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Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon

Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon

Titel: Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
Autoren: Rachel Hawthorne
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hätte, so vieles, das ich nicht erklären konnte, Dinge, die er niemals erfahren durfte. Dennoch überkam mich ein Gefühl der Ruhe, als ich sein vom Mondlicht beschienenes, vertrautes Profil betrachtete. Seine Gesichtszüge wiesen eine gewisse Härte auf, die ihn als Krieger auszeichneten. Der kräftige Kiefer wurde fast verdeckt durch sein struppiges Haar, das ihm auf die Schultern fiel. Wie gern hätte ich es gestreichelt. Verzweifelt wünschte ich mir, meinen Zopf zu lösen und seine Finger zwischen meinen dunklen Haarsträhnen zu spüren. Ich wollte den Kopf an seinen Hals schmiegen und seine starken Arme um meinen Körper fühlen. Ich wollte so vieles, das ich nicht haben konnte. Ich wusste nicht, ob ich stark genug sein würde, mich mit einer freundschaftlichen
Beziehung zufriedenzugeben, jetzt, da er vollkommen unerreichbar für mich geworden war.
    »Du hast es sicher schon gehört«, murmelte er schließlich, und in seiner Stimme schwang Verbitterung mit.
    Connor wurde normalerweise nicht leicht wütend, aber ich hatte seinen Zorn miterlebt, als wir herausfanden, dass Wissenschaftler, die für Bio-Chrome arbeiteten, entschlossen waren, uns für ihren eigenen Gewinn zu benutzen, nachdem sie von unserer Existenz erfahren hatten. Connor glaubte daran, dass wir aus der Sache siegreich hervorgehen und ins normale Leben zurückkehren würden, beziehungsweise in das Leben, das für uns normal war.
    Aber jetzt beschworen seine bitteren Worte schreckliche Szenarien herauf. Hatte Bio-Chrome Lindsey gefangen genommen? War die Falle, die ich entdeckt hatte, eine von vielen? Hatten sie sie getötet? War das der Grund, weshalb Connor jetzt allein war? Trauerte er um sie? Oder hatte sie sich ebenfalls nicht verwandelt? Hatte mit dem Mond etwas nicht gestimmt? Zum ersten Mal seit jener Nacht klammerte ich mich an die mikroskopisch kleine Hoffnung, dass der Vollmond – und nicht ich selbst – eine Anomalie aufgewiesen hatte.
    »Was soll ich gehört haben?«, fragte ich leise.
    Dann bemerkte ich den weißen Verband, der unter dem Ärmel seines T-Shirts hervorschaute. Verbände sind bei uns eine Seltenheit. In Wolfsform heilen die Wunden von Gestaltwandlern unglaublich schnell – es sei denn, die Wunde wurde durch Silber oder durch den Biss eines anderen Lykanthropen verursacht. Dann dauert der Heilungsprozess ewig und hinterlässt eine hässliche Narbe. Selbst in der
Hitze des Gefechts können uns nur die schlimmsten Wunden kampfunfähig machen, weil sie sofort anfangen, wieder zu heilen, und wir auf diese Weise über eine Art lebendige Rüstung verfügen. Deshalb interessierte sich Bio-Chrome für uns.
    »Du bist verletzt«, flüsterte ich, und trotz bester Absichten ließ ich meine Finger über die Stelle neben seinem Verband gleiten. Ich spürte, wie seine Muskeln sich unter meiner Berührung zusammenzogen. Ich hatte ihn noch nie zuvor mit Absicht berührt. Seine Haut war weich und warm. Ich wollte wissen, wie sich sein Gesicht anfühlte, sein Hals, seine Brust … sein ganzer Körper.
    »Rafe.« Er sagte nur dieses eine Wort, als würde es alles erklären.
    Rafe war ein Dunkler Wächter und gehörte zu unserem Rudel und zu unserem Sherpa-Team. Er hatte schwarzes Haar und einen dunklen Teint wie ich. Er war mit uns aufgewachsen und hatte an unserer Seite gegen unsere Feinde gekämpft. Er stand genauso treu zu unserem Volk wie wir alle. »Rafe hat dich gebissen?«
    Connor schnaubte, und ich spürte, wie eine Woge von Zorn in ihm anschwoll. »Ich habe ihn zurückgebissen. Ich wünschte, ich hätte die Tollwut. Das würde ihm recht geschehen. «
    »Ich verstehe das nicht. Wo ist Lindsey? Was ist passiert?«
    »Rafe hat mich zum Kampf um sie herausgefordert.«
    »Was? Du meinst Wolf gegen Wolf?« Eine Herausforderung wird niemals leichtfertig ausgesprochen. Wenn ein Wolf einen anderen herausfordert, endet dieser Kampf der Tradition nach mit dem Tod eines der Kontrahenten.

    »Ja.«
    »O mein Gott! Aber du bist ihr Gefährte. Du hast sie erwählt, sie hat deinen Antrag angenommen.« Das Mädchen hat das Recht, den Jungen abzulehnen, der sie zu seiner Gefährtin erklären will. Aber soweit ich mich erinnern konnte, war dies noch nie geschehen. »Aber ihr seid doch schon seit Ewigkeiten zusammen …«
    »Ja, aber offensichtlich habe ich die falsche Wahl getroffen. «
    Er starrte weiterhin aufs Wasser, als würde er sich schämen, oder vielleicht wollte er einfach nicht, dass ich die Kränkung über die Zurückweisung und
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