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Zebraland

Zebraland

Titel: Zebraland
Autoren: Marlene Roeder
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benutzt.
    2.) Jemanden, der Schmiere steht.
    3.) Dunkle Klamotten. Falls was schiefläuft, kann man sich so besser verstecken, sagt Ziggy.
    4.) Eine Drahtschere, damit wir leichter in das Gehege kommen. Je näher wir dran sind, umso besser, sagt Phil.
    5.) Den Mut, die Sache wirklich durchzuziehen, sage ich.
    Freitagabend sitzen Ziggy und ich auf dem Sofa von Phils Opa, gucken Mission Impossible und stopfen uns nervös Salzstangen in den Mund.
    »Hör auf so rumzuhibbeln, Judith! Kannst du nicht ein Mal still sitzen?«, schnauzt Phil mich an. Er versucht, einen möglichst unauffälligen Blick auf die Uhr zu werfen. Bestimmt fragt er sich, wo Anouk so lange bleibt.
    Es ist einundzwanzig Uhr sieben.
    Um halb zehn schellt es. »Das ist sicher Anouk.« Mit erleichtertem Gesichtsausdruck und ganz untypischer Eile springt Phil auf, um die Haustür zu öffnen.
    »Hi.« Anouk tritt vorsichtig ein, als wäre sie zum ersten Mal in diesem Zimmer, als wäre sie eine Fremde, die nur zu Besuch gekommen ist. Phil starrt auf ihren leuchtend roten Mantel.
    »Schatz, hatten wir nicht vereinbart, dass wir schwarze Klamotte n … egal, vielleicht kann ich dir was leihen.«
    »Philipp«, unterbricht ihn Anouk bestimmt, »ich komme nicht mit.«
    »Wenn du es nicht sehen willst, kannst du auch mit Judith aufpassen, dass keiner kommt.«
    »Nein, du verstehst nicht. Ich komme nicht mit, weil ich bei dieser Sache nicht mitmachen möchte. Weil ich das nicht gut finde, was ihr da vorhabt.«
    Wenn Anouk plötzlich angefangen hätte, in einer fremden Sprache zu sprechen, Phil hätte nicht verblüffter aussehen können.
    Anouk spricht weiter: »Ich bin nur vorbeigekommen, um es euch persönlich zu sagen.« Das Tattoo ist inzwischen fast verheilt. Es wirkt nicht länger wie ein Fremdkörper, sondern ist mit ihr verschmolzen, ein neuer Teil von ihr.
    Unser Schweigen ist wie ein schwarzes Loch mitten im Zimmer, das alles andere einsaugt. Mein gieriges Herz triumphiert. Ich kann förmlich spüren, wie sich ein Riss zwischen Anouk und Phil auftut. An der Art, wie er die Schultern hochzieht, wie seine Augen sich verdunkeln, merke ich, wie Anouks Verhalten ihn verletzt.
    Aber da ist noch etwas anderes, was ich an ihm nicht kenne: Zweifel. »Vielleicht hast du ja Recht, Anouk«, sagt Philipp schließlich.
    Habe ich mich gerade verhört? Er gibt zu, dass er sich unsicher ist?
    Aber Anouk lenkt nicht ein. Sie presst die Lippen zusammen und schüttelt immer wieder den Kopf. Mir fällt ein, dass ich mal zu Phil gesagt habe, man hätte immer eine Wahl. Anscheinend hat Anouk ihre getroffen.
    »Kommst du dann morgen bei mir vorbei?«, fragt Phil, als er einsieht, dass jeder Überredungsversuch zwecklos ist.
    »Ich weiß es noch nicht.« Anouk wendet sich zur Tür.
    »Du gehst, ohne mir G-G-Glück zu wünschen?« Der letzte Rest von Gleichmut hat Phil im Stich gelassen.
    »Pass auf dich auf, Philipp.« Anouks dunkle Augen ruhen kurz auf ihm, dann nickt sie Ziggy und mir zu. »Ihr alle.« Ihr roter Mantel leuchtet, dann verschluckt sie der düstere Flur.
    Sie geht, und ich bleibe.
    Ja. Heute Nacht wird alles anders werden.

Ziggy
    Z: »Hatte Old Bob eigentlich ’n Tipp, wie man Babylon besiegen könnte?«
E: »Er meinte, Musik wär die Lösung. Er hat seine Songs als Waffe betrachtet, um die Welt zu verändern. Es gibt’n Song von ihm, der Chant down Babylon heißt.«
Z: »Man soll Babylon niedersingen ?! Schwachsinn!«
E: »Schon klar, aufzugeben und ein Zebra zu erschießen, weil so’n Psycho es einem befiehlt, ist natürlich viel schlauer, Mohn.«
    Nachdem Anouk gegangen war, wurde die Stimmung noch mieser. Wären wir in einem Comic gewesen, hätten wir die schwarzen Wolken über Philipps Kopf sehen können. So spürten wir sie nur.
    Wir quälten uns durch zwei weitere Filme, von denen ich vor Aufregung fast nichts mitbekam. Dann, um halb zwei, blies Philipp endlich zum Aufbruch.
    »Wir schaffen das auch ohne Anouk, oder?«, fragte er und warf uns beiden auf dem Sofa einen auffordernden Blick zu.
    Meine Dreads wackelten, als ich halbherzig nickte. Judith nickte auch. Philipp sah trotzdem nicht recht überzeugt aus. Gar nicht wie ein kampfeslustiger Anführer. Eher wie ein Typ, der gerade von seinem Mädchen eine Abfuhr kassiert hatte.
    Wir standen im Streichelzoo. Der Mond spendete ein schwaches Licht. Er war fast voll, eine bleiche Scheibe am bewölkten Nachthimmel. Aus irgendeinem Grund musste ich plötzlich an dieses Schlaflied denken, das Anouk damals
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