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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell
Autoren: Georgette Heyer
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war nicht nötig. Ich wußte, sie ist Ihre Nichte, und das genügt mir! Mit einem Wort, ich wünsche diese Verbindung nicht, und ich werde tun, was in meiner Macht steht, um sie zu beenden. Unterschätzen Sie mich nicht. Sie werden merken, daß ich eine ganze Menge tun kann.«
    »Ich würde Sie bitten, sich von der Vorstellung freizumachen, daß mir diese Verbindung willkommener ist als Ihnen!« sagte Miss Tresilian. »Nichts käme mir verabscheuungswürdiger vor als eine Verbindung mit einem Mitglied Ihrer Familie!«
    »Das kann ich mir denken – Sie sagten das bereits sehr deutlich, als Sie mir seinerzeit den Laufpaß gaben.«
    »Wenn Sie damit meinen, daß ich eine unglückselige Verlobung beendete, die Sie ebenso bereuten wie ich –«
    »Ich kam nicht hierher, um diese alte Geschichte aufzuwärmen!« unterbrach er sie barsch.
    »Nun, wenn Sie bloß gekommen sind, um mir mitzuteilen, daß Sie keine Heirat zwischen Lucy und Ihrem geehrten Cousin wünschen, so haben Sie Ihre Zeit verschwendet!« erwiderte sie.
    »Ach«, sagte der Lord sofort, »also unterstützen Sie die beiden doch? Das hätte ich mir denken können!«
    Sie war im Begriff, die Unterstellung zurückzuweisen, als ihr einfiel, daß dies kaum im Einklang mit ihrem Versprechen stünde, ihrer Nichte beizustehen. Es kostete sie große Überwindung, aber es gelang ihr, ein Lächeln hervorzubringen und in glaubwürdigem Ton zu sagen: »Hören wir auf, es hat keinen Sinn, daß wir einander weh tun, Iver. Wir mögen die Angelegenheit bereuen, aber ein zwölf Jahre alter Streit zwischen uns sollte kein Hindernis für die Ehe dieser Kinder sein.«
    »Hast du deiner Nichte davon erzählt?«
    »Nein – ebensowenig wie du, nehme ich an, es deinem Cousin erzählt hast. Und was würde es nützen! Sie würden mit Recht sagen, daß sie das nichts angeht.«
    »Ich bin aber dagegen!« erklärte er.
    »Werde nicht wieder wütend«, bat sie. »Abgesehen von unserer Affäre, was läßt sich gegen diese Verbindung sagen? Nichts könnte passender sein, muß ich sagen!« Sie zögerte und fügte dann hinzu: »Wie abscheulich egoistisch wären wir, würden wir den Kindern das Herz brechen, bloß weil wir beide einmal Streit hatten!«
    Seine Lippen zogen sich verächtlich zusammen. »Herzen brechen nicht so leicht!«
    »Niemand weiß das besser als ich«, gab sie zurück. »Dann müssen wir über diese Absurdität nicht länger sprechen.«
    Sie merkte zu spät, wie unglücklich ihre Worte klangen, und versuchte das verlorene Terrain zurückzuerobern. »Keiner von uns ist in der Lage zu beurteilen, wie sehr Menschen leiden, die einander wirklich lieben. Lucy besitzt einen anderen Charakter als ich: Man gewinnt nicht leicht ihre Zuneigung, aber sie ist wesentlich beständiger als ich.«
    »Weniger beständig zu sein, müßte ihr schwerfallen«, unterbrach er. »Erspar mir weitere herzergreifende Worte! Sie ist jung genug, um sich von der Enttäuschung zu erholen, und wird ohne Zweifel ihre Zuneigung sehr bald einem anderen und – so hoffe ich – ebenso geeigneten Freier schenken!«
    Verärgert erwiderte sie: »Das wäre durchaus möglich!«
    »Ach, erzähl keine Geschichten zu meiner Erbauung!« sagte er böse. »Du wirst mir nicht vormachen, dir sei unbekannt, daß mein Cousin die beste Partie auf dem Heiratsmarkt ist! Eine Trophäe für jedes Mädchen!«
    Sie stand wütend auf und sagte: »Wenn ich etwas zu sagen habe, so wird er nicht Lucys Trophäe werden, und darauf, Mylord, können Sie sich verlassen!«
    »Danke«, erwiderte er. »Sie haben mir die Gewißheit gegeben, die ich wünschte, und ich habe hier nichts mehr zu tun, als mich von Ihnen zu verabschieden! Ihr untertäniger Diener, Madam!«
     
    »Lucy«, sagte Miss Tresilian mit betonter Ruhe, »wenn dein Stolz sich nicht gegen die Beschuldigung auflehnt, auf einen reichen Fang aus zu sein, meiner tut es! Ich verlange nicht, daß du dir jeden Gedanken an Arthur aus dem Kopf schlägst. Ich sage bloß, solange er nicht in jeder Beziehung unabhängig und du mündig bist, werde ich weder seine Besuche in diesem Haus dulden noch dir erlauben, dort hinzugehen, wo auch nur die leiseste Möglichkeit eines Wiedersehens mit ihm besteht.«
    Die jüngere Miss Tresilian sagte mit einem tapferen Versuch, Haltung zu bewahren: »Meine Liebste, beabsichtigst du mich einzusperren? Ich werde ihn auf allen Gesellschaften und bei Almack’s treffen!«
    »Das weiß ich«, sagte ihre Tante. »Und du weißt, daß ich dich nicht einsperren
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