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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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drei bis fünf Mal über den ganzen Tag verteilt und von allen möglichen verschiedenen Kurierdiensten zugestellt. Ich hab ja fast nichts anderes mehr zu tun, als andauernd an den Briefkasten zu rennen.«
    »Deine Luxus-Rentner-Probleme möchte ich auch mal gerne haben«, spottete Betty. »Du hast doch nur nichts Richtiges mehr zu tun und regst dich deshalb über Gott und die Welt auf. Das nervt gewaltig.«
    Jacob nahm sie ins Visier. Ein leichtes Zucken seiner Augenlider verriet seine brodelnde Gefühlslage. Plötzlich hüpfte sein Blick zu Heiner. »Sag mal, stimmt es wirklich, dass diese Krötenfrauen sieben Männchen auf dem Rücken spazierentragen?«
    Sein ältester Sohn legte das Messer auf den Tellerrand und reckte den Zeigefinger. »Sogar bis zu zehn Männchen tragen sie durch die Gegend. Das steht jedenfalls in diesem Artikel.«
    »Siehst du, Elsbeth, das sind noch vorbildliche Frauen, nicht solche männerfeindlichen Kampfschnepfen wie du«, polterte Jacob.
    Betty, für die die Nennung ihres eigentlichen Vornamens stets ein rotes Tuch darstellte, lief abermals rot an. »Das würde euch Paschas so gefallen, wenn wir euch auch noch auf Händen tragen würden.«
    »Warum denn nicht, wir hätten’s durchaus verdient«, mischte sich Tannenberg schmatzend ein.
    »Hoffentlich werden diese dummen Krötentussis alle aufgespießt oder überfahren«, keifte seine Schwägerin zurück.
    »Und ich dachte bis eben, du wärst eine engagierte Tierschützerin. Was ist denn mit dir auf einmal los?«
    Wie von einem Katapult abgeschossen, schnellte Betty in die Höhe, warf die Serviette auf den Teller und stürmte aus der Küche.
    »Wolfi, du sollst sie doch nicht immer so ärgern«, seufzte Margot im Hinblick auf die Gefährdung des Familienfriedens, der ihr über alles ging.
    So als ob man ihn gerade mit einer Waffe bedrohen würde, riss Wolfram Tannenberg die Arme empor und erklärte mit Unschuldsmiene: »Das war kein vorsätzliches Handeln, Mutter, sondern reine Notwehr im Affekt.«
     
    Den frühen Sonntagnachmittag verbrachte Tannenberg in seiner Dienststelle am Pfaffplatz. Die Resonanz auf den Zeitungsaufruf an die Bevölkerung war bislang äußerst unbefriedigend geblieben. Nicht ein einziger ernstzunehmender Hinweis war bei der Polizei eingegangen. Der mysteriöse Heckenschütze war offenbar unbemerkt in den Wald hineingelangt, hatte den tödlichen Schuss abgegeben und war nach der hinterhältigen Tat ebenso spurlos verschwunden, wie er aufgetaucht war.
    Eine Hundertschaft der Enkenbacher Bereitschaftspolizei hatte zwischenzeitlich das gesamte Areal akribisch abgesucht und dabei eine Unmenge Material eingesammelt. Kleidungsstücke, die möglicherweise vom Täter stammten, befanden sich jedoch keine darunter. Tannenberg hatte sowieso keine große Hoffnung in diese Aktion gesetzt.
    Die von ihm gesichteten, vorläufigen Ergebnisse der Spurensicherung hatten seine Vermutung erhärtet, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Profi-Killer hinter diesem Anschlag steckte.
    Sabrina hatte ihm telefonisch über die Befragungen mit Marcel Christmanns Schulkameraden sowie dessen Trainer berichtet. Aber auch das brachte keine neuen Erkenntnisse über den ermordeten Leistungssportler ans Licht. Die Aussagen deckten sich weitgehend mit dem, was der Schulleiter des Sickingen-Gymnasiums über seinen ehemaligen Schüler bereits kundgetan hatte.
    Tannenberg blickte auf die von Geiger zusammengetragenen Rechercheergebnisse vor sich auf dem Tisch. In dem Papierstapel befanden sich unter anderem auch mehrere Blätter mit näheren Informationen zu den Beltway Sniper Attacks, die sein Vater erwähnt hatte. Die amerikanischen Ermittlungsbehörden waren damals zunächst von einem Einzeltäter ausgegangen, doch am Ende hatte sich gezeigt, dass zwei Männer für die Mordserie verantwortlich waren.
    Nach dem tödlichen Anschlag auf eine FBI-Agentin hatte die Polizei einen vermeintlich vielversprechenden Hinweis eines Tatzeugen erhalten. Der Mann behauptete, die Ermordung der zweifachen Mutter mit eigenen Augen gesehen zu haben. Doch schon bald stellte sich diese Aussage als völlig wertlos heraus, denn der Zeuge hatte nachweislich während der Tatzeit im Bett gelegen und geschlafen.
    Solche Superzeugen hab ich auch schon einige kennengelernt, dachte der Kriminalbeamte. Kopfschüttelnd stemmte er sich von seinem Schreibtischsessel in die Höhe und trottete zum Fenster. Sein versonnener Blick schwebte an dem Pfaffplatz-Kiosk vorbei zur
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