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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen
Autoren: Klaus Seibel
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Sie schon in Großformat gesehen.«
    »Ich bin kein Showgirl zur Unterhaltung Ihrer Leute. Sie sollen die Zentrale verlassen.«
    »Wir brauchen …«
    »Sie brauchen gar nichts«, sagte Ellen. »Die Technik funktioniert, und alles andere können Ihre Leute aus der Ersatzzentrale verfolgen.«
    Burgsmüller sah auf die Uhr. Die Zeit lief unerbittlich auf den Moment zu, den der Erpresser genannt hatte. »Raus!«, ordnete Burgsmüller an.
    Einige der BKAler murrten, aber dann war die Zentrale schnell leer. Nur Burgsmüller und Ellen waren noch da.
    »Ich bleibe«, sagte Burgsmüller. »Ich trage die Verantwortung und führe die Verhandlung.«
    Ellen wollte es nicht auf die Spitze treiben. Sie hatte einiges erreicht, aber ein Risiko für Unschuldige wollte sie nicht. Ellen zog sich bis auf ihren Slip aus. Burgsmüller las Papiere durch, vielleicht seine Vorbereitung für die Verhandlung. Er beachtete Ellen nicht, was ihr sehr recht war.
    Ein Piepton signalisierte, dass der Erpresser die Verbindung aufgenommen hatte. »Willkommen zum letzten Level«, sagte er. Er sprach wieder mit der weiblichen Stimme.
    »Nehmen Sie die männliche Stimme«, forderte Ellen. »Sie sind ein Mann.«
    Burgsmüller wirkte plötzlich noch angespannter als vorher. Er stand schräg vor Ellen in einer Ecke, in der ihn der Erpresser nicht sehen konnte. Sie ignorierte sein »Was soll das?« in ihrem Ohr. Tatsächlich schaltete der Erpresser um.
    »Oho, so selbstbewusst heute? Das gefällt mir. Sie werden viel Selbstbewusstsein brauchen.«
    Burgsmüller beruhigte sich etwas. »Ab jetzt keine weiteren Eskapaden mehr«, flüsterte er in Ellens Ohr.
    Ellen hatte Schwierigkeiten, gleichzeitig auf den Erpresser und Burgsmüller zu achten.
    »Etwas ist anders heute«, sagte die Stimme des Erpressers, der Ellens Irritation offenbar spürte. »Das gefällt mir nicht.«
    Verflucht. Wenn er etwas merkte, war alles umsonst. Ellen schaute zum Monitor, der zeigte, was der Erpresser sah und mit ihm die Öffentlichkeit.
    »Sie werden doch nicht heimlich Unterstützung bekommen? Nehmen Sie die Arme in die Höhe und drehen Sie sich um die eigene Achse. Ich will sehen, ob Sie sauber sind.«
    Ellen tat wie verlangt. Gleichzeitig hob sie ihr Kinn, damit ihre Haare auch ganz bestimmt den Empfänger in ihrem Nacken bedeckten. So drehte sie sich langsam und präsentierte sich dem Erpresser – und nicht nur ihm.
    »Sieht gut aus«, sagte der Erpresser. »Und das dürfen Sie ruhig als ein Kompliment verstehen. Sie werden demnächst mit Sicherheit Angebote diverser Magazine erhalten.«
    Ellen nahm die Arme wieder herunter. Dabei hielt sie dem Erpresser den gestreckten Mittelfinger in die Kamera.
    »Lassen Sie diese Eigenmächtigkeiten!«, tönte Burgsmüller in ihrem Ohrhörer.
    Lachen kam aus den Lautsprechern. »Ich will nur sichergehen, dass Sie kein falsches Spiel treiben.«
    »Wenn hier einer ein falsches Spiel treibt, dann sind Sie es. Sie haben uns mit der Handyzündung belogen.«
    »Verdammt noch mal. Sie sollen nur sagen, was ich Ihnen vorgebe.« Burgsmüller ballte eine Hand zur Faust. Er sprach viel zu laut.
    Leider konnte Ellen ihn nicht leiser stellen.
    »Wie kann ich nur die Polizei belügen?«, sagte der Erpresser. »Das hat bestimmt Folgen. Wenn Sie mich erwischen, bekomme ich lebenslänglich für Erpressung – und noch zwei Wochen länger, weil ich Sie belogen habe.«
    Das Lachen steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden diabolischen Gelächter. Eine Gänsehaut kroch über Ellens Rücken. Burgsmüller sagte wieder etwas, aber sie konnte es wegen dem Krach nicht richtig verstehen. Was sollte sie tun? Sie konnte Burgsmüller schlecht um Wiederholung bitten.
    »Worum soll es heute gehen?«, stellte Ellen die fast schon übliche Frage.
    Statt einer Antwort zeigte der Monitor mit einem Mal dunkle Wolken, die sich bedrohlich auftürmten. Blitze zuckten. Aus den Lautsprechern kam dumpfes Grollen.
    Der Erpresser schien ein Faible für bedeutungsschwangeren Kitsch zu haben. Ellen kam sich tatsächlich vor wie in der Szenerie eines Computerspiels. Nur dass es hier nicht um bloße Punktgewinne ging.
    »Im letzten Level geht es immer nur um eins«, sagte die Stimme leise. Sie klang jetzt nicht mehr unverbindlich freundlich, sondern lauernd und bedrohlich. Sie hätte gut zu einem Dämon in einem Spiel gepasst. »Es geht um den Endgegner.«
    Bei dem letzten Wort kam ein explosionsartiger Knall aus dem Lautsprecher. Ellen fuhr unwillkürlich zusammen. »Was soll das
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