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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Autoren: Robin Hobb
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Sir. Und ihm auch nicht gesagt, dass ich es tun würde.«
    »Was hast du dann getan?«
    »Ich habe die Narbe von seiner Brust gefeilt. Diesen siebenzackigen Stern.«
    Brashen wirkte fasziniert. »Hat er dir gesagt, was dieser Stern bedeutet?«
    Amber schüttelte den Kopf. »Das weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass er ihn an etwas außerordentlich Unerfreuliches erinnert. Es war eine Art Kompromiss. Die Begegnung mit der Seeschlange hat ihn verwirrt. Und zwar nachhaltig. Er hat seitdem fast nur darüber nachgedacht. Ich spüre, dass er überlegt, wer oder was er eigentlich ist. Er ist ein Junge in einem Erwachsenen. Und er ist zu dem Schluss gekommen, dass nichts so ist, wie er angenommen hat. Jetzt überdenkt er seine ganze Sicht der Welt.« Sie holte tief Luft, als wollte sie etwas Wichtiges sagen. Dann schien sie es sich anders zu überlegen und sagte stattdessen: »Im Moment macht er eine sehr schwierige Phase durch. Es ist zwar nicht unbedingt schlimm, was er tut, aber es ist eine sehr tiefe Selbsteinsicht. Für Paragon bedeutet es, dass er sehr üble Erinnerungen durchforsten muss. Ich habe nur versucht ihn abzulenken.«
    »Du hättest mich erst fragen müssen. Und du solltest nicht über die Seite des Schiffes gehen, ohne dass jemand aufpasst.«
    »Paragon hat auf mich aufgepasst«, erwiderte sie. »Und er hat mich festgehalten, während ich gearbeitet habe.«
    »Trotzdem.« Das Wort klang aus Brashens Mund wie eine scharfe Warnung. »Wenn du über die Seite gehst, will ich davon wissen.« Freundlicher fuhr er fort: »Wie geht die Arbeit voran?«
    Amber beherrschte sich. »Langsam. Das Holz ist sehr hart. Ich will es nicht einfach abhobeln und eine andere Narbe hinterlassen. Ich versuche mehr, es zu verbergen, als es zu beseitigen.«
    »Verstehe.« Brashen stand auf und ging in der Kajüte umher. »Hältst du es für denkbar, seine Augen zu erneuern?«
    Amber schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich müsste sein ganzes Gesicht verändern. Das Holz ist einfach weg. Selbst wenn ich jetzt neue Augen schnitze, gibt es keine Garantie dafür, dass er damit sehen kann. Ich habe keine Ahnung, wie die Magie von Hexenholz funktioniert. Genauso wenig wie er. Ich würde ein großes Risiko eingehen und ihn vermutlich nur noch mehr beschädigen.«
    »Verstehe.« Brashen dachte einen Moment nach und sagte dann: »Mach mit der Narbe weiter, aber ich möchte, dass du alle Vorsichtsmaßnahmen ergreifst, die ich von anderen Matrosen auch erwarte. Damit meine ich einen Partner, der dich beobachtet, während du über die Seite gehst. Zusätzlich zu Paragon.« Er schwieg kurz und nickte dann. »Das ist alles. Du kannst gehen.«
    Althea vermutete, dass es Amber nicht leicht fiel, sich Brashens Autorität zu beugen. Sie stand bei seinem Befehl auf, nicht so widerwillig wie Lavoy, aber steif, als widerstrebe es ihrem Selbstverständnis. Althea wollte ihr folgen, aber Brashens Stimme hielt sie auf. »Noch ein Wort, Althea.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Er warf einen Blick auf die Tür, die einen Spalt offen stand, und sie schloss sie leise. Brashen holte tief Luft. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Ich habe Amber in eine schwierige Lage gebracht, was Lavoy angeht. Pass auf sie auf. Nein, das meinte ich nicht. Sie ist genauso gefährlich für ihn wie er für sie. Er weiß das nur noch nicht. Behalte die beiden im Auge. Wenn es so aussieht, als würden sie aufeinanderprallen, benachrichtige mich. Lavoy ist der Typ, der seinem Widerwillen Ausdruck verleiht, aber ich werde ihm nicht erlauben, es zu weit zu treiben.«
    Sie nickte und sagte dann: »Jawohl, Sir.«
    »Noch eins.« Er zögerte. »Geht es dir gut? Ich meine, deinen Händen?«
    »Ich glaube schon.« Sie bog die Finger und wartete.
    Es dauerte eine Weile, bis er sprach. »Ich möchte, dass du etwas weißt.« Er sprach leise. »Ich wollte Artu umbringen. Das würde ich am liebsten immer noch. Das weißt du.«
    Sie lächelte gequält. »Ich auch. Ich habe es versucht.« Sie dachte einen Moment nach. »Aber es ist besser so, wie es gelaufen ist. Ich habe ihn geschlagen. Und er weiß es. Die Mannschaft weiß es. Wenn du eingegriffen hättest, müsste ich immer noch versuchen, mich ihnen zu beweisen. Aber es wäre jetzt noch schwieriger.« Sie wusste plötzlich, was er von ihr hören wollte. »Ihr habt das Richtige getan, Kapitän Trell.«
    Das Lächeln, das einen Moment um seine Lippen spielte, war echt. »Ja, das habe ich, hm?« Seine Stimme verriet aufrichtige
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