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Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition)
Autoren: Raik Thorstad
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„Ich gehe schon einmal vor und wärme unser Bett
an.“
    Er vermisste Geryims Arme, sobald sie sich von ihm lösten. Die Zärtlichkeit, die Offenheit, seine verschrobene Art, ihm mitzuteilen, dass sich etwas geändert hatte, berührte
Sothorn tief.
    Er hatte lange danach gehungert.
    All das teilte er Gwanja mit. Sein Vordringen in ihren Geist war abrupt, ihre Antwort ebenso derb. Es war, als würden sie sich gegenseitig anschreien, statt miteinander zu
flüstern.
    Erst langsam begriff Sothorn, dass es nur behutsame Gedankenimpulse brauchte, um sich mit seiner Gefährtin zu verständigen.
    Und so erklärte er ihr, dass er sie am Morgen besuchen würde. Dass er Zeit für sich brauchte. Für Geryim. Dass sie Wunden trugen, die geheilt werden mussten. Er bat sie um
ihre Geduld und versprach ihr, ihr allein den morgigen Tag zu widmen.
    Anfangs war sie ungehalten, doch schließlich verstand sie, dass er seiner Natur folgen musste. Der Lockruf, der von Geryim ausging, war zu groß, um ihn zu ignorieren. Wortlose
Zuneigungsbekundungen wechselten zwischen ihnen hin und her, und Sothorn fragte sich, wie er hatte übersehen können, wie präsent Gwanja in ihm war.
    Endlich verstand er, wie es Geryim gelungen war, Situationen durch Syvs Geist zu bewerten. Wie nah sich Mensch und Tier kommen konnten, wie ähnlich ihre Anliegen wurden.
    Sothorn fühlte tief für Geryim, und allein deshalb war Gwanja dem Wargssolja ebenfalls zugetan. Darüber hinaus hatte sie nicht vergessen, dass er sie einst aus ihrem Käfig
befreit hatte. Ihr waches Auge ruhte auf ihnen beiden.
    Insofern war Sothorn nicht verwundert, als er sich zum Gehen wandte und Syv unterhalb des Krähennests auf einem aufgerollten Segel hocken und ihn beobachten sah.
    Der Adler schien ihm zuzuzwinkern.
    * * *
    Sothorn erwachte lange vor der Dämmerung.
    Nachdem er in die Kajüte zurückgekehrt war und Geryim tief schlafend vorgefunden hatte, hatte er seinen Durst gelöscht. Sein Körper war ausgetrocknet.
    Anschließend hatte er sich neben Geryim auf die Matratze gelegt; zu müde, um sich viele Gedanken zu machen oder sich auf den Schlafenden zu stürzen.
    Nun drückte Sothorn seine Blase, sodass er widerwillig aufstand und nach draußen eilte. Vom Sturm hatte er wenig mitbekommen, aber es hatte sich merklich abgekühlt.
    Der Herbst hatte sie erreicht und streckte seine kalten Finger nach ihm aus.
    Als Sothorn in die Kajüte zurückkehrte, lernte er, was für eine Freude es war, sich nach einem nächtlichen Spaziergang an einen warmen Körper zu drängen.
    Lautlos schlüpfte er unter die Decken und legte den Arm um Geryims Seite. Sofort regte sich der andere Mann, streckte sich und lehnte sich an Sothorns Brust.
    „Alles in Ordnung?“, murmelte er schlaftrunken.
    „War nur kurz draußen“, gab Sothorn zurück und fragte sich, ob man vor nicht geteilter Leidenschaft und unterdrückter Sehnsucht nach Nähe platzen konnte.
    Ihm war danach.
    Etwas dehnte seine Brust von innen, und er wollte vor Begeisterung gegen den Wind anbrüllen. Wollte Geryim an sich reißen, ihn umklammern, bis keiner von ihnen atmen konnte.
Gleichzeitig wollte er ihn schlafen lassen und stumm feiern, dass sie gemeinsam in einem Bett lagen.
    Geryim gähnte hörbar und warf sich auf die andere Seite. Ihre Beine verschränkten sich ineinander, als sie sich gegenseitig in die Arme glitten. Sothorn spürte Geryims Stirn
an seine eigene drücken und suchte in der Dunkelheit nach dessen Mund.
    Kurze, zarte Küsse wechselten zwischen ihnen und weckten den Hunger auf mehr.
    Suchend strich Sothorns Hand zu Geryims Hintern. Er bedauerte, dass er nicht recht zufassen konnte. Zu gern hätte er das feste Fleisch geknetet. Stattdessen fuhr rastlos der weiche Stoff
seines Verbandes darüber hinweg.
    „Mein Hintern scheint es dir angetan zu haben, hm?“, spottete Geryim sanft.
    „Was hast du erwartet?“, gab Sothorn zurück. „So etwas vergisst man nicht so schnell. Ich kann es kaum erwarten, mich wieder darin zu verlieren.“
    Ein Zögern, das augenblicklich Sothorns Misstrauen weckte. Ihn erinnerte, dass sich nichts geändert hatte. Nicht wirklich.
    „Geryim? Sag nicht ...“, sagte er scharf.
    „Nein, nein“, wehrte der Wargssolja rasch ab. „Du musst nicht verzichten. Nicht, wenn es nach mir geht. Es gibt da nur etwas, was ich dir sagen will. Etwas, worum ich dich
bitten möchte. Und du kennst mich, ich bitte nicht gern.“
    Sothorn wünschte, sie hätten Licht. Zu gern hätte er Geryims
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