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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz
Autoren: Jennifer Blake
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Großmutter zu verstehen, man erwarte nicht mehr von ihr, als bei einem öffentlichen Anlaß einen Flirt mit dem Prinzen zu inszenieren und ihn dann zu einem Treffen mit de Landes Vorgesetzten Francois Guizot zu überreden, dem Außenminister und Günstling König Louis Philippes.
    Helene hatte über den angeblichen Auftrag gezetert, aber die Erklärung schließlich doch akzeptiert. Staatsaffären waren oft sehr kompliziert, kaum aufzurollen, und vielleicht war die Gefälligkeit gar nicht so klein, wie es den Anschein hatte; tatsächlich konnte sie es nicht sein, wenn de Landes gewillt war, eine derart große Summe zu opfern, nur um sie zu arrangieren. Sie, Helene Delacroix, zweifelte kaum daran, daß de Landes von Anfang an von ihrer Verbindung mit dem Prinzen gewußt hatte. Sie hatte den starken Verdacht, daß er sie mit genau diesem Ziel, das er jetzt erreicht hatte, in die Spielhöllen gelockt hatte.
    Als Mara sah, wie geschickt de Landes ihre Großmutter dazu brachte, als Gastgeberin bei einem Ball in seinem Chateau zu fungieren, während Mara zurückblieb, um ihren Auftrag auszuführen, und als sie beobachtete, wie er die Kutschen herummanövrierte und wechselte, damit die Cousine, bei der sie und Helene wohnten, glaubte, Mara fahre mit ihrer Großmutter ins Loiretal, konnte sie dem nur zustimmen. Die detaillierten Instruktionen darüber, was sie zu sagen und zu tun hatte, die sie während der langen Fahrt zu dem Zigeunerlager erhalten hatte, und das brutale Ende der Reise hatten diesen Eindruck nur verstärkt.
    Ihr blieb jedoch keine Zeit, über das Vergangene zu grübeln, denn jetzt bombardierte man sie mit Fragen.
    »Woher kam Ihre Kutsche? Was für eine Farbe hatte sie? Wie viele Pferde und Vorreiter? Welche Dummheit haben Sie begangen, daß man Sie aus der Kutsche warf? Haben Sie zu wenig oder zu sehr kooperiert? Wie kommt es, daß man eine solche Schönheit verschmäht? Und wo bleibt der Zorn? Und die Hölle?«
    Die Fragen wurden von Mißtrauen gelenkt. Daß es begründet war, verhinderte nicht, daß in Mara das Gefühl aufstieg, ungerecht behandelt zu werden. »Zweifellos«, sagte sie und schenkte dem Prinzen einen flammenden Blick, denn sie hatte das Zitat erkannt, das zum Sprichwort geworden war, und vervollständigte es nun: »Am selben Ort wie der Zorn des Himmels.«
    »An manche Dinge erinnern Sie sich also doch«, sagte Roderic nachsichtig.
    Mara starrte in seine hellblauen Augen. Sie weigerte sich, den Blick zu senken. »Es hat den Anschein.«
    »Welches Glück, denn andernfalls wären Sie wieder wie ein Kind, naß, strampelnd und betörend, und ebenso hilflos
    ...«
    »Welches Glück für Sie, daß ich das nicht bin.«
    »Ach, ich weiß nicht. Ich hätte Sie gern auf meinem Knie geschaukelt.«
    »Ein gefährliches Unterfangen unter den Umständen, die Sie eben beschrieben haben.«
    »Sie meinen, wenn Sie naß wären?«
    Natürlich hatte sie das gemeint, aber es war verwirrend, so beim Wort genommen zu werden, und mit einem so offenen, einladenden und daher gefährlichen Lächeln dazu. Man hatte sie vor der Lust des Prinzen an Wortgefechten gewarnt. Er wollte sie verstören.
    »Das wäre nur folgerichtig«, erklärte sie gleichmütig.
    Die Stimme des Prinzen wurde weicher, leiser. »Der Mann war ein Tor.«
    »Wieso?«
    »Sie hinauszuwerfen.«
    Mara fühlte, wie sich etwas in ihrer Brust zusammenzog, aber sie weigerte sich, einer so offensichtlichen Spur zu folgen. »Vielleicht war es auch eine Frau.«
    »Glauben Sie wirklich? Eine Äbtissin vielleicht? Aber keine hätte den Wunsch, sich einer so zarten und gut verkäuflichen Ware zu entledigen. Eine eifersüchtige Rivalin? Sie hätte Ihnen ebensogut die Kehle durchschneiden oder Sie an jenen Stellen mit Vitriol bespritzen können, an denen es den meisten Schaden anrichtet. Eine Verwandte vielleicht, die Sie in Mißkredit bringen wollte? Aber warum? Um Ihrem guten Ruf zu schaden und Sie eines angemessenen Bräutigams unwürdig zu machen? Männer sind in solchen Dingen bisweilen wirklich wie Narren, als würde eine Nacht im Tau etwas ausmachen. Wird sie etwas ausmachen?«
    »O bitte nicht!« rief sie aus, schwankte ein bißchen und zog die Stirn in Falten. Vor Anspannung begann ihr Kopf zu pochen. »Sie dürfen sich nicht über mich lustig machen.«
    »Ich dachte eher daran, Sie zur Ruhe zu schicken. Die scheinen Sie nötiger als alles andere zu haben.«
    Hatte sie tatsächlich Mitgefühl in seiner Stimme gehört? Sie konnte nicht sicher sein. Ruhe
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