Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss
Autoren:
Vom Netzwerk:
weiblicher Oger an seinem Zorn gezweifelt. Er stampfte zum Tatort hinüber. Der Boden bebte unter seinen Tritten, aber der Drachenhorst schien stabil zu sein.
    Der Eingang des Horstes bestand aus einer schmalen Ritze, durch die nur der schmale Körper eines kleinen Drachen schlüpfen konnte. Knacks legte die Hände beiderseits an die Wände und riß den Fels mit einem gewaltigen Ruck auseinander, daß die Steine splitterten. Nun paßte auch ein Oger hindurch. Die Drachen waren jetzt schutzlos in ihrem altmodischen Nest aus Diamanten und anderen hitzebeständigen Edelsteinen. Feuerspeiende Drachen hatten meistens das Problem, daß gewöhnliches Nestmaterial in der Regel verbrannte oder zerschmolz, deshalb waren Diamanten auch die besten Freunde eines Drachen.
    Ein kleiner Oger, der nicht größer war als Dor selbst, stand dort, von drei geflügelten Drachenjungen in die Ecke gedrängt, während die Drachenmutter sie gutmütig anfunkelte. Der kleine Oger war stabil gebaut und hätte es wohl mit einem einzelnen Drachen seiner Größe bequem aufnehmen können. Aber zu dritt machten sie ihm doch die Hölle heiß. Überall waren Brandflecken zu sehen, obwohl der Oger noch unverletzt zu sein schien. Drachen liebten es, mit ihrer Mahlzeit zu spielen, bevor sie sie richtig rösteten.
    Knacks knurrte nicht einmal. Er beugte sich nur vor und sah die Drachenmutter an – da senkte sich ihr Dampf auch schon wie kalter Nebel wieder zu Boden. Denn Knacks war mindestens genausogroß wie sie, und es wäre ein müßiges Unterfangen gewesen, zuerst das Verhältnis von Kraft zu Masse bei einem Oger durchzukalkulieren. Er war einfach eine Nummer zu groß für sie, nicht einmal mit einem Bauch voll Brennstoff. Also rührte sie keinen einzigen Muskel mehr und blieb wie versteinert liegen, als habe sie sich im Ausgucken mit einer Gorgone geübt.
    Krach ging auf eines der Drachenjungen zu. »Jetzt zwick ich dir dein Schwänzchen, du kleines Drachenwänzchen!« rief er fröhlich. Er hob das Junge am Schwanz hoch, wirbelte es herum und schleuderte es achtlos gegen die freie Wand.
    Der zweite kleine Drache sperrte das Maul auf und stieß eine kleine Feuersäule aus. Krach atmete mit einer solchen Heftigkeit aus, daß die Flammen wieder ins Maul zurückfuhren und der kleine Drache einen Hustenanfall bekam.
    Der dritte kleine Drache, der alles andere als feige war, stürzte sich mit gespreizten Klauen auf Krach. Der hob eine Faust und fing den Drachen damit ab, wobei sein Kopf und sein Schwanz dabei heftig gegeneinander schlugen. Betäubt stürzte er auf das Diamantenlager.
    Selbst der kleinste Oger konnte es mit einem gleich schweren Drachen aufnehmen, wenn es ein fairer Kampf war. Dor hatte das vorher nie glauben wollen, er hatte gedacht, das seien bloße Ammenmärchen.
    »Jetzt ist’s Spiel vorbei, nach Hause mit uns zwei«, sagte Knacks, packte seinen Sohn am Kragen und hob ihn aus dem Nest. Mit seiner anderen Faust hieb er mit derartiger Wucht auf den Horst, daß die Diamanten mit einem Ruck wie eine Wolke emporstoben und sich scheppernd im Gelände verteilten. Die Drachenmutter zuckte zusammen. Das gab noch ein ganz schön lästiges Aufräumen! Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, stampften sie davon.
    Bis auf Grundy, der es sich nicht nehmen ließ, das letzte Wort zu haben. »Gut, daß du dem Kleinen nichts getan hast«, rief er der Drachenmutter zu. »Sonst hätte Knacks böse werden können. Ich glaube nicht, daß es dir sehr zugesagt hätte, wenn Knacks böse geworden wäre!«
    Zum Glück war Knacks jetzt wieder gut gelaunt. »Du geholfen mir; was kann ich tun dafür?« wollte er von Dor wissen.
    Verlegen murmelte Dor: »Gern geschehen. Wir müssen jetzt nach Hause.« Knacks dachte nach. Er war zwar riesig groß, aber nicht besonders klug, deshalb dauerte es eine Weile. Dann wandte er sich an Grundy: »Golem sag mir an: Was braucht der kleine Mann?«
    »Och, Dor braucht eigentlich keine große Hilfe«, meinte Grundy. »Er ist ein Magier.«
    Knacks warf sich bedrohlich in die Brust. »Werde wütend sehr, wenn ich nicht Wahrheit hör!«
    Eingeschüchtert erwiderte Grundy hastig: »Na ja, die Jungen am Schloß Roogna necken Dor schon ein bißchen arg. Er ist nicht so groß und stark wie die großen Jungen, aber er besitzt mehr Magie als sie, deshalb –«
    Knacks winkte ungeduldig ab. Er hob Dor sanft in seine riesige Hand – zum Glück nicht am Kragen! – und trug ihn in nördlicher Richtung über den Pfad. Er hatte einen solchen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher