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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst!
Autoren: Tim Bowler
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alles andere als nett. Aber das brauche ich dir wohl nicht zu sagen, oder?«
    Das Boot schaukelt wieder. Ich klammere mich seitlich an der Koje fest. Da berührt meine Hand das Messer. Ich kralle die Finger um den Griff. Das Boot schaukelt weiter, dann beruhigt es sich langsam wieder. Ich halte das Messer hoch und lasse es aufschnappen.
    Kat erstarrt. Riff lächelt nur.
    Â»Es bringt dir nichts, wenn du dich mit uns anlegst, Blade. Denn wir sind jetzt die Einzigen, die für deine Sicherheit sorgen können. Du brauchst uns auf deiner Seite.« Er schüttelt den Kopf. »Schau dich an. Du bist verletzt. Du bist fertig. Und du hast Schiss. Du reagierst panisch.«
    Ich starre kurz auf die Klinge, dann drehe ich sie nach unten und ramme die Spitze in die Koje. Das Messer zittert ein paar Sekunden lang, dann bleibt es ruhig stecken. Ich blicke finster zu Riff auf.
    Â»Bald werdet ihr die Panik kriegen. Ihr alle.«
    Â»Und warum?«, fragt er.
    Ich fixiere die beiden eine Weile, bevor ich antworte.
    Â»Weil das Pack, das hinter mir her ist, jetzt auch hinter euch her ist.«
    Sie bringen mir Sandwiches aus einer Plastikbox, zwei Äpfel, eine unreife Banane und eine Flasche Mineralwasser. Ich esse, trinke ein wenig und schlafe ein. Als ich aufwache, ist es wieder dunkel, und ich bin allein.
    Nur du bist noch da, Bigeyes. Und das stinkende Wasser. Ich habe eine Wollmütze auf dem Kopf und der Verband ist noch dran. Oder vielleicht ist es ein neuer Verband. Ich weiß es nicht. Er ist jedenfalls nass.
    Ich habe es mit Mühe geschafft, aufzustehen, aber ich habe keine Kraft in den Beinen. Nicht viel jedenfalls. Gerade genug, um mich aufrecht zu halten, zu einem der Bullaugen rüberzuschwanken und rauszuschauen.
    Ein vertrauter Anblick. Liegeplätze mit Booten, die in der Strömung schaukeln, und die Lichter des anderthalb Kilometer entfernten Hafenviertels. Ich kenne diese Gegend gut. Das Ende der Stadt, wo der Fluss ins Meer mündet. Aber ich habe es bisher noch nie vom Wasser aus gesehen.
    Ich brauche dir ja nicht zu sagen, warum.
    Wenigstens habe ich aufgehört zu zittern. Immerhin. Aber bei jedem Schwanken des alten Kahns würgt es mich im Hals. Und er schwankt oft. Vielleicht war er mal ein hübsches Motorboot, aber nun ist er eher ein schwimmendes Wrack. Zwei schäbige Kabinen und ein Ruderhaus. Es riecht nach Diesel und verrottendem Holz. Taue und Ketten liegen rum. Sonst nur Gerümpel.
    Und es gibt kein Rettungsboot, mit dem ich an Land kommen könnte.
    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Riff und Kat fortgingen. Ich muss geschlafen haben, als sie verschwanden. Aber ich bin froh, dass sie weg sind. Allein sitze ich hier vielleicht in der Falle, aber im Moment bin ich hier so sicher wie sonst wo, solange ich in der Kabine bleibe.
    Das ist das Beste, Bigeyes, glaub mir. Ich sage dir, ich werde auf keinen Fall an Deck gehen, denn dort wäre ich dem Wasser zu nahe. Hier drinnen ertrage ich es gerade noch. Deshalb werde ich diese Kabine vorerst nicht verlassen. Ich muss sowieso außer Sicht bleiben.
    Ich wünschte nur, ich könnte auch aus den Köpfen der Leute verschwinden, Bigeyes. Denn das ist das Problem. Ich bin inzwischen in den Köpfen zu vieler Leute. Jede Menge Bullen und Feinde suchen nach mir. Ich muss jeden Schatten beobachten.
    Etwas bewegt sich auf dem Wasser.
    Ich kann es nicht sehen. Es ist noch zu weit weg. Aber ich höre einen Motor. Er ist nicht laut. Wahrscheinlich nur ein Außenbordmotor. Das Boot kommt von rechts. Ich spähe durch die Bullaugen. Nichts. Nur das Wasser und die Lichter am Ufer.
    Das Boot kommt näher. Es ist immer noch leise. Ich höre nur ein Tuckern. Aber es wird langsamer. Da ist es, bei den Liegeplätzen drüben. Ich habe mich geirrt. Es hat keinen Außenbordmotor. Es ist eine Barkasse mit einer kleinen Hundehütte obendrauf und einem tuckernden Motor als Antrieb.
    Im Cockpit sind drei Gestalten.
    Eine davon ist der Dicke.
    Diesen Kerl erkenne ich selbst im Dunkeln. Ich kann sein fettes Gesicht sehen. Ich drehe mich um und greife zur Koje rüber, in der noch das Messer steckt. Ich ziehe es raus, nehme es fest in die Hand und schaue wieder durchs Bullauge.
    Die Barkasse ist noch langsamer geworden, aber sie fährt noch. Sie kommt nicht hierher, sondern kurvt immer noch bei den Liegeplätzen rum. Die drei checken die vertäuten Boote. Ich beobachte sie genau. Jetzt sind sie drüben bei dem
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