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Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Titel: Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Autoren: Tim Curran
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extremer Gewalt begegnet, reagierte Louis zuerst fassungslos und auch skeptisch. Das passierte doch nicht wirklich. Diese zwei Kerle – völlig normal aussehende Typen – prügelten nicht gerade den Zeitungsjungen mit Louisville Slugger-Schlägern zum Krüppel. Es war ein Witz, ein Scherz. Bestimmt lief da irgendwo eine Kamera mit. Irgendein Regisseur würde gleich SCHNITT! rufen und die zwei Typen dem Jungen hochhelfen und alle würden darüber lachen.
    Aber das passierte nicht, und die Schreie, die aus dem Mund des Kindes kamen, waren gewiss nicht geschauspielert. Die Männer standen da und schauten das Kind an; an den Enden der Schläger glitzerten rote Flecken. Die Männer lachten.
    Sie haben dieses Kind gerade halb totgeschlagen und jetzt lachen sie. Lachen.
    Gerade diese absurden Umstände waren es, die etwas in Louis aufrüttelten, weil er merkte, dass das hier real war. Dann rannte er, rannte so schnell er konnte auf den Jungen und die beiden Männer zu. Er hatte keinen blassen Schimmer, was er machen sollte, sobald er vor den zwei Psychos mit ihren Baseballschlägern stand, aber irgendetwas in ihm veranlasste ihn dazu einzugreifen.
    Als er nahe genug heran war und das Kind und die rote Lache sah, die sich ringsherum ausbreitete, waren die zwei Männer bereits in ihr Auto gesprungen. Der Wagen fuhr mit normaler Geschwindigkeit an Louis vorbei – eine graue Limousine mit einer verdrahteten Frontstoßstange, einer eingeschlagenen Heckscheibe und auf dem Kofferraum einem UNION YES!-Aufkleber – und die zwei Männer lächelten ihn an und winkten und fuhren weiter, als wären sie nur auf dem Weg zum Supermarkt, um sich ein Sixpack zu schnappen und als hätten sie nicht gerade einen Zeitungsjungen mit Baseballschlägern brutal zusammengeschlagen.
    Louis dachte daran, das Auto zu verfolgen, aber stattdessen merkte er sich das Nummernschild und lief zu dem Jungen.
    »Um Himmels willen«, sagte er, als er ihn genau anschaute.
    Das Kind lag zusammengekrümmt wie eine sterbende Schlange da. Der Oberschenkelknochen seines rechten Beines ragte aus der Hose heraus. Sein linkes Knie war zertrümmert, das Bein in einem absurden Winkel verdreht. Der rechte Arm sah wie eine klumpige lila Quetschung aus und das Gesicht schwoll so stark an, dass es fast unmöglich war, die Gesichtszüge des Jungen zu erkennen. Der Kopf ähnelte einem grellen, knubbeligen Halloweenkürbis, der mit büschelweise blonden Haarspitzen bedeckt war.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, hörte Louis sich selbst sagen.
    Überall war Blut … Es durchtränkte die Klamotten des Jungen, breitete sich auf dem Gehsteig aus und lief aus dessen Mund, Augen und Ohren. Louis sah einen Haufen weißer kleiner Gebilde auf dem Gehsteig liegen und realisierte, dass es die Zähne des Kindes waren.
    »Nicht bewegen«, sagte Louis, hin- und hergerissen zwischen Weinen und dem Drang zu kotzen. »Ich hole … ich hole einen Krankenwagen.«
    Aber als er sich umdrehen wollte, um sein Mobiltelefon aus dem Dodge zu holen, packte der Junge seinen Knöchel – mit einer blutigen Hand, dessen kleiner Finger gebrochen und fast aus der Gelenkpfanne gerissen war. Er hob den Kopf und erbrach einen Schwall Blut und Galle, sein ganzer Körper zuckte. Es verursachte ein saugendes, klebriges Geräusch, als er sich in seiner eigenen Blutlache krümmte.
    Louis schaute zu ihm hinunter, angewidert und ängstlich und vieles mehr, was ihm nicht einmal bewusst war. Die Schädeldecke des Kindes war zerschmettert, Knochensplitter ragten wie Glasscherben heraus. Man konnte das Gehirn da drinnen sehen und viel Blut. Eine klare Flüssigkeit tröpfelte an seinem Gesicht hinunter.
    Intrakranielle Flüssigkeit. Oh Gott, das ist intrakranielle Flüssigkeit.
    »Bitte … beweg dich nicht«, sagte er.
    Aber der Junge bewegte sich.
    Er klammerte sich fest an Louis’ Knöchel, sehr fest, während er sich verkrampfte und hin und her zuckte. Louis bückte sich, musste den Jungen anfassen und die warme, fleischige Feuchtigkeit löste wie eine Woge einen Brechreiz in ihm aus.
    »Alles wird gut.« Louis schluchzte jetzt, als er wie wild umherschaute und sich fragte, warum das sonst niemand sah.
    Und genau das verwandelte den Wahnsinn in echtes Grauen.
    Der Junge ließ den Knöchel los und zog sich an Louis hoch.
    Er war so schwer verletzt, dass er eigentlich zu kaum mehr als einem Stöhnen in der Lage hätte sein müssen, aber auf einmal war er voller Leben, ein wahnsinniges und teuflisches Leben. Seine
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