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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
Autoren: Felicitas Mayall
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würden sie ineinander versinken. Seine Augen waren von solch dunkler Tiefe, dass auch Laura leise aufstöhnte. Gleichzeitig begannen sie einander zu küssen, erst mit schnellen, sanften Berührungen, dann immer heftiger.
    Es kam Guerrini so vor, als entdeckten sie sich ganz neu in einem Spiel gegenseitiger Liebkosungen und leidenschaftlichen Besitzergreifens. Den Bruchteil einer Sekunde lang dankte er dem Meister des Nicht-Tuns, dann dachte er nichts mehr.

    Als Laura und Guerrini nach langer Zeit zurückkehrten, lagen sie zwischen Decken, Kissen und Kleidungsstücken am Boden des rotgoldenen Zimmers, und es war beinahe dunkel. Ihre rechte Hand ruhte flach auf seiner Brust, sie spürte seinen Herzschlag, seinen Atem. Nach einer Weile drehte sie sich auf den Bauch, stützte sich auf einen Ellbogen und küsste die Narbe seiner Schusswunde. Mit halbgeschlossenen Augen sah er ihr zu, richtete sich dann ebenfalls auf.
    «Ich wünsche mir, dass du hierbleibst.» Seine Stimme klang ruhig, beinahe sachlich. «Ich habe dich nicht angerufen, weil ich nicht mit dir ermitteln wollte. Ich will mit dir leben, Laura. Ist dir eigentlich klar, dass wir ständig älter werden? Dass irgendein Verrückter uns erschießen könnte? Dass wir krank werden, von einem Auto überfahren werden könnten?»
    Laura nickte.
    «Ich will das nicht, verstehst du? Ich möchte die Zeit anhalten, etwas völlig anderes anfangen und nicht einfach so weitermachen. Eine Weile ist es ja ganz spannend, Morde aufzuklären, aber doch nicht ein Leben lang. Hast du nie das Gefühl, gefangen zu sein?»
    «Doch.»
    «Ich habe es in letzter Zeit dauernd.»
    «Ich ziemlich oft.»
    «Und?»
    «Was und?»
    «Machst du irgendwas dagegen? Hast du Ideen, Pläne, Träume?» Mit den Fingerspitzen zeichnete er die Linien ihres Gesichts nach.
    «Viele.»
    «Wie sehen die aus?»
    Laura ließ sich wieder zurücksinken und schloss die Augen. «Ich hätte gern eine lange Auszeit, ohne Verpflichtungen, ohne die Notwendigkeit, Geld zu verdienen. Zeit zum Nachdenken, oder besser: zu sein, zu existieren. Vielleicht in einem unbekannten Land, weit weg von meinem bisherigen Leben.»
    «Ginge das auch mit mir?»
    «Ja», erwiderte sie nachdenklich. «Ja, das wäre möglich.»
    «Grazie.»
    Laura lächelte und legte den Kopf auf seinen Bauch, als jemand kräftig an die Tür klopfte.
    «Commissario Guerrini!?»
    «Santa Caterina!», fluchte Angelo leise und laut antwortete er: «Sì, chi parla?»
    «Capitano Maltempo schickt mich. Es gibt eine Festnahme. Sie und der deutsche Commissario sollen in die Lobby kommen.»
    «Bene. Ich komme gleich.»
    «Ich soll auf Sie warten.»
    «Warten Sie nicht! Ich finde die Lobby schon allein.»
    «Aber Sie haben keine Waffe, Commissario! Hier laufen kriminelle Elemente herum. Können Sie nicht mal die Tür aufmachen?»
    «Nein, kann ich nicht.»
    Laura prustete los, suchte ihre Kleider zwischen den herumliegenden Kissen, Schubladen, Kleiderbügeln und Decken. Dann flüchtete sie ins Badezimmer, ließ aber die Tür angelehnt. Vergnügt lauschte sie dem Gespräch, das immer weiterging, bis Guerrini irgendwann die Lust verlor und brüllte: «Ich erteile Ihnen hiermit den Befehl, in die Lobby zurückzugehen! Ha capito?!»
    «Aber der Capitano …», kam noch ein letzter Widerspruch, den Guerrini mit der Androhung eines Disziplinarverfahrens niederwalzte. Danach war Ruhe.
    «Was sagen wir dem Capitano?», fragte Laura, als Guerrini sich neben ihr unter die Dusche stellte.
    «Ich frage ihn, was er so lange in der Suite von Susanne Ullmann gemacht hat. Wir dagegen haben gemeinsam dein Zimmer untersucht, das von Unbekannten regelrecht auf den Kopf gestellt wurde. Haben wir ja auch, vero?»
    «Vero.»
    Er zog sie an sich, und gemeinsam genossen sie den warmen Wasserstrahl, das duftende Duschgel und schließlich die weichen Badehandtücher.
    «Bene», sagte Guerrini zuletzt, «die Untersuchung des Badezimmers ist ebenfalls abgeschlossen. Ich denke, jetzt können wir uns in die Lobby begeben.»
    Ihre Kleidung war nicht mehr ganz so makellos wie zuvor, allenfalls passabel, immerhin hatte sie ihr Haar mit dem Föhn so weit getrocknet, dass die restliche Feuchtigkeit kaum noch zu sehen war.
    «Maltempo wird uns kein Wort glauben, und ich werde nicht ernst bleiben können. Ich kann’s ja nicht einmal jetzt.» Angesichts des etwas zerknautschten Commissario prustete Laura erneut los. Sie fühlte sich so erleichtert und euphorisch, dass sie befürchtete, in den
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