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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss
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fragen.«
    Eine gute Idee. »Sag mir ›heiß‹ oder ›kalt‹, während ich suche«, sagte Dor zu ihr und ging auf den Baum zu. Knacks folgte so leise, wie er nur konnte, damit das Beben des Bodens nicht die Stimme des Felsens übertönte. »Warm… warm… kühl… warm«, rief die Bodenwelle und lenkte Dor in die richtige Richtung. Plötzlich begriff Dor, daß er wirklich ein Magier war. Niemand sonst hätte eine solche Suche vollbringen können. Irenes Pflanzenwachstumstalent war zwar mächtig, aber nicht so vielseitig wie seines. Ihre grünen Finger waren ausschließlich von botanischem Nutzen. Um Xanth regieren zu können, mußte ein König dazu in der Lage sein, sich auch durchzusetzen, so wie der Magier Trent. Trent konnte jeden Gegner in eine Kröte verwandeln, und das wußte auch jeder in Xanth. Doch der Magier Trent war auch klug, er setzte sein Talent nur dazu ein, um seinen Verstand und seine Willenskraft zu unterstützen und ihnen Nachdruck zu verleihen. Was hätte ein Mädchen wie Irene tun sollen, wenn sie jemals den Thron bestiegen hätte? Die Pfade mit Schattenboxerpflanzen absichern? Dors Talent war viel wirkungsvoller. Er konnte sämtliche Geheimnisse herausbekommen, die ein Lebewesen haben mochte, außer solchen, die niemals vor einem unbelebten Gegenstand preisgegeben worden waren. Wissen war die Wurzel der Macht. Der Gute Magier Humfrey wußte das. Er –
    »Da ist ein Gewirrbaum!« zischte Grundy ihm ins Ohr.
    Dor richtete seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf den Boden. Gut, daß der Golem bei ihm geblieben war, anstatt auf eigene Faust Lebewesen zu befragen. Dor hatte blindlings auf die Anweisungen der Bodenwelle reagiert und stand nun direkt vor einem mittelgroßen Gewirrbaum. Deshalb war Grundy wohl auch bei ihm geblieben; denn er wußte, daß Dor öfter unachtsam war. Wenn der kleine Krach hier hineingegangen sein sollte –
    »Ich könnte ihn zwar fragen«, sagte Grundy, »aber der Baum würde wahrscheinlich lügen, wenn er mich überhaupt beachtet. Pflanzen sind ja auch nicht besonders gesprächig.«
    Knacks kam näher. »Grrauuuh!« brüllte er und stocherte mit einem keulenähnlichen Finger in den herabhängenden Tentakeln herum. Diese Botschaft bedurfte keiner Übersetzung.
    Der Gewirrbaum gab ein gemüsiges Angstpiepsen von sich und warf seine Tentakel peitschend zurück.
    Verblüfft trat Dor vor. »Warm«, sagte die Bodenwelle. Nervös trat Dor in den Kreis, der gewöhnlicherweise von dem Gewirrbaum bewacht wurde. »Kalt«, sagte der Fels.
    Also war der kleine Oger dem Baum nur um ein Haar ausgewichen und weitergegangen. Welch ein Glück – für den Bengel wie für den Baum! Doch nun führte die Spur in eine Erdritze, wo Nickelfüßler hausten. Nickelfüßler konnten jedem Lebewesen kleine Fleischringe aus dem Leib saugen, sogar Ogern. Doch die Spur führte daran vorbei.
    Endlich war die Bodenwelle zu Ende, doch es gab jede Menge vereinzelte Felsen in der Gegend, die es genausogut taten. Sie wanderten immer weiter, vorbei an einer wahren Sammlung der gängigsten Schrecken im Lande Xanth: an einem Nadelkaktus, einem Harpyiennest, einem Giftbach, einer menschenfressenden Würgepflanze – zum Glück war Krach ja kein Mensch, sondern ein Oger; vor Wut war sie purpurn angelaufen – und auch vorbei an einem Stück Speergrasrasen, dessen Speerspitzen böse funkelten. Und so weiter und so weiter. Krach war in keine Falle gelaufen, bis der Kleine schließlich zum Horst eines Flugdrachen gekommen war.
    Dor blieb entsetzt stehen. Diesmal bestand kein Zweifel: An einem solchen Horst ging niemand in solch dichter Entfernung vorbei, ohne dafür einen schlimmen Preis zu zahlen. Drachen waren die Herrscher des Dschungels. Es gab zwar einige Ungeheuer, die es mit ihnen durchaus aufnehmen konnten, aber alles in allem beherrschten die Drachen die Wildnis genauso, wie der Mensch die gezähmte Natur beherrschte.
    Sie hörten, wie sich die Drachenjungen mit irgendeinem armen Beutetier die Zeit vertrieben, indem sie fröhlich jeden möglichen Fluchtweg versengten. Drachenjunge mußten viel üben, bis sie richtig Feuer speien konnten, ohne daneben zu zielen. Ein unbewegliches Ziel taugte nur wenig dafür, irgendwann mußten sie sich an lebenden Zielen versuchen, um ihre Reflexe und ihr Zielvermögen zu schulen.
    »Ist Krach… dort?« fragte Dor und bangte vor der Antwort.
    »Heiß«, meinte der nächstgelegene Stein warmherzig. Knacks zog eine Grimasse, und diesmal hätte wohl nicht einmal ein
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