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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch
Autoren: Othmar Franz Lang
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wichtigste war, es fuhr.
    Georg lief zum Fenster, um Papsch zu begrüßen. Und da war auch schon das Unglück geschehen. Ein Blumenstock zerkrachte unten auf dem Gehsteig.
    »Hoffentlich hast du Papsch nicht getroffen«, sagte Mutter. Und: »Hoffentlich ist das heute dein letzter Streich .« Mutsch war solche Sachen gewöhnt. Sie regte sich längst nicht mehr darüber auf.
    Unten wurde die Autotür zugeschlagen.
    »Hallo !« rief Papsch herauf. Jetzt lief auch Mutter zum Fenster und winkte hinunter. »Hast du die Gine nirgends gesehen ?« Mit Gine war Georgs Zwillingsschwester gemeint. »Nirgends bemerkt .«
    Papsch war schon im Haus.
    »Nett von dir«, sagte er zu Georg, als er im Zimmer war, »daß du mir zum Empfang die Blumen gleich samt dem Topf entgegenwirfst. Ich dank’ dir schön, das war ein lieber Einfall .«
    Georg wurde rot.
    »Heute haben sie ihn in den Schrank gesperrt .«
    »Hauptsache, es war kein Eisschrank«, entgegnete lachend Herr Brenner, »er wäre sonst als Gefrierfleisch nach Hause gekommen .«
    Jetzt lachten alle drei.
    Endlich kam Georgine. Sie hatte das Gesicht und die Hände zerkratzt. Die Tasche ihres Mantels war eingerissen.
    »Was hat es denn da schon wieder gegeben ?« fragte Herr Brenner. »Ich denke, Freistilringen gibt’s doch nicht bei euch .«
    »Ach, Papsch , eine aus der Siebten hat >Muli< zu mir gesagt, da hab’ ich ihr eine gegeben .«
    Papsch räusperte sich. »Mädchen sind das !« sagte er, »nimm dir ein Beispiel an Georg!«
    »Der ist ja kein Mädchen«, sagte Georgine. »Ich weiß sowieso, daß der sich alles gefallen läßt .«
    Das war Georg zuviel. Er brauste auf. Aber Papsch fuhr dazwischen.
    »Denkt daran, daß wir eine Familie sind«, lachte er. »Wir können ja nicht immer raufen. Das strengt viel zuviel an. Gine, Gine, eine Dame wirst du nie werden .«
    »Aber jetzt kommt endlich essen. Wir wollen nachmittags Fußball spielen gehen«, rief Frau Brenner.
    »Au fein«, rief Gine. Georg aber legte seine Stirn in sorgenvolle Falten.

    Auf der Fußballwiese legte Mutter gleich ein scharfes Tempo vor. Sie hatte eine hellgraue lange Hose und einen schwarzen Pullover an. Wenn sie richtig lief, konnten weder Gine noch Georg sie einholen. Kunststück, sie hatte früher, als sie noch nicht verheiratet war, einen Jugendrekord im 8o-m-Hürdenlauf aufgestellt. Dazu hatte sie eine ausgezeichnete »Ballbehandlung«. Das war ein Urteil von Hans, der in diesen Dingen ein gewichtiges Wort zu sprechen hatte. »Ihr Dribbeln und ihre Körperbeherrschung sind all right«, auch das war ein Wort von Hans. Wenn Hans »all right« sagte, dann wußten alle, was das bedeutete. Etwas Besseres gab’s nicht mehr. Wehe dem , der das nicht zur Kenntnis nahm! Der bekam es mit seiner gezischten Linken zu tun.
    »Los !« befahl Mutsch Georg, »ich möchte, daß du mir endlich einmal den Ball abnimmst! Ich vermisse bei dir jeden Kampfgeist !«
    Georg ging ein paar Schritte auf sie zu, machte plötzlich einen Sprung, hatte den Ball und rannte damit, was er konnte. Gine lief ihm nach, aber Georg hatte es plötzlich eilig. Er schlug einen Haken, blieb am Ball, und Gine konnte nachsehen.
    »Allerhand, wie du spielst«, rief plötzlich jemand Georg zu. »Sind das deine Schwestern ?« Es war der Neue, der Lehrer Immerfroh.
    »Meine Schwestern ?« fragte Georg atemlos. »Nein, das sind nicht meine Schwestern. Das heißt, die eine, das ist schon meine Schwester, die andere ist meine Mutter .« Und um es ganz genau zu erklären, fügte er hinzu: »Ich meine die Größere, die Ältere .«
    Immerfroh lachte. »Das hätte ich mir schon denken können. Da hast du aber eine feine Mutter, wenn sie so Fußball spielt .« Immerfroh ging mit Georg zu Frau Brenner. Der Neue hinkte wirklich. Auf der Wiese hier sah man es ganz genau.
    »Das ist mein neuer Herr Lehrer«, sagte Georg stolz, »und das ist meine Mutter und das meine Schwester .« Immerfroh grüßte. »Eben hab’ ich ihn gefragt, ob er hier mit seinen beiden Schwestern spielt .«
    »Oh«, sagte Mutsch und wurde rot.
    Sie mußten heim. Und da Immerfroh den gleichen Weg hatte, ging er mit. Er wohnte zwar in einem anderen Viertel der Stadt, aber schon morgen würde er in die Ulmengasse übersiedeln. Dort hatte er ein hübsches Zimmer bei einer älteren Frau, einer Witwe, gemietet.
    »In die Ulmengasse ?« rief Gine begeistert, »das ist ja ganz in unserer Nähe. Fein, da können Sie zu uns kommen und Tischtennis spielen. Wir haben einen schönen Garten
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