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Zebraland

Zebraland

Titel: Zebraland
Autoren: Marlene Roeder
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hat.«
    »Ist mir egal, was er sonst treibt. Aber wenn ich noch einmal so einen Anruf bekomme, dass der hier rumlungert, ist er fällig!«, drohte Kerim. »Hast du verstanden?« Er trat nach mir.
    Anruf? Von was für einem Anruf redete der? Doch darüber würde ich mir später den Kopf zerbrechen. In dem Moment nickte ich nur und war froh, dass er von mir abließ.
    Murad hatte sich bereits umgedreht, um wieder zurück ins Haus zu gehen. Kerim folgte ihm langsam. Er ging rückwärts, den Blick auf mich gerichtet. Dann fiel die Tür hinter den beiden zu. Ich blieb allein im Dunkeln zurück.
    Ich wankte die Treppen zu unserer Wohnung hinauf. Die Beleuchtung im Treppenhaus war mal wieder kaputt und flackerte. Ich kramte meinen Schlüssel aus der Jackentasche und erschrak. Während der zwei Sekunden, in denen es hell war, sah ich, dass auf dem Treppenabsatz vor unserer Wohnung jemand wartete. Die feinen Härchen in meinem Nacken richteten sich auf.
    Das Licht erlosch wieder. In der Dunkelheit, die mich umfing wie ein schwarzes Netz, war nur mein eigener gehetzter Atem zu hören. Und dann eine Stimme: »Na endlich! Ich warte hier schon eine Ewigkeit!«
    Die Stimme kannte ich doch! Als das Licht wieder anging, sah ich Philipp, der an der Wand lehnte. Noch nie war ich so froh gewesen, diesen Klugscheißer zu sehen. Dieser Abend brachte mich einem Herzinfarkt echt verdammt nahe! Meine Beine fühlten sich immer noch wacklig an, aber ich war so erleichtert, dass ich mich noch nicht mal richtig über Philipps übliche Arroganz ärgerte. Der tat ja gerade so, als wären wir verabredet gewesen und ich hätte mich unhöflicherweise verspätet!
    »Was willst du denn hier?«, fragte ich, während ich die Tür aufschloss. Nicht nur, dass er meine Frage unbeantwortet ließ, Philipp folgte mir auch noch unaufgefordert in die Wohnung. Ich ging erst mal in die Küche, um mir einen Kühlakku für meine brennenden Hände zu besorgen.
    Mein ungeladener Gast ließ sich so selbstverständlich auf einem Küchenstuhl nieder, als wäre er hier zu Hause. Dabei musterte er mich eindringlich. »Was ist mit deinen Händen passiert?«
    Meine aufgeschürften Pfoten sahen übel aus und vermutlich wirkte auch der Rest von mir ziemlich mitgenommen. Ich war froh, dass meine Mutter nicht da war, die hätte mich ausgequetscht wie eine überreife Zitrone. Das übernahm Philipp für sie.
    »Kleiner Zusammenstoß mit Yasmins Brüdern«, erwiderte ich und fasste die ganze Geschichte in knappen Worten zusammen.
    »Wie konntest du auch nur so bescheuert sein, dich von den beiden erwischen zu lassen!«, war Philipps ungnädiger Kommentar. »Was hast du eigentlich vor ihrem Haus gemacht?«
    Ich überhörte seine Frage lieber und lenkte das Gespräch auf den mysteriösen Anruf, den Kerim erwähnt hatte. Ich hatte da so eine Vermutun g …
    Philipp teilte meinen Verdacht. »Das war Mose!«, rief er sofort. »Er muss dich beobachtet haben! Und dann hat er bei den Özlans angerufen.«
    »Meinst du, er hat den Brüdern auch gesteckt, dass ich was mit dem Tod seiner Schwester zu tun habe?«, fragte ich besorgt.
    Doch Philipp schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Sonst lägst du jetzt wahrscheinlich im Krankenhaus. Nein, ich glaube, es war eine Warnung, dass wir endlich parieren sollen.« Philipp seufzte. »Eure Kummerkastenaktion ist übrigens in die Hose gegangen, Ziggy. Wir haben wieder Post bekommen.« Er zögerte kurz: »Genauer gesag t … du .«
    Irgendwann hatte es ja kommen müssen. Ich holte tief Luft: »Was will er von mir?«
    Plötzlich wirkte Philipp verlegen: »Also, ich hab echt keine Ahnung, was das bedeuten sol l …« Nein, nicht verlegen, Philipp sah eindeutig neugierig aus.
    »Mose hat nur geschrieben: Ziggy soll das Zebra töten. Sagt dir das irgendwas?«
    Er betrachtete mich eindringlich. »Ich schätze mal, das heißt Ja«, sagte er, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
    Philipps Blick war fast mitleidig. »Ich hol mal was für deine Hände«, murmelte er. »Wo ist euer Bad?« Kurz darauf kam er mit ein paar Mullbinden und einem Jodfläschchen zurück. Dann kramte er in dem Rucksack herum, den er mitgebracht hatte. Zu meinem Erstaunen zog er eine Flasche Wodka hervor.
    »Ein Überbleibsel aus dem reichen Vorrat meines Großvaters. Ich dachte, nach der Neuigkeit kannst du vielleicht was vertragen.«
    Wie ferngesteuert lief ich zum Schrank und holte zwei Gläser heraus. Philipp schenkte uns beiden ein Glas ein. Wahrscheinlich machte er das
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