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Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Titel: Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
Autoren: Tom Brook
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befanden. Die Schritte seiner schweren Lederstiefel hallten unheimlich durch das große Gebäude. Vor der doppelflügeligen Tür des Direktorenzimmers blieb er stehen. Durch das geschliffene Glas drang ein schwaches Licht. Er wischte seine Stiefel an einem Wandvorhang ab und prüfte noch einmal den tadellosen Sitz seiner Uniform. Dann ging er mit großen Schritten energisch und ohne anzuklopfen in das Büro seines Vorgesetzten.
     

    Eine Schreibtischlampe aus Messing erhellte das verlassene Büro nur spärlich. Hinter dem ledernen Schreibtischstuhl tickte eine wertvolle Wanduhr aus Bernstein. Daneben hing ein Plakat der Olympischen Spiele in Berlin mit einigen Original-Unterschriften. Der Kalender zeigte das Datum: 13. Oktober 1936 .
     

    In der Luft lag noch der Geruch von Pfeifenrauch. Der Holländer konnte noch nicht vor all zu langer Zeit das Büro verlassen haben. Er entspannte sich ein wenig und sah sich um. Entschlossen ging er zum Schreibtisch des Direktors, riss sämtliche Schubladen auf und durchsuchte die Tagespost. Nichts deutete auf brauchbare Hinweise hin. Aufgebracht zog er sämtliche Akten aus den Regalen und untersuchte die Regale auf Geheimfächer. Nichts. Was sollte er morgen nur seinem Vorgesetzten berichten? Dass er auf der ganzen Linie versagt hatte? Die Dienststelle würde ihm nie wieder einen solchen Auftrag erteilen. Ein Scheitern seiner Mission kam also gar nicht in Frage. Unschlüssig sah er aus dem Fenster. „Was du jetzt brauchst, ist eine gute Idee“, murmelte er gedankenverloren vor sich hin. Die schwarzen Wolken hatten sich nun vollständig vor den Mond geschoben. Draußen war es stockfinster. Das benachbarte Kleiborg war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Zornig fegte er eine Kristallvase von der Fensterbank, die laut klirrend am Boden zersprang. Er wollte sich gerade vom Fenster abwenden, als er in einiger Entfernung einen flackernden Lichtschein erkannte.

    Das Licht kam aus der Nähe der Trockenschuppen am Ende des Ziegeleigeländes. Er wusste nicht viel von der Herstellung von Ziegeln. Das war für ihn als leitenden kaufmännischen Angestellten auch nicht notwendig. Er wusste aber, dass die Ziegelsteine vor dem Brennen einige Wochen getrocknet werden mussten. Nach der Einlagerung konnte der Wind ungehindert durch die offene Holzkonstruktion wehen und entzog den Rohlingen die Feuchtigkeit. Normalerweise waren die Arbeiter nur zu Ein- oder Auslagerungsarbeiten in den Trockenschuppen beschäftigt. Mitten in der Nacht hatte dort eigentlich niemand etwas zu suchen, vor allem da die Schuppen kein elektrisches Licht hatten. Er rannte nach draußen über den Hof in die Richtung, aus der das Licht kam. Der Regen hatte endlich aufgehört. Als er die Schuppen erreichte, war nichts zu erkennen. Angespannt prüfte er die Schlösser. Bei Trockenschuppen 3 wurde er fündig. Das Vorhängeschloss war geöffnet.

    Er entsicherte seine Pistole und steckte sie langsam wieder ins Holster zurück. Dann ging er vorsichtig in den Schuppen. Seine Augen gewöhnten sich nur mühsam an die Dunkelheit. Die Rohlinge waren auf einfachen, fast endlosen Holzregalen aufgeschichtet. Langsam tastete er sich an den Regalen entlang. Die Luft roch erdig und war feucht-kalt. Da er sich gerade nicht auf seine Augen verlassen konnte, musste er notgedrungen auf sein Gehör vertrauen. Es war noch jemand in dem Schuppen, war er sich sicher. Und dieser Jemand müsste eigentlich Geräusche verursachen. Praktisch kam eigentlich nur der Direktor in Frage. Ihm war zwar völlig unklar, was der Holländer um diese Zeit in dieser unwirtlichen Umgebung zu suchen hatte, aber das würde sich schon ergeben. Meter für Meter tastete er sich voran. Mit der linken Hand orientierte er sich an der endlosen Regalreihe. Die Schmerzen, die die Holzsplitter des grob verarbeiteten Holzes seiner Hand zufügten, nahm er kaum wahr. Endlich sah er einen schwachen Lichtschein am Ende des Schuppens, der von einer Karbidlampe stammte. Schemenhaft erkannte er einen gut gekleideten Mann mit Hut, der einige Rohlinge kontrollierte und dann wieder zurückstellte. Es war der Besitzer der Ziegelei.
    Langsam kam er aus seiner Deckung und stand genau hinter dem kräftigen Holländer. „Guten Abend, Herr Direktor. So spät noch bei der Arbeit?“ sprach er ihn mit sicherer Stimme an. Der Ziegeleibesitzer fuhr erschrocken herum. Er hatte ihn nicht kommen hören. Der Schein der Karbidlampe betonte die Zornesfalten in seinem Gesicht. Abfällig betrachtete er
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