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Zauber einer Karibiknacht

Zauber einer Karibiknacht

Titel: Zauber einer Karibiknacht
Autoren: M Child
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offenem Mund stand sie da. Aus ihrem rechten Auge rann eine einzige Träne und lief die Wange entlang, im Sonnenlicht funkelnd wie ein Diamant. Die Träne blieb die einzige, und sie wischte sie nicht fort.
    „Und – mein Großvater wusste das?“
    „Ja.“
    „Aber er hat mir nie …“
    „Weil er dir nicht wehtun wollte.“
    „Das heißt … er hat mich angelogen? Er auch?“
    „Ja, aber nur um dich zu schützen“, murmelte Sean. Im Stillen wünschte er sich, er hätte das Thema nie aufgebracht.
    Aber ihre gemeinsame Zeit neigte sich dem Ende zu. Bald würden die Bauarbeiter kommen. Melinda hatte ihren Treuhandfonds erhalten. Bald würde er abreisen, und das Wissen über Stevens Vergangenheit war eine schwere Belastung für ihn gewesen.
    „Hätte ich bloß meine große Klappe gehalten“, murmelte er vor sich hin. In diesem Moment hasste er sich, die ganze vertrackte Situation – und vor allem Steven.
    „Es tut dir leid, dass du es mir erzählt hast?“
    „Allerdings.“
    „Weil man mich beschützen muss? Vor bitteren Wahrheiten zum Beispiel?“
    „Na ja … ja.“
    „Ich bin noch nie so beleidigt worden“, stieß sie hervor. Ein kalter Wind kam auf, Blätter raschelten, und die Wellen klatschten gegen die Küste. Melinda funkelte ihn zornig an.
    Das lief ja prima.
    „Man muss mich nicht beschützen, Sean. Ich bin erwachsen, auch wenn mein Großvater und du es nicht wahrhaben wollt. Ich kann die Wahrheit schon verkraften. Egal, wie unangenehm sie ist.“ Sie kniff die Augen zusammen und ging auf ihn zu.
    Vorsichtshalber trat Sean einen Schritt zurück.
    Es nützte nichts, weil auch sie noch einen Schritt machte. Wütend bohrte sie ihm den Zeigefinger in die Brust. „Du erzählst mir also, dass alle, wirklich alle, mich angelogen haben. Mein Großvater. Steven. Und auch du.“
    Sicher, sie hatte alles Recht der Welt, wütend zu sein. Aber er hatte keine Lust, mit einem Verbrecher in einen Topf geworfen zu werden. „Vergleich gefälligst nicht deinen Großvater und mich mit diesem charakterlosen Subjekt“, forderte er. „Der Typ wollte dich um dein Vermögen bringen. Aber Walter und ich wollten nur …“
    „Ihr habt mich angelogen“, stellte sie fest. „Oder mir die Wahrheit verheimlicht, was auf das Gleiche hinausläuft. Und warum ihr es getan habt, ist egal. Himmel, du verstehst das nicht mal, stimmt’s? Wie habe ich nur je glauben können, dass ich dich liebe?“
    „Was?“ Hatte er sich verhört? Nein. Einen Augenblick lang keimte Hoffnung in ihm auf wie ein zartes Pflänzchen – um im nächsten Moment zertrampelt zu werden.
    „Sagen wir, ich habe den Mann geliebt, für den ich dich gehalten habe“, korrigierte sie sich. „Aber wenn du mich in dieser Sache angelogen hast, wie soll ich dann wissen, ob du mich nicht auch in anderer Hinsicht belogen hast?“
    „Habe ich nicht.“ Er ergriff sie bei den Schultern und zog sie an sich. „Melinda, nichts, was zwischen uns geschehen ist, war eine Lüge.“
    „Und das soll ich dir glauben, ja?“ Sie sah ihn an, und in ihren Augen entdeckte Sean nicht nur Wut, sondern auch Schmerz. Schmerz, den er verursacht hatte, weil er ihr all diese bitteren Wahrheiten gesagt hatte. Das war das Ende. Jetzt würde er die Frau verlieren, die er über alles liebte, und er konnte nichts dagegen tun. Er hatte alles kaputt gemacht. Das ließ sich nicht mehr kitten.
    „Ich lasse mich nicht mehr belügen“, sagte sie. Ihre Stimme war leise, aber entschlossen. „Damit wäre unsere Ehe auf Zeit beendet, Sean. Wir beide haben bekommen, was wir wollten. Schluss, Ende, aus.“
    Eine eisige Faust umklammerte sein Herz. „Melinda …“
    „Ich will nicht mehr mit dir reden“, sagte sie und drehte sich um, um zum Auto zu gehen. „Bring mich noch zurück zum Hotel, und das war’s dann.“
    Fassungslos stand Sean da.
    Alles war aus.
    Nachdem sie zum Hotel zurückgekehrt waren, hatte Sean seine Sachen gepackt, um aus der gemeinsamen Suite auszuziehen. Melinda war dabei nicht anwesend, sie glaubte es nicht ertragen zu können. Stattdessen hatte sie ihren Großvater aufgesucht. Auf ihn war sie nicht ganz so wütend wie auf Sean, weil sie sein Verhalten besser nachvollziehen konnte. Für ihn würde sie immer das kleine Enkelkind bleiben, das in jungen Jahren alle geliebten Menschen verloren hatte – außer ihm. Weshalb er den Drang verspürte, sie stets vor der großen bösen Welt zu beschützen.
    Aber Sean, redete Melinda sich hartnäckig ein, hätte es besser
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