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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Autoren: Manfred Baumann
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Beifahrerin ist ja völlig fertig.« Sie löste sich aus der
Gruppe der Schaulustigen und ging rasch auf das Auto zu.
    »Wer z’blöd
zum Autofahren ist, soll dahoam bleiben!«, rief ihr der Trachtenanzugträger nach.
»Wurscht, ob er aus Norddeutschland kimmt oder aus dem Burgenland!« Der Mann kannte
sich aus. 196 Pollerunfälle hatte es allein im ersten Jahr nach Installierung der
automatischen Sperren gegeben. Den Vogel hatte ein Fahrer aus dem Burgenland abgeschossen.
Der war an einem Tag gleich zwei Mal gegen einen Poller geknallt. Das wusste der
Mann im Trachtenanzug genau. Er las penibel die Statistiken, die das Magistrat in
regelmäßigen Abständen veröffentlichte. Dass die meisten Unfälle die Salzburger
selbst verursachten, überging er dabei stillschweigend.
     
    »Halt! Da können Sie nicht durch!«
So schnell war August Maierhofer in 31 Dienstjahren noch nie aus seiner Portierloge
im Großen Festspielhaus aufgesprungen. Er riss die Glastüre auf und rammte einen
jungen Mann, der zwei mit Folien überzogene Silbertabletts trug. Der Mitarbeiter
der Cateringfirma knallte durch den Ansturm des wild gewordenen Portiers gegen einen
hageren Herrn im Frack hinter ihm. Der riss die Arme hoch und versuchte instinktiv,
seinen Querflötenkoffer zu schützen. Die Silbertabletts krachten mit lautem Scheppern
zu Boden. Zartrote Lachsfilets und dunkle Thunfischröllchen vermählten sich in einer
Melange aus Joghurt-Kren-Dressing und Orangenchutney mit kleinen Sachertortenstücken
und Bananenschnitten. Der erste Querflötist der Wiener Philharmoniker löste rasch
eine Hand vom Flötenkoffer und versuchte, den torkelnden Cateringassistenten an
der Schulter zu fassen, um ihn vor dem Hinfallen zu bewahren. Gleichzeitig wurde
seine Aufmerksamkeit von seinem frisch polierten rechten Schuh angezogen, auf dem
sich zwei Lachsfilets samt Joghurt-Kren-Dressing eingefunden hatten. Für einen Augenblick
war er ganz fasziniert von der Farbkombination, dem zarten Rot des Fisches auf der
schwarzen Fläche seines Schuhs, kontrastiert vom cremigen Weiß der Soße. Eine Installation
von unglaublichem Reiz, wie er fand. Vielleicht sollte er sein Handy zücken, um
das zu fotografieren. Aber das pausenlos anhaltende Brüllen in seiner Umgebung riss
ihn aus den Betrachtungen. »He, Sie da vorne! Stehen bleiben!« Der aufgebrachte
Portier befreite sich vom klammernden Arm des ums Gleichgewicht kämpfenden Cateringjünglings
und stapfte nach vorne. Zwei Sacherschnitten wurden zu braunem Matsch. Beim nächsten
Portiersschritt spritzte Orangenchutney nach allen Seiten. »Haltet die Frau auf!
Die kann da nicht weiter!« Er deutete mit der fuchtelnden Hand auf den roten Haarschopf,
der fünf Schritte vor ihm eben zwischen breiten befrackten Musikerrücken verschwand.
Einige der Orchesterherren, vom Geschrei hinter ihnen irritiert, drehten sich erstaunt
um. Sie sahen den ihnen flüchtig vom Vorbeigehen bekannten Mann aus der Pförtnerloge
auf sie zustürmen. Doch leider hatte der völlig entnervte Portier vergessen, dass
nach ein paar Metern ein Quergang seinen Weg kreuzte, durch den man von den Parkgaragen
ins Festspielhaus kam. Und von dort tauchten nicht nur in diesem Augenblick drei
Sängerinnen des Staatsopernchores auf, sondern auch eine Mitarbeiterin des Kartenbüros,
die ihren gefleckten Foxterrier an der Leine führte. Die zwei Altistinnen an der
Spitze der Gruppe waren schneller in ihren Reaktionen und wichen dem wie ein Büffel
heranstürmenden Portier gerade noch aus. Doch die zarte Sopransängerin dahinter
hatte keine Chance. Der Büffel rammte sie an der Schulter und stieß sie gegen die
Kartenbürodame, deren von vielen Cremeschnitten gestärkter Körper Gott sei Dank
wie eine Schutzmatte beim Schirennen funktionierte und den Crash abfederte. Der
kleine Terrier fasste den Aufprall der Sopranistin am breiten Busen seines Frauchens
dennoch als Angriff auf und begann wütend zu kläffen.
    »Sind Sie
völlig wahnsinnig, Mann?«
    Der schrille
Schrei der ersten Altistin drang wie eine Sirene in den Gehörgang des pflichtbewussten,
aber völlig aus dem Häuschen geratenen Portiers. Der stoppte augenblicklich und
erkannte, was er angerichtet hatte. Seine Gesichtsfarbe wechselte von dunkelrot
zu kreidebleich. Er stotterte unverständliche Entschuldigungen und bückte sich nach
der Handtasche, die zu Boden gefallen war. Er versuchte Handy, Lippenstifte, Kamm
und Autoschlüssel einzusammeln und sich gleichzeitig des kläffenden Hundes zu
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