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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell
Autoren: Georgette Heyer
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werde. Ich habe eine viel bessere Idee, die, glaube ich, auch dir gefallen wird. Sie gefällt dir sogar sicher, da du schon oft den Wunsch geäußert hast, ins Ausland zu reisen; nur solange dieser schreckliche Bonaparte sein Unwesen trieb, war das natürlich nicht möglich. Aber jetzt –«
    »O nein, nein!« rief Lucy. »Mir ist es völlig egal, was Lord Iver denkt. Er hat kein Recht, mir eine Heirat mit Arthur zu verbieten, und wenn er so gehässig ist, Arthurs Monatsgeld zu streichen, dann wird es uns gelingen, halbwegs angenehm mit meiner Erbschaft zu leben. Und deshalb wird niemand schlecht von Arthur denken, denn in dem Augenblick, wo er fünfundzwanzig ist, kann er mir jeden Penny zurückzahlen, wenn er will. Das einzige, was wir brauchen, ist Papas Einwilligung – und das heißt, die deine, liebe Tante!«
    »Und die wirst du nicht bekommen«, sagte Miss Tresilian mit unerwarteter Härte. »Mein liebes Kind, überleg einmal. Wie kannst du erwarten, ich könne mich so ungehörig benehmen, eine Ehe zu unterstützen, welche die mit Arthur am engsten verbundene Person ausdrücklich verbietet?«
    Sie merkte, daß ihre Worte Eindruck machten, und beeilte sich, Lucy alle Vorteile ihres Planes auszumalen. Lucy hörte ihr schweigend zu, und als Miss Tresilian alle Argumente vorgebracht hatte, kam sie plötzlich in den Genuß einer zärtlichen Umarmung.
    »Du bist die liebste und beste aller Tanten«, erklärte Lucy. »Ich verstehe, wie dir zumute ist – wirklich, ich verstehe es. Niemals würde ich dich bitten, etwas zu tun, das du für falsch hältst! Ich konnte ja nicht wissen, wie untragbar es für dich sein muß! Bitte verzeih mir!«
    Hocherfreut empfahl ihr Miss Tresilian, kein Gänschen zu sein, und fragte sich, wie schnell sie ihre Pläne in die Tat umsetzen könnte und was ihre anspruchsvolle ältere Schwester sagen würde, wenn sie erfuhr, daß sie eine längere Auslandsreise antreten und nicht nach Camden Place zurückkehren wolle. Man konnte nicht behaupten, daß Lucy an den Vorbereitungen, die Miss Tresilian jeden Augenblick der folgenden Woche in Atem hielten, im geringsten teilnahm oder Enthusiasmus für die versprochenen bevorstehenden Einkäufe zeigte, aber sie äußerte keinen Protest, und das war, fand Miss Tresilian, alles, was man in ihrem bedrückten Gemütszustand erhoffen konnte. Bei ihren Überlegungen kam Miss Tresilian auch die Idee, Mr. Rosely könne vielleicht seiner Herzensdame nachfolgen. Vermutlich würde Lord Iver einen derartigen Plan zu verhindern wissen, aber sie beschloß, von sich aus eine solche Möglichkeit zu vereiteln.
     
    Im Augenblick hatte sie keine Gelegenheit zu einer privaten Unterredung mit Mr. Rosely. Als sie eines Morgens nach ausgedehnten Besorgungen in der Stadt kurz nach elf wieder in der Green Street eintraf, wurde sie von ihrer Kammerfrau ungnädig empfangen, weil sie eine nach deren Ansicht überaus gefährliche Expedition allein unternommen hatte. »Und wahrscheinlich haben Sie nicht einmal gefrühstückt«, sagte Miss Baggeridge vorwurfsvoll, während sie ihr Cape und Handschuhe abnahm. »Jetzt setzen Sie sich aber sofort nieder, Miss Elinor! Durch die ganze Stadt zu marschieren, damit Sie dann todmüde sind! Was Ihre arme Mama dazu gesagt hätte, möchte ich nicht wissen!«
    Seit ihrer Kindheit an die Vorhaltungen ihrer Kammerfrau gewöhnt, fragte Miss Tresilian bloß, während sie ihren hübschen Strohhut abnahm: »Wo ist Miss Lucy? Sie hat wohl schon vor einer Stunde gefrühstückt?«
    »Wie es sich für eine gut erzogene Lady geziemt«, sagte Miss Baggeridge ergrimmt. »Allerdings, wenn Sie ihr mit so schlechtem Beispiel vorangehen –«
    »Wie wollen Sie das wissen«, fiel ihr Miss Tresilian ins Wort.
    Miss Baggeridge blickte sie mit funkelnden Augen an. »Ich weiß sehr gut, daß es mir nicht zukommt, ein Wort zu sagen, und fern sei es mir, mich zu diesem Thema zu äußern, aber wenn es um eine junge Dame geht, die durch die ganze Stadt schlendert, ohne auch nur von einem Pagen begleitet zu werden, und die eine Hutschachtel unter dem Arm trägt wie eine ganz gewöhnliche Person, dann kann ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, zu schweigen!«
    »Wenn sie eine Hutschachtel trug, dann brachte sie bloß den französischen Batistunterrock zurück, der geändert werden muß«, sagte Miss Tresilian prosaisch.
    Miss Baggeridge schnupfte, enthielt sich jedoch jedes weiteren Kommentars. Nachdem sie ihre Herrin mit frischem Kaffee, Brot und Butter
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