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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten
Autoren: Kitty Sewell
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beobachtete, wie seine Hosenbeine die Hundehaare wie durch Osmose in sich aufsaugten.
    »Hängt von Ihrem Beruf ab, Mister«, versuchte sie es erneut. »Holzfäller sind Sie jedenfalls nicht.« Bei dieser Feststellung kicherte sie herzlich, und dann wandte sie ihre Augen ganz von der Fahrbahn ab und drehte sich erwartungsvoll zu ihm hin.
    »Ich bin Arzt«, informierte er sie schnell.
    »Wunderbar!«, jubelte sie. »Das hab ich mir gedacht.« Sie scherte leicht aus, um nicht im Graben zu landen. »Niemand ist so froh, Ihnen zu begegnen, wie ich, das sag ich Ihnen.« Sie nahm eine ihrer molligen Hände vom Steuer und drückte Dafydds. »Ich bin Martha Kusugaq. Hab ein schlimmes Geschwür am Fuß, das schrecklich weh tut. Macht das Fahren wirklich zur Qual. Sehn Sie.« Sie griff nach unten und ließ ihren Schuh auf den Boden fallen, um ihm eine eitergefüllte Wucherung an der Seite ihres Fußrückens zu zeigen.
    »Schlimm«, bestätigte Dafydd und richtete seine Augen in der Hoffnung, sie werde es ihm nachtun, auf die vor ihnen liegende holprige, gewundene Straße.
    »Sind Sie morgen in der Klinik?«, fragte sie und drehte sich erwartungsvoll zu ihm hin.
    »Das vermute ich.« Seine erste Patientin … jetzt schon!
    »Okay, also morgen. Abgemacht.« Sie schlüpfte wieder in den Schuh. »Die Ärzte, die wir hier haben, sind scheiße, das sag ich Ihnen. Wenn Sie mich irgendwas fragen wollen – gern. Ich erzähl Ihnen die volle Wahrheit.« Offensichtlich spekulierte sie darauf, nun mit Fragen bombardiert zu werden. Als keine kamen, blickte sie ihn unter ihrem Pony hervor erneut an und erkundigte sich mit leichtem Misstrauen: »Was führt einen netten Herrn wie Sie in diese einsame Gegend?«
    Es gab absolut keinen Grund, aus der Fassung zu geraten, sagte er sich. Niemand wusste irgendetwas über seine Geschichte, von einem knappen Lebenslauf abgesehen. Der Krankenhausdirektor Dr. Hogg hatte noch nicht einmal seine Referenzen überprüft. Außerdem war er sich sicher, dass eine Kenntnis seiner Motive keinerlei Bedeutung gehabt hätte. Junge Chirurgen kamen schließlich nicht aus Spaß nach Moose Creek.
    Martha musterte ihn mit unverhohlener Neugier und wartete auf seine Antwort.
    »Warum fragen Sie das?«, gab er neckend zurück, um sein Unbehagen zu überdecken. »Wollen Sie damit sagen, dass dies kein geeigneter Ort für einen netten Burschen wie mich ist?«
    »Einen Burschen?«, kicherte Martha. Sie trat kräftig auf die Bremse, um nicht ein kleines Pelztier zu überfahren, das über die Straße raste. »Oh, der Ort hier ist ganz in Ordnung, für solche wie mich sowieso. Wir nennen’s hier das Arschl… den Hintern der Welt.« Sie wandte sich ihm wieder in ihrer direkten Art zu. »Die kommen alle her, weil sie sonst nirgends hin können. Arbeitsmäßig mein ich.«
    »Wer?«
    »Na ja … Ärzte.«
    Dafydd spürte, wie sich sein Kiefer unwillkürlich verkrampfte. »Ist es noch weit?«
    »Wir haben unsere eigene Medizin, wissen Sie. Ich hab ein paar Tricks von meiner Oma aufgeschnappt.« Wieder warf sie ihm einen seitlichen Blick zu und gluckste tief in der Kehle. »Ich wette, ich könnte Ihnen noch das eine oder andere beibringen.«
    Er kapitulierte und brach in Gelächter aus. Sie schloss sich ihm an. Er fühlte sich anerkannt, zumindest als Mensch, da ja alle Ärzte scheiße waren (wenn sie wüsste).
    »Soll ich anfangen, mir Sorgen zu machen?«, fragte er. »Sie fahren mich ja ganz schön weit raus.«
    »Dann passen Sie mal schön auf sich auf, so’n hübscher Junge wie Sie. Es gibt ’ne Menge Frauen, die nicht zögern würden, Sie mit ihren schmutzigen Pfoten anzutatschen, das sag ich Ihnen. Wie alt sind Sie? Höchstens um die dreißig, oder?«
    Er lächelte. »So in etwa. Aber ich verrat’s nicht.«
    Verstohlen betrachtete er sie. Sie war zwischen vierzig und fünfzig. Es gab keinen Zweifel, dass sie eine eingeborene Kanadierin war. Ihr Kopf und ihr Nacken waren kräftig und saßen bequem auf breiten, gut bepackten Schultern. Ihr struppiges schwarzes Haar hing ihr zu einem einzigen Zopf gefochten über den Rücken. Im Verhältnis zu ihrem dicken Bauch hatte sie eine kleine Brust. Ihre Beine waren ziemlich dünn, aber muskulös und steckten in Leggings. Aber sie hatte ein glattes, frisches Gesicht, und ihre Augen funkelten mutwillig.
    Die Stadt kam in Sichtweite. Sie wirkte völlig fach. Kein Gebäude war mehr als zwei Stockwerke hoch. Ein trostloser und langweiliger Anblick. Um die Stadt zog sich spärlich mit
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