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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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fuhr nach Süden. Seine Scheinwerfer bohrten sich durch die Dunkelheit. Es dauerte eine ganze Weile, bis er seinen eigenen Wagen eingeholt hatte.
    Er konnte ihn in der Ferne sehen, die Rücklichter kleine rote Tupfen, die gerade um eine Kurve verschwanden.
    Wenn er sie hier, inmitten dieser kargen, leicht abschüssigen Felder, einholen konnte, dann wäre das besser als der Versuch, sie in einer größeren Ortschaft anzuhalten, wo sie ihn im Straßengewirr abhängen konnte.
    Wohin fuhr sie? Welchen denkbaren Grund hatte sie für ihre Flucht? Sie hätte bleiben und es auf die Machtprobe mit Keating ankommen lassen können.
    Aber andererseits hatte Keating den Schrank im Keller geöffnet. Das ließ sich mit keiner Machtprobe aus der Welt schaffen.
    Hamish sagte gegen den Wind: »Sie will nicht in Dudlington sterben. Und auch nicht durch den Strang des Henkers.«
    Lieber an einem anonymen Ort, wo sie keine Harkness und keines Mordes schuldig war. Eine namenlose Frau, die aus einem Kanal oder aus einem Fluss gefischt und in einem Armengrab beigesetzt wird. Über die verschwundene Mary Ellison würde getuschelt und die ungeheuerlichsten Spekulationen würden angestellt werden, aber nach ein paar Monaten würde ihr Name unbeschädigt in Vergessenheit geraten.
    Seine Gewissheit nahm zu, während er ihr folgte. Mary Ellison wollte ihr Ende selbst wählen.
    Ihr Ehemann hatte sie in irgendeiner Form enttäuscht; und dann war es ihrer Tochter, die trotzig weggelaufen war, misslungen, durch ihre Kunst Ruhm zu erreichen. Stattdessen hatte sie einen Mann geheiratet, der später zu einem gewöhnlichen Verbrecher werden sollte. Rutledge wusste nicht, worin Emmas Sünde bestanden hatte, aber er glaubte, vielleicht hätte der Umstand, dass sie so außergewöhnlich schön war, etwas damit zu
tun gehabt. Mary Ellison hatte zugesehen, wie Männer sich wegen des Mädchens lächerlich machten, und am Ende hatte sie Emma die Schuld daran gegeben. Keine Harkness würde jemals den Wunsch verspüren, in der Öffentlichkeit aufzufallen. Das war irgendwie - unpassend.
    Dann strichen die Scheinwerfer seines Wagens ohne jede Vorwarnung über den Himmel vor ihm, richteten sich ruckhaft nach oben und senkten sich dann in einem kühnen Bogen herab.
    Sein erster Gedanke war, dass er ihren Entschluss, den Wagen zu Schrott zu fahren, nicht vorhergesehen hatte. Dudlington lag noch keine sieben Meilen hinter ihnen und ihre Leiche würde zum Begräbnis dorthin zurückgebracht werden …
    Und dann drang das verzögerte Echo eines Schusses an seine Ohren. Rutledge trat das Gaspedal durch und fuhr Mrs. Channings Wagen mit hoher Geschwindigkeit in die Kurve. Nur seiner Geschicklichkeit am Steuer war es zu verdanken, dass die Reifen auf der Straße blieben.
    Es war fast schon zu spät, als er den anderen Wagen schräg auf der Fahrbahn stehen sah, ein Hindernis, das ihm den Weg abschnitt und nicht zu meiden war.
    Seine Hand griff nach der Bremse und zog fest daran. Steinchen sprühten auf, als das Fahrzeug ins Schleudern kam.
    Hamish schrie ihn an, und er kämpfte mit dem Steuer und fragte sich, ob sie beide schon tot waren.
    Als der Wagen ruckend zum Stehen kam, war er nicht mehr als einen halben Meter von seiner eigenen Motorhaube entfernt. Und durch die Windschutzscheibe konnte er sehen, dass die Fahrerin über dem Steuer zusammengebrochen war. Ihr Kopf war auf ihre Arme gefallen, als hätte sie beschlossen anzuhalten und sich auszuruhen.
    Er sprang aus dem Wagen und rannte los, ohne sich vorher Gedanken zu machen. Als er die Fahrertür öffnete, fiel Mary Ellison in seine Arme. Er fing sie auf, bettete sie behutsam ins
Gras und ging zum Wagen zurück, um seine Decke zu holen, damit er sie zudecken konnte.
    In der Dunkelheit ließ sich unmöglich sagen, wo sie getroffen worden war. Überall schien Blut zu sein, und er war nicht sicher, ob sie mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geflogen oder mit der Brust auf das Lenkrad geprallt war. Er strich ihr das Haar zurück und fand einen schmalen Schnitt, aus dem Blut über ihr Gesicht strömte. Die Wunde war nicht tief genug, dachte er, um als Schussverletzung durchzugehen. An ihrem Kinn klaffte eine Wunde, die zum Teil unter dem Kragen ihres Nachthemds verborgen war, und auch aus dieser Wunde strömte reichlich Blut.
    Während er hektisch versuchte, das Blut zu stoppen, konnte er sehen, dass sie ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte. »Ich will nicht in Dudlington begraben werden. Es gibt ein unbenutztes
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