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Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Titel: Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
Autoren: Tom Brook
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eine helle Bluse und hatte zwei lange Zöpfe. Aber es waren nicht die jungen Menschen, die Alex' Aufmerksamkeit erregten, sondern der Hintergrund des Bildes: Es war die alte Ziegelei! Sie sah völlig anders aus, als Alex sie als Ruine kannte, aber die beiden markanten Schornsteine erkannte er sofort.

    Alex stand auf und betrachtete das Bild aus der Nähe. „Gefällt dir das Foto, Alex? Das ist mein Vater mit meiner Mutter, kurz bevor sie geheiratet haben. Also Tims Urgroßeltern. Das müsste so Mitte der zwanziger Jahre gewesen sein“, sagte Tims Großvater, als er sah, dass sich Alex für das Foto interessierte. „Das ist doch die alte Ziegelei im Hintergrund“, mischt sich Tim ein. „Ja, das ist sie, dort haben die beiden gearbeitet. Dein Uropa war dort als Brandmeister in der Ziegelei beschäftigt. Das war damals eine der besten Anstellungen im Dorf. Und deine Oma hat bis zur Hochzeit im Haushalt der Deependaals bedient.“ „Deependaal? Komischer Name“, murmelte Tim und betrachtete das Bild, das sein Opa jetzt von der Wand nahm und versonnen betrachtete.

    „ Tja, die Familie gibt es auch nicht mehr. Sie kam vor rund hundert Jahren aus Holland in unsere Gegend und baute die Ziegelei auf. Mein Vater erzählte uns als Kindern gerne von dieser Familie. Keiner wusste, woher genau sie kam und woher das viele Geld stammte, mit dem sie die Ziegelei gründete. Einige vermuteten, dass der alte Henk Deependaal ein reicher holländischer Reeder und Kaufmann war, der ein Vermögen mit Salpeter in Südamerika verdient hatte. Angeblich hatte er in Chile einen angesehenen Kaufmann um eine Schiffsladung betrogen und musste aus Holland fliehen, weil er die Ehre der holländi schen Kaufleute beschmutzt hatte. Aber so genau wusste das niemand.“

    „ Hört sich nach einem interessanten Typ an“, meinte Tim. Sein Großvater schaute ihn an. „Typ? Ja, so sagt man heutzutage wohl. Die Familie Deependaal war immer sehr geheimnisvoll. Sie kam nicht in unsere Kirche, feierte nicht mit uns im Dorf und sie ließ sich überhaupt nur sehr selten blicken. Mein Vater erzählte immer gerne von dem Tag, als die Deependaals ein nagelneues Auto kauften. Das war im Sommer 1914, kurz vorm Ausbruch des ersten Weltkrieges, dein Uropa war gerade neun Jahre alt. In Kleiborg gab es damals kein anderes Thema. Ein weißer Mercedes mit einem Spitzkühler und außenliegenden, verkleideten Auspuffrohren. So etwas kannte man damals nur aus Berlin. Aber hier bei uns? Das wäre so, als wenn heute ein UFO in Kleiborg landen würde.“

    Alex und Tim grinsten sich an. Tims Opa war schon etwas wunderlich. Was ist an einem Merce des denn schon besonders, dachten sie. „Ja, ja, ihr lacht. Aber damals konnten sich das nur sehr, sehr reiche Leute leisten. Meine Mutter, also deine Uroma hat oft erzählt, dass sie viele Stunden mit dem Putzen des Silberbestecks verbracht hat und dass das gute Porzellan der Familie Deependaal aus Meissen kam. Das war die teuerste Porzellanmanufaktur der Welt“, sagte Tims Opa leicht verärgert und hängte das Bild wieder auf.

    „ Was ist denn aus der Familie geworden?“ Alex wurde neugierig. „Tja, die Sache ist genauso merkwürdig wie die Familie selbst. Den alten Henk Deependaal fand man Mitte der dreißiger Jahre erschossen in einem seiner Trockenschuppen, wo die Ziegelrohlinge vor dem Brennen getrocknet wurden. Die Sache wurde nie so richtig aufgeklärt. Wilde Spekulationen gibt es noch bis heute. Sein Sohn Cobus führte die Ziegelei weiter. Am Ende des zweiten Weltkrieges haben englische Soldaten dann die Ziegelei besetzt. Sie brauchten Hallen und Schuppen für ihre Soldaten und Fahrzeuge. Die Offiziere beschlagnahmten auch die Villa der Deependaals. Von der Familie hat nie wieder jemand etwas gehört. Wirklich vermisst hat sie aber wohl auch niemand. Die Ziegelei stand nach dem Krieg eine Weile leer und wurde dann von den Backsteinwerken Unterweser bis in die siebziger Jahre betrieben. Die Erdölkrise 1973 hat dann das Aus für fast alle Ziegeleien hier in der Umgebung bedeutet.“ Tims Opa zündete sich seine Pfeife an und verschwand kurz in einer Rauchwolke. „Aber das ist alles schon so lange her“, brummte er mit der Pfeife im Mund und schaute etwas wehmütig aus dem Fenster hinaus.

    „ Wir müssen weiter, Opa“, brach Tim das Schweigen und stand auf. Alex hätte gerne noch etwas von der geheimnisvollen Familie gehört. Seufzend stand er mit seinem Freund auf. Die beiden bedankten sich für den Kakao und
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