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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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verbreitete ein Sniper in Washington 23 Tage lang Angst und Schrecken. Der Heckenschütze tötete wahllos Menschen auf offener Straße. Zehn seiner Opfer starben. Darunter war auch eine Kollegin von dir, eine FBI-Agentin.«
    »Die arme Polizistin«, bemerkte Margot seufzend. »Wolfi, du hast so einen gefährlichen Beruf. Du musst immer gut auf dich aufpassen. Versprichst du mir das?«
    »Jaaa«, gab Tannenberg gedehnt zurück. An seinen Vater gerichtet, erklärte er: »Klar, jetzt erinnere ich mich daran. Diese Anschlagserie in den USA. Das ging ja damals durch alle Medien.«
    »Genau. Und das alles hab ich im Internet für dich recherchiert, mein Junge«, versetzte Jacob mit stolzgeschwellter Brust. Er kicherte. »Dabei bin ich auf einen neuen Saarländerwitz gestoßen. Wollt ihr ihn hören?«, fragte er in die Runde. Ohne die Reaktion seiner Familie abzuwarten, legte er sogleich nach: »Warum können Saarländer nicht Verstecken spielen?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Wolfram Tannenberg.
    »Von euch anderen hat auch keiner eine Idee, warum das nicht geht?«
    Allseitiges Schweigen.
    Jacob lachte auf: »Die Saarländer können deshalb nicht Verstecken spielen, weil sie keiner sucht.« Feixend schlug er eine Faust in die offene Hand. »Ist der nicht gut?«
    In diesem Augenblick kam Heiner in die Küche hereingeschneit.
    »Da bist du ja endlich. Du weißt doch ganz genau, dass bei uns auch sonntags Punkt zwölf Uhr zu Mittag gegessen wird«, beschwerte sich Margot.
    »Entschuldige, Mutter. Aber ich musste erst noch schnell etwas fertig machen.«
    »Gott sei Dank, dann können wir ja nun endlich loslegen«, stöhnte Tannenberg erleichtert auf und griff abermals den Schöpflöffel, um sich nun endlich eine anständige Portion Püree auf seinen Teller zu schaufeln.
    »Bitte wartet noch einen Augenblick«, bat sein Bruder.
    »Worauf?«
    »Darauf«, antwortete Heiner und zeigte auf ein Blatt Papier, mit dem er hektisch herumwedelte.
    »Was’n das?«, fragte Tannenberg mit einem Gesichtsausdruck, als ob ihm gerade der leibhaftige Teufel erschienen wäre. »Du hast doch nicht etwa schon wieder zugeschlagen? Ich meine kriminalpoetisch?«
    »Doch, doch, die literarische Muse hat mich gerade geküsst«, rief er freudig erregt aus und streckte dabei die Arme zur Zimmerdecke empor. »Deshalb habe ich mich auch ein wenig verspätet. Bitte habt Verständnis für eine permanent von genialen Inspirationen heimgesuchte Poetenseele.«
    »Und ich hatte gehofft, wenigstens für ein paar Monate von deinen lyrischen Amokläufen verschont zu bleiben«, brummelte Tannenberg.
    Wie ein Theaterschauspieler verneigte sich Heiner mit einer ausladenden Geste vor seiner Familie. »Voilà, es ist vollbracht«, jubilierte er. »Ihr müsst es euch unbedingt sofort anhören.«
    »Nein, du Schrebergarten-Literat, jetzt nicht, erst nach dem Essen«, beharrte Tannenberg auf umgehender Nahrungszufuhr.
    Heiner ging in die Knie und winselte wie ein Todeskandidat um Gnade: »Habt Erbarmen, oh holdes Publikum! Bitte vernehmt des Poeten Dichtkunst noch vor dem Festmahl.«
    »Von mir aus«, gab sich sein Bruder zähneknirschend geschlagen. »Aber beeil dich, bevor alles kalt wird.«
    »Hab Dank, geliebtes Bruderherz«, flötete Heiner. Voller Tatendrang rieb er sich die Hände. »Ich war durch diesen schrecklichen Anschlag gestern innerlich so aufgewühlt, dass ich mich unbedingt ablenken musste«, erklärte er. »Deshalb habe ich ein Gedicht geschrieben.« Ergriffen schloss er die Augen. »Habe schreiben müssen. Denn es war so tief in …«
    »Keine langen Vorträge, Mann!«, schnitt ihm sein Bruder das Wort ab.
    »Okay, okay, ich beeile mich ja schon«, zeigte sich Heiner einsichtig. »Aber noch kurz zur Entstehungsgeschichte meines neuen kriminalpoetischen Meisterwerkes: Heute Morgen bin ich in der Zeitung auf etwas gestoßen, das so grotesk war, dass ich es umgehend künstlerisch verarbeiten musste.« Erneut kniff er die Augen zusammen. »Ich konnte gar nicht anders, ich musste es einfach tun.«
    »Heiner«, knurrte Tannenberg. Dabei fletschte er bedrohlich die Zähne.
    Sein Bruder kehrte beschwichtigend die Handflächen nach außen. »Schon gut, Wolf. Also: Der Europäische Tierschutzbund hat die Nordic-Walker zu erhöhter Vorsicht bei wandernden Kröten aufgerufen.«
    »Warum denn das?«, fragte Betty verwundert.
    »Die spitzen Stöcke der Nordic-Walker sollen angeblich für die Kröten eine enorme Gefahr darstellen.«
    »Diesen Quatsch hab ich auch
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