zu essen.«
    »Haben Sie im allgemeinen ordentlich gegessen?«
    »Ja. Unsere Biochemie ist der der Schwärmer sehr verwandt. Die Schwämme kann man sehr gut essen; aber das Erbrochene ist bei weitem nahrhafter. Die interne Fermentation im hinteren Darmabschnitt der Arbeiter reichert den Nährwert sehr an.«
    Afriel schaute sie erstaunt an. »Ach, man gewöhnt sich daran«, sagte Mirny. »Ich werde Ihnen später beibringen, wie man aus den Arbeitern das Essen herausholt. Man muß nur durch Antippen einen bestimmten Reflex in Gang setzen – er wird nicht durch Pheromone gesteuert wie die meisten ihrer Verhaltensweisen.« Sie wischte sich eine lange, verfilzte Haarsträhne vom Gesicht. »Ich hoffe, daß die Pheromonproben, die ich zurückgeschickt habe, die Kosten für ihre Beförderung wert waren.«
    »Ja!« sagte Afriel. »Ihre chemische Zusammensetzung war faszinierend. Es gelang uns, die meisten Einzelstoffe synthetisch herzustellen. Ich habe selbst bei dieser Forschungsgruppe mitgearbeitet.« Er zögerte. Wieweit konnte er ihr trauen? Sie wußte von dem Experiment, das er und seine Vorgesetzten planten, bisher noch nichts. Für Mirny war er nur ein einfacher, friedlicher Wissenschaftler wie sie selbst. Die Gemeinschaft der Wissenschaftler der Form war Leuten gegenüber, die sich mit militärischen Aufgaben und Spionage beschäftigten, sehr mißtrauisch.
    Die Former hatten zu allen neunzehn fremden Rassen, die die Investierer ihnen beschrieben hatten, Wissenschaftler als eine Art Kapitalanlage für die Zukunft geschickt. Dieses Unternehmen hatte die Former mehrere Gigawatt ihrer kostbaren Energie und Tonnen von seltenen Metallen und Isotopen gekostet. In den meisten Fällen konnte man nur ein oder zwei Forscher schicken, in sieben Fällen nur einen. Für die Schwärmer war die Wahl auf Galina Mirny gefallen. Sie war voll Vertrauen auf ihre Intelligenz und ihre Fähigkeit, die Sache gut und vernünftig zu überstehen, abgeflogen. Als man sie losgeschickt hatte, wußte niemand, ob die Ergebnisse ihrer Forschungen wichtig oder nützlich sein würden. Man war sich nur darüber einig gewesen, daß man sie, auch allein und schlecht ausgerüstet, schicken müsse, ehe die andere Partei jemanden sandte, der dann möglicherweise eine neue Technik oder sonst einen überaus wichtigen Punkt zuerst finden könnte. Dr. Mirny hatte tatsächlich etwas Wichtiges entdeckt. Damit war ihre Mission zu einer Angelegenheit des Sicherheitsbüros der Ringe geworden, und deshalb war jetzt auch Afriel gekommen.
    »Sie haben die Zusammensetzung synthetisiert?« fragte sie. »Warum?«
    Afriel lächelte entwaffnend. »Vielleicht nur um uns selbst zu beweisen, daß wir dazu imstande waren.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine gedanklichen Spielereien, Doktor Afriel! Ich bin unter anderem auch hierhergekommen, um solchen Kindereien zu entgehen. Sagen Sie mir die Wahrheit.«
    Afriel
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