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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Ride
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gewinnen. Erstens werden uns die Russen mit den 32-Pfündern versorgen, die wir so dringend benötigen. Es heißt, die Briten haben neue Kriegsschiffe mit einer dickeren Panzerung – darum brauchen wir die größeren Kanonen, wenn wir die Festungen halten sollen. Zweitens können wir damit die Russen aus dem Konflikt heraushalten. Wenn sie sich nämlich den Briten anschließen, wird unsere Lage noch ernster.«
    Solch eine Entscheidung lag außerhalb ihrer Macht. »Ich brauche die Unterstützung von Prinz Kung«, sagte sie. Andernfalls würde ihre Einflussnahme von den übrigen Beratern untergraben werden. »Dann und nur dann werde ich mit meinem Gemahl über einen Handel mit den Russen sprechen.«
    »Ein ausgezeichneter Plan«, sagte Li Lien. »Ich werde Prinz Kung sofort kommen lassen.«
    »Doch selbst wenn wir die Kanonen haben«, überlegte Cixi, »bedeutet das noch nicht, dass wir die Briten schlagen. Unsere Generäle konnten bisher nichts gegen sie ausrichten, nicht einmal mit einer Übermacht.«
    »Es ist, als würde der Blauäugige unsere Pläne ganz genau kennen, als hätte er einen Spion in der Führung unserer Streitkräfte.«
    »Dann müssen wir das Spiel ändern«, sagte Cixi gedankenvoll. »Nach den Lehren Sunzis gibt es drei Mittel, einen Krieg zu gewinnen: erstens durch Stärke, zweitens durch Täuschung und drittens durch Verbündete.« Ein zynisches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. »Die Zeit ist gekommen, eine altes Bündnis zu erneuern. Gemäß dem mandschurischen Protokoll werde ich mich an Senggerinchin und das mongolische Heer um Schutz wenden.«
    Ein ausgezeichneter Einfall, befand sie. Die Zukunft von vierhundert Millionen Chinesen würde von der Leidenschaft des Mongolenprinzen abhängen. Seine Heere waren während der letzten fünf Monate durch Westasien gezogen und hatten alles, was auf ihrem Weg lag, bezwungen; bis an die Grenzen Indiens, hieß es. Cixi war dem barbarischen Teufel erst einmal begegnet, bei einem Festmahl zu Ehren ihres Gemahls vor vier Jahren. Der Mann war ein ungehobeltes Scheusal, der sein Begehren ihr gegenüber unverhohlen geäußert hatte. Ein halsstarriges, eingebildetes Tier, das nur eine Leidenschaft kannte – Eroberung um jeden Preis.
    Wenn es das war, was Senggerinchin wollte, dann würde sie selbst die Eroberung sein, die kaiserliche Gemahlin mit ihrer berühmten Sinnlichkeit. Sie und das mandschurische Protokoll sollten für ihn Grund genug sein, seine Heere zum Schutz des Reiches zu senden und das größte Bollwerk an der Südostküste, die Taku-Festungen, zu verteidigen. Die waren alles, was noch zwischen den Invasoren und Peking stand. Aber Senggerinchin und die schwere russische Artillerie würden Chinas Chancen auf einen Sieg erheblich verbessern. Und wenn es tatsächlich einen Spion im Kreis der Generäle gab, würde diese Bedrohung durch den Ruf des Mongolen sicherlich unterminiert.
    Während die mongolischen Horden dem Reich der Mitte in seiner Not zu Hilfe eilten, würde Cixi die Stärke ihrer eigenen Truppen erhöhen. Denn ein starkes Militär würde vonnöten sein, um den mongolischen Prinzen zu besiegen, nachdem er für Rettung gesorgt hätte und darum nicht mehr von Nutzen wäre. Eines war gewiss: Die Qing-Generäle wussten, wie sie gegen die Mongolen zu kämpfen hatten. Es waren nur die Briten und dieser rätselhafte chinesische Verräter, an denen sie bisher gescheitert waren.
    Der Plan war perfekt.
    Die Briten würden eine solche Allianz nicht erwarten. Die mächtigen Mongolen hatten sich seit 1644, seit über zweihundert Jahren nicht mehr mit den Qing verbündet – zuletzt beim Umsturz der Ming-Herrschaft, als die ruhmreichen mandschurischen Heere aus den nördlichen Wäldern in die Ebenen Chinas ausgeschwärmt waren, um den Drachenthron an sich zu reißen.
    So abstoßend Cixi den mongolischen Prinzen fand, er war ein entscheidender Faktor, um ihr Ziel zu erreichen. Und dazu würde sie ihren Teil beitragen – um jeden Preis.
    Cixi drehte sich zu Li Lien um. »Bring mir Feder und Papier, sofort«, sagte sie eilig. »Stelle mir die schnellsten Boten bereit – fünf Pferde, vier Reiter. Dann geh zu den Konkubinen meines Gemahls und wähle die schönste und anmutigste aus. Sie soll zusammen mit meinem Brief als Geschenk an Senggerinchin geschickt werden, als Vorgeschmack auf die Freuden Chinas.«
    »Wie Ihr wünscht, Edle Kaiserliche Gemahlin.«
    »Dann lass ein Abkommen mit den Russen verfassen. Nenne es den Vertrag von Aigun, nach meiner
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