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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss
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er ihre Erinnerung an früheres Herzensleid wieder weckte?
    Dor wußte, was er zu tun hatte.
    »Millie, ich habe das Elixier beschaffen können, das Jonathan wiederherstellen kann.« Er hielt das Fläschchen hoch.
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Dor… jetzt fällt mir etwas ein… Dein Vater… er hat mich an dich erinnert. Nicht äußerlich, aber –«
    »Ich war damals doch noch gar nicht geboren!« sagte Dor barsch und bereute seinen Drang, der sie dazu hatte bringen wollen, sich an genau dies zu erinnern. »Du hast alles durcheinandergebracht. Ich erinnere dich an meinen Vater – weil ich langsam erwachsen werde.«
    »Ja, ja natürlich«, sagte sie unsicher. »Nur daß irgendwie… dein Talent des… ich erinnere mich daran, wie ich in einem großen Nest oder etwas Ähnlichem mit Perlen gesprochen habe –«
    »Nimm das Elixier«, sagte er und reichte es ihr. »Ruf Jonathan.« Ach, Jonathan, dachte er. Bist du dir bewußt, daß du in die Fußstapfen ihres Geliebten und ihres Verlobten trittst? Sei gut zu ihr – um all dessen willen, was nie hat sein dürfen!
    Millie war viel zu abgelenkt, um das Fläschchen entgegenzunehmen. »Ich… trotzdem irgendwas ist da noch. Ein großer Barbar namens –«
    »Jonathan!« brüllte Dor so laut, wie es ihm sein gegenwärtiger Körper gestattete. »Komm her!«
    Die Tür ging sofort auf; denn Jonathan befand sich stets in Millies Nähe. Eine jahrhundertealte Treue! Er schlurfte in die Küche und verlor die üblichen Schmutz- und Schimmelklumpen. Egal, wieviel ein Zombie verlieren mochte, er besaß immer noch mehr Stückchen und Teile, die von ihm abfielen. Das war Teil des Zaubers. Sein Körper war ein Skelett, seine Augen bestanden nur aus verfaulten Höhlen, und der ekelerregende Gestank der Verwesung umgab ihn.
    »Und doch weiß ich, daß es nur eine vorübergehende Faszination war«, fuhr Millie fort. »Der Barbar hat mich verlassen, während Jonathan geblieben ist.«
    Dor riß den Korken aus der Flasche. »Nimm das!« rief er und besprenkelte den Zombie mit der kostbaren Flüssigkeit.
    Sofort begann der Körper zu heilen: Das Fleisch wurde auf magische Weise wiederhergestellt, das Gewebe bildete sich neu und festigte sich, ebenso die Haut, die plötzlich rein und klar wurde. Die Figur verlor ihre gebückte Haltung, richtete sich auf und wurde voller und größer.
    »Und deshalb ist Jonathan auch meine wahre Liebe«, schloß Millie. Dann blickte sie auf und erkannte, welche Verwandlung dort gerade vor sich ging. Wieder warf sie ihr Haar umher wie in alten Zeiten. »Jonathan!« schrie sie.
    Schnell verschwanden auch die letzten Zombieanzeichen: Die Gestalt wurde zu einem hageren, aber gesunden, lebenden Mann.
    »Der Zombiemeister!« rief Dor, der ihn endlich erkannte. »Ich habe ja nie Euren Vornamen erfahren!«
    Dann wich er zurück, um der wahren Liebe den ihr zustehenden Platz einzuräumen. Jonathan und Millie traten aufeinander zu, und Dor wußte, daß seine Suche ein Ende gefunden hatte.
     
    ENDE
     
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