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Zeit im Wind

Zeit im Wind

Titel: Zeit im Wind
Autoren: Nicholas Sparks
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gehabt hatte als in diesem Moment. Als ich ihren Blick erwiderte, wünschte ich mir zum millionsten Mal, daß ich ihre Krankheit wegzaubern könnte. Ich hätte mein Leben für ihres gegeben. Ich wollte sie teilhaben lassen an meinen Gedanken, als ihre Stimme plötzlich den Gefühlsaufruhr in mir zum Verstummen brachte.
    »Ja«, sagte sie. Ihre Stimme war schwach, aber immer noch voller Versprechen. »Ich würde es tun.«
    Ich gewann die Beherrschung über mich zurück und küßte ihre Wange noch einmal. Dann legte ich meine Hand an ihr Gesicht und streichelte es mit den Fingern. Ich bewunderte die Sanftheit ihrer Haut, die Zärtlichkeit in ihren Augen. Auch jetzt war sie vollkommen.
    Es schnürte mir die Kehle zu, aber wie gesagt, ich wußte, was ich zu tun hatte. Da es nicht in meiner Macht stand, sie zu heilen, wollte ich ihr etwas schenken, was sie sich immer gewünscht hatte.
    Das war es, was mein Herz mir schon die ganze Zeit befohlen hatte.
    Jamie, das begriff ich jetzt, hatte mir schon die Antwort gegeben, die ich gesucht hatte, die Antwort, die mein Herz finden mußte. Sie hatte sie mir an dem Abend gegeben, als wir vor Mr. Jenkins' Büro warteten, um ihn wegen des Theaterstücks zu sprechen.
    Ich lächelte, und zur Antwort drückte sie mir leicht die Hand, als würde sie mir in dem, was ich vorhatte, vertrauen. Ich fühlte mich ermutigt, beugte mich weiter vor und atmete tief ein. Als mein Atem meiner Brust entströmte, schwangen die folgenden Worte auf ihm mit:
    »Willst du mich heiraten?«

Kapitel 13
    Als ich siebzehn war, veränderte sich mein Leben für immer.
    Während ich vierzig Jahre später durch die Straßen von Beaufort gehe und an dieses Jahr meines Lebens zurückdenke, erinnere ich mich an alles so klar, als würde es sich vor meinen Augen abspielen.
    Ich erinnere mich, daß Jamie auf meine gehauchte Frage hin ja sagte und wir beide anfingen zu weinen. Ich erinnere mich daran, daß ich sowohl mit Hegbert als auch mit meinen Eltern sprach und ihnen erklärte, was ich tun mußte. Sie dachten, ich wollte es nur Jamies wegen tun, und versuchten, mir mein Vorhaben auszureden, besonders, als sie merkten, daß Jamie ja gesagt hatte. Was sie nicht verstanden und was ich ihnen deshalb erklären mußte, war die Tatsache, daß ich es auch meinetwegen tun mußte.
    Ich liebte sie, liebte sie so sehr, daß es mir gleichgültig war, daß sie krank war. Es war mir gleichgültig, daß uns nicht viel Zeit blieb. Nichts dergleichen kümmerte mich. Für mich war es nur wichtig, das zu tun, von dem mein Herz von Anfang an gewußt hatte, daß es das Richtige war. Ich hatte das Gefühl, daß Gott zum ersten Mal in meinem Leben direkt zu mir gesprochen hatte, und es stand für mich fest, daß ich auf keinen Fall ungehorsam sein wollte.
    Ich weiß, daß sich manchem die Frage stellt, ob ich es aus Mitleid tun wollte. Die Zyniker könnten sogar darüber spekulieren, daß ich, da Jamie sowieso bald sterben würde, keine allzu große Verpflichtung einging. Die Antwort auf beide Vermutungen ist nein. Ich hätte Jamie Sullivan auf jeden Fall geheiratet, ganz gleich, was in der Zukunft geschehen wäre. Das war mir in dem Moment, als ich sie fragte, genauso klar wie heute.
    Jamie war nicht nur die Frau, die ich liebte. In dem Jahr half Jamie mir, zu dem Mann zu werden, der ich heute bin. Mit ihrer beständigen Art zeigte sie mir, wie wichtig es ist, anderen zu helfen; mit ihrer Geduld und Freundlichkeit zeigte sie mir, worum es im Leben eigentlich geht. Ihre Fröhlichkeit und ihr Optimismus, selbst in der Zeit ihrer Krankheit, waren das Erstaunlichste, was ich je erlebt hatte.
    Hegbert traute uns in der Baptistenkirche, mein Vater stand neben mir als Trauzeuge. Das war auch Jamies Werk. Im Süden ist es Tradition, daß der Mann seinen Vater als Trauzeugen an seiner Seite hat, aber diese Tradition hätte für mich ohne Jamie keine besondere Bedeutung gehabt. Jamie hatte mich und meinen Vater wieder zusammengebracht; und es war ihr auch gelungen, einige der Wunden zwischen unseren Familien zu heilen. Nachdem ich erfahren hatte, was mein Vater für mich und Jamie getan hatte, wußte ich, daß er letztendlich jemand war, auf den ich immer zählen konnte, und bis zu seinem Tode wurde unser Verhältnis stetig besser.
    Jamie zeigte mir auch die Macht der Vergebung und lehrte mich, welche Verwandlungen sie bewirken kann. Mir wurde das an dem Tag bewußt, als Eric und Margaret zu ihr gekommen waren. Jamie hegte keinen Groll, Jamie
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