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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn
Autoren: Don Winslow
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so viel Kohle, dass er Sie mit dem, was er
gerade einstecken hat, kaufen und verkaufen kann. Aber was nutzt ihm das im
Knast?“
    » Berufung, wir könnten ...« Lado schießt ihm einmal in jedes
Bein. Der Anwalt sackt auf den gefliesten Fußboden. Krümmt sich und wimmert.
    »Nimm
deine Pistole«, sagt Lado zu Esteban. Der
Junge zieht die Pistole aus der Tasche. »Erschieß ihn.« Esteban zögert.
    »Zieh niemals deine
Waffe«, sagt Lado streng, »wenn du nicht vorhast
zu schießen. Jetzt erschieß ihn. In die Brust oder in den Kopf, egal.«
    Der Anwalt hat das gehört
und fängt an zu betteln. Will aufstehen, aber seine kaputten Beine lassen es
nicht zu. Er stemmt sich auf die Unterarme und zieht sich über den Küchenboden,
zieht eine Blutspur hinter sich her, und Esteban denkt, dass seine Mutter
bestimmt keine Lust hätte, so was sauber zu machen.
    »Tu's
endlich«, fährt ihn Lado an.
    Esteban fühlt sich jetzt nicht mehr mächtig.
    Ihm
ist schlecht.
    »Wenn du's nicht tust«,
sagt Lado, »bist du ein Zeuge. Und ich lasse keine Zeugen
zurück.« Esteban schießt.
    Die erste Kugel trifft
den Anwalt in die Schulter und wirft ihn flach auf den Boden. Esteban macht
ein paar Schritte auf ihn zu, geht diesmal auf Nummer sicher und feuert ihm
zwei Kugeln in den Kopf.
    Auf
dem Weg zum Auto kotzt Esteban auf den Kiesweg.
    Später am Abend liegt er
mit dem Kopf auf Lourdes' Bauch und weint. Dann flüstert
er in ihren Bauch: »Ich hab's für dich getan, m'ijo. Ich hab's für dich getan, mein
Sohn.«
     
    Einmal
an Weihnachten
    Wartete ein ganz
besonderes Geschenk für O unterm Baum.
    Titten.
    Sie hatte auf ein Fahrrad
gehofft.
    Das war während einer
ihrer (seltenen) produktiven Phasen, als sie einen J-O-B im Quiksilver-Laden
in der Forest Avenue hatte und sich ein umweltfreundliches Transportmittel für
den Weg von und zur A-R-B-E-I-T wünschte.
    Also kam sie morgens
runter (ja, okay, es war schon halb zwölf, aber das ist immer noch der scheiß
Vormittag, oder nicht?), aufgeregt wie ein kleines Mädchen, obwohl sie damals
schon neunzehn war, und sah statt des funkelnagelneuen Fahrrads einen
funkelnagelneuen Briefumschlag. Paku saß im Lotussitz auf dem Boden (sie
steckte in ihrer buddhistischen Phase), und Stiefvater Nummer drei (Ben hatte
mal behauptet, O befinde sich im Frühstadium
eines Zwölf-Stufen-Stiefvater-Programms) hing im Schaukelstuhl und grinste
sie lüstern an wie der Schwachkopf, der er nun mal war, völlig ahnungslos, dass
er bereits mit einem Fuß wieder auf der Straße stand, um den Platz für Nummer
vier zu räumen.
    O öffnete
den Umschlag und zog einen Geschenkgutschein von einem Schönheitschirurgen
heraus:
    »Eine kostenlose
Brustvergrößerung.«
    »Damit sind aber schon zwei kostenlose Brustvergrößerungen
gemeint, oder?«, fragte sie Paku. »Ja, Schatz, ganz sicher.«
    »Weil sonst ...« Sie ließ
eine Schulter hängen, um die möglichen Folgen zu veranschaulichen,
ultrabesorgt, dass Nummer drei die Gelegenheit nutzen und ihren Vorbau beäugen
würde.
    »Frohe Weihnachten, mein
Schatz«, sagte Paku strahlend vor Gönnerglück.
    »Irgendwie gefallen mir
meine Brüste aber so, wie sie sind«, sagte O. Klein, ja, aber appetitlich, ja, und den anderen scheinen sie
auch zu gefallen. In Verbindung mit dem richtigen milden Gras hat schon so
mancher stundenlang was davon gehabt...
    »Aber Ophelia, wünschst
du dir denn nicht auch Brüste wie ...«
    Sie suchte nach der
richtigen Formulierung.
    Sie meint wohl, »wie
meine«, dachte O.
    Wünschst du dir denn
nicht Brüste wie meine? Spieglein, Spieglein an
der Wand, wer hat die dicksten Titten im ganzen Land? Ich, ich, ich, ich. Ich
spaziere durch das South-Coast-Plaza-Einkaufszentrum, und auf der anderen Seite
der Galerie kriegen die Kerle nur vom Hingucken einen Ständer. Was beweist,
dass ich immer noch attraktiv bin und nicht alt werde, alt werde, alt werde,
nein, ich doch nicht. Willst du nicht auch so schön sein wie ich ?
    Ehrlich gesagt, nein.
    »Ich hab mir doch ein
Fahrrad gewünscht, Mom.«
    Später, nach drei
Apfelmartinis beim Weihnachtsessen im Salt Creek Inn, fragte Paku O, ob sie
lesbisch sei. O gestand.
    »Ich bin eine
eingefleischte Leckschwester, Mom. Ich trink für mein Leben gern aus der
Biberpelztasse und steh total auf Umschnalldildos, da kannst du einen drauf
lassen.«
    Den Geschenkgutschein
tauschte sie mit Ashley gegen ein knallrotes Zehngang-Rad.
    Den Job kündigte sie
trotzdem drei Wochen später.
     
    Eines Tages, als Chon
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